Beckenbauers Ratschlag-Sammelsurium:Des Kaisers neue Worte

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Kritik am Vereinswechsel von Michael Ballack, Ratschläge an den FC Bayern und den DFB, dazu Ideen zur Bundesliga: Beckenbauer hat Rat für alle.

Nach der WM hatte sich Franz Beckenbauer noch eine kleine Auszeit vom Fußball genommen, doch mit seinem Einzug in die FIFA-Exekutive ist die Meinung des "Kaisers" wieder zu jedem Thema gefragt.

Ein kluges Wort für jede Situation (Foto: Foto:)

Kurz vor seiner als sicher geltenden Wahl in die so genannte Fußball-Weltregierung beim UEFA-Kongress am Freitag in Düsseldorf bezog Beckenbauer auch deutlich Stellung zur Krise des deutschen Vereinsfußballs im Europapokal.

"Wir suchen auch nach einer Erklärung. Man denkt, es wird besser, aber es wird nicht besser. Es geht jetzt schon fünf Jahre. Wir haben auch Weltklassespieler in den Vereinen, aber es bleiben immer nur die Bayern übrig. Die Bundesliga ist attraktiv, aber die Beweise fehlen", sagte Beckenbauer.

Zum sich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) anbahnenden Konflikt bei der künftigen Ausrüsterwahl empfahl er dringend eine Prüfung der lukrativen Offerte durch den Sportartikelhersteler Nike. "Wenn ein Verband so ein Angebot ignoriert, macht er sich strafbar", meinte der DFB-Vizepräsident. Mit einem Angebot von über 50 Millionen Euro pro Jahr bis 2011 hatte der US-Konzern den langjährigen DFB-Partner adidas um fast das Fünffache überboten. "Eine Abkehr von adidas ist schwer vorstellbar. Aber das Angebot ist ein Quantensprung", sagte Beckenbauer. In jedem Fall müsse man aber den zumindest bis 2010 laufenden Vertrag mit adidas einhalten.

Auch für seinen FC Bayern hatte der Vereinspräsident einen Rat parat. Dringend müsse sich der deutsche Rekordmeister spätestens im Sommer mit einem Spielmacher verstärken. "Ich glaube, dass im Mittelfeld etwas passieren muss. Ein Spieler vom Typ Deco, Diego oder Messi, so einen haben wir nicht, einen jungen Mehmet Scholl".

Als Grund für den "Umbruch" nannte der 61-Jährige auch den Fortgang von Michael Ballack. Dem Nationalmannschaftskapitän attestierte Beckenbauer, bei seinem Wechsel nach London einen gravierenden Fehler begangen zu haben. "Ich sehe keine Position für ihn bei Chelsea, die ideale Position, wo er immer gesucht wird, wie beim FC Bayern oder bei der Nationalmannschaft. Lampard ist zu stark und nimmt ihm die Position weg. Das sollte man schon wissen, wenn man ihn kauft. Zu Chelsea passt er nicht."

Im Vorgriff auf seine kommenden internationalen Aufgaben als FIFA- Funktionär hat Beckenbauer eine Lektion schon gelernt. Die einst von ihm und auch von seinem Bayern-Kollegen Karl-Heinz Rummenigge propagierte Idee einer Vorqualifikation kleiner Länder für WM und EM hat der 61-Jährige wegen des UEFA-Wahlmodus' mit einer Stimme pro Verband und der daraus resultierenden Macht der kleinen Verbände schnell wieder ad acta gelegt. "Ich habe auch mal gedacht, dass das gut wäre. Das wird es aber nicht geben. Wer das macht, ist gleich weg", sagte Beckenbauer.

Dafür überraschte der "Kaiser" - im öffentlichen Fokus auf fast jedes Thema angesprochen - mit einer anderen Idee. Die Bundesliga auf 20 Vereine aufzustocken hält er aus Konkurrenzgründen zu den großen Ligen in Italien, England und Spanien für einen probaten Vorschlag. "Wir sind die einzigen in Europa mit 18 Vereinen in der besten Liga. Ich hätte nichts gegen eine 20er-Liga", sagte er. Der Teufel steckte für Beckenbauer beim Fragemarathon aber im Detail: Von einem italienischen Journalisten kurz darauf auf die Schwäche der dortigen Liga angesprochen stellte er fest, dass dort wohl zu viele Clubs in der Serie A spielen.

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