Bestechungsvorwürfe:Wildmoser, die Allianz-Arena und das Ende eines Märchens

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Karl-Heinz Wildmoser, Präsident des TSV 1860 München, und sein Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior, der Geschäftsführer des Bundesligisten, sind wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorläufig festgenommen worden. Jetzt will auch der FC Bayern als Geschädigter der Affäre gegen Vater und Sohn Anzeige erstatten.

Alles lief glatt, doch nun beginnt es draußen am Münchner Müllberg mächtig zu stinken: Bestechungsvorwürfe, Haftbefehle - ein übelriechender Sumpf tut sich in Fröttmaning an der nördlichen Stadtgrenze auf, dort, wo neben einer begrünten Müllhalde "das ungewöhnlichste Stadion der Welt" entsteht, wie der Bayern-Kaiser einst frohlockte.

Der Präsident des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, wurde am Dienstag zusammen mit seinem Sohn verhaftet. Beide sollen vor Baubeginn der "Allianz Arena" insgesamt 2,8 Millionen Euro Schmiergelder von einer österreichischen Baufirma kassiert haben. Als Gegenleistung sollen sie der Firma den Auftrag zugeschanzt haben. In einer groß angelegten Polizeiaktion wurden ihre Wohnungen, sowie dutzende Geschäftsräume und die 1860-Vereinsräume durchsucht.

Bis zu fünf Jahre Haft für Wildmoser junior

Neben den Wildmosers wurden zwei weitere Personen verhaftet und vernommen, einer ist laut Staatsanwaltschaft ein Schulfreund von Wildmoser junior, der andere Verdächtige sei ein Mitarbeiter aus einer Immobilienfirma der Wildmosers. Im Laufe des Nachmittags gestand der Mann die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und wurde freigelassen.

Der "Löwen"-Chef und sein Sohn, Karl-Heinz Wildmoser junior, stehen unter dem Verdacht der Bestechlichkeit, der Steuerhinterziehung und der Beihilfe zur Untreue, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld mitteilte. Gegen Wildmoser junior besteht der direkte Verdacht der Untreue. Allein dafür drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.

Hoeneß: Wir prüfen, ob wir Anzeige erstatten

In der Bestechungsaffäre um das neue Münchner Fußballstadion will der FC Bayern möglicherweise rechtliche Schritte gegen den Präsidenten des TSV 1860, Karl-Heinz Wildmoser, einlegen. "Wir prüfen, ob wir auch Anzeige erstatten", sagte Bayern- Manager Uli Hoeneß dem Berliner "Tagesspiegel". Zur Debatte stünden Klagen gegen Wildmoser und dessen Sohn Karl- Heinz Wildmoser junior, den Geschäftsführer der Münchner Stadiongesellschaft. Auch eine Anzeige gegen die Baufirma Alpine schließt Hoeneß nicht aus.

Dem Vernehmen nach soll "Löwen"-Chef Wildmoser in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Der 64-Jährige, der als letzter Patriarch der Bundesliga gilt, betreibt in München die Traditionswirtschaft "Donisl" und auf dem Oktoberfest die "Hühner- und Entenbraterei".

Wildmoser ist eine schillernde Figur in der Münchner Fußball- und Promi-Szene. Gegenüber seinen abstiegsgefährdeten "Löwen" schlägt er gerne Poltertöne an. Der futuristische Neubau des Münchner Stadions, der mit farbverändernden Kunststoffhüllen umgeben wird, lag Wildmoser immer besonders am Herzen:

Ermittlungen bereits seit Herbst 2003

Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Mitarbeiter von Alpine wird ermittelt. Die Firma, Hauptauftragnehmerin der "Allianz Arena", wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Sie gilt als eines der größten Bauunternehmen Europas.

Vereinschef Wildmoser soll Alpine die geheime Information aus dem Ausschreibungsverfahren gegeben haben, dass die Auftraggeber eine Maximalsumme von 280 Millionen Euro akzeptieren würden. Alpine habe ein entsprechendes Angebot eingereicht und den Zuschlag erhalten. Zu einem "erheblich erhöhten Preis", nach Ansicht der Staatsanwaltschaft.

Die ersten Hinweise auf den Bestechungsskandal zeigten sich laut Staatsanwalt bei einer Steuer-Sonderprüfung im Herbst 2003. Über welche Wege die Gelder von Alpine zu den Wildmosers geflossen seien, müsse die Auswertung der Unterlagen zeigen. Um die Zahlungen zu kaschieren, sollen Scheinrechnungen über Beraterverträge ausgestellt worden sein. Wildmoser junior ist der Geschäftsführer der Bauherrin Allianz Arena München Stadion GmbH.

Der Skandal löste Bestürzung in der bayerischen Landeshauptstadt aus. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sagte im Bayerischen Rundfunk, er sei "entsetzt und erschüttert", dass Wildmoser "aus finanziellen Interessen heraus" das Ansehen des Fußballs, des Stadionprojekts und der Stadt so beschädige. In der "tz" kündigte Ude Zivilklagen gegen Wildmoser und Alpine an, um den Schaden zu decken.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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