Beckenbauer:"Matthäus wird ein Thema sein"

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Am Dienstag wird die Trainerfindungskommission (TFK) des Deutschen Fußball-Bundes wieder aktiv. Nach den jüngsten Nackenschlägen ist nun auch Lothar Matthäus im Gespräch - neben anderen.

Spätestens am Mittwoch wollen Beckenbauer und Co. danach mit den Kandidaten in Verhandlungen einsteigen. "Wir müssen jetzt interne, aber auch externe Möglichkeiten analysieren. Das heißt, dass wir auch mit ausländischen Trainern verhandeln werden. Namen werden wir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht nennen", sagte der WM-Ok-Chef.

"Ich denke, es wird in naher Zukunft eine Entscheidung geben, damit die Menschen in Deutschland, die sich für Fußball interessieren, wieder ein bisschen zufriedener sind", erklärte seinerseits der designierte geschäftsführende DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger im SWR-Fernsehen, obwohl der 59-Jährige selbst gar nicht der TFK angehört.

Gleichzeitig übte Zwanziger herbe Kritik am Verhalten von Hitzfeld und Rehhagel: "Hitzfeld hat fünf Tage mit dem Amt kokettiert und dann gesagt, er will nicht. Rehhagel hat fünf Tage kokettiert und dann auch gesagt, er will nicht. Das enttäuscht mich gnadenlos. Ich kann nicht begreifen, dass man sich aus dieser Verantwortung ein Stück weit herausstiehlt.

Empfehlung von Bierhoff

Nach Ansicht von Zwanziger werde es aber auch nach den bislang fehlgeschlagenen Bemühungen "eine gute Lösung geben". Das glaubt auch Beckenbauer: "Wir werden ganz sicher einen kompetenten Bundestrainer finden."

Zu den ausländischen Kandidaten zählen weiterhin Dänemarks Nationalcoach Morten Olsen, der auch bei den Niederlanden als Nachfolger von Dick Advocaat im Gespräch ist, sowie der Niederländer Guus Hiddink vom PSV Einhoven, der angeblich eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag besitzt. Der ehemalige DFB-Kapitän Oliver Bierhoff soll Beckenbauer zudem den zuletzt für Inter Mailand tätigen Italiener Alberto Zaccheroni ans Herz gelegt haben.

Aber auch über den Namen Lothar Matthäus werde man laut Beckenbauer am Dienstag diskutieren: "Matthäus wird ein Thema sein, er wird seinen Weg machen." Hiddink und Olsen finden es beide unisono "reizvoll, bei der WM 2006 in Deutschland eine Mannschaft zu betreuen". Kameruns deutscher Nationalcoach Winfried Schäfer machte zudem noch einmal auf sich aufmerksam, steht bei Beckenbauer, DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Verbands-Generalsekretär Horst R. Schmidt sowie Liga-Chef Werner Hackmann aber wohl nicht auf der Liste.

Ebenfalls unrealistisch ist die Variante, dass Ex-Teamchef Rudi Völler sich noch einmal übergangsweise für ein oder zwei Länderspiele auf die Bank setzt und danach Hitzfeld doch noch Bundestrainer wird. "Ein Rücktritt vom Rücktritt würde wohl zu viele Probleme aufwerfen", formuliert Beckenbauer seine Zweifel.

Der 59-Jährige will in den nächsten Tagen oder Wochen nicht nur die Bundestrainer-Frage einigermaßen erfolgreich gestalten, sondern auch das Umfeld der Nationalmannschaft verändern. "Wir müssen über neue Strukturen nachdenken. Der Bundestrainer braucht einen Nationalmannschafts-Manager, der ihm den Rücken freihält. Es müsste aber einer vom Kaliber eines Uli Hoeneß, Michael Meier oder Rudi Assauer sei. Vielleicht macht es ja Reiner Calmund. Der könnte das und hat ja jetzt viel Zeit", regte der "Kaiser" an und erhielt dabei Unterstützung von seinem Bayern-Kollegen Karl-Heinz Rummenigge, der Bierhoff für diese Rolle ins Spiel brachte: "Er wäre die Idealbesetzung."

Reformvorschlag

Rummenigge geht aber noch weiter und fordert als Konsequenz aus den jüngsten Pleiten und Pannen im Umfeld der DFB-Auswahl eine Radikalreform. "Die Nationalelf muss dringend dem Profi-Fußball angegliedert werden - wie es im Übrigen in Holland gehandhabt wird", erklärte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters Bayern München im Interview mit dem Fachmagazin kicker. Nach Meinung des 95-maligen Nationalspielers müsste die Nationalelf so schnell wie möglich der Hoheit der Deutschen Fußball Liga (DFL) unterstellt werden und dürfte nicht länger unter dem Dach des DFB bleiben.

"In der Nationalelf spielen Profis, deshalb sollte sie auch von einem Vertreter der Profis betreut werden. In Holland macht dies ein Herr Kessler, der hauptberuflich angestellt ist. Diese beiden Themen müssen diskutiert werden", sagte Rummenigge, der diese Problematik gerne auf dem DFB-Bundestag am 22./23. Oktober in Osnabrück zur Sprache bringen würde. Der Bayern-Boss befürchtet allerdings: "Beim DFB wird man sich mit Händen und Füßen gegen solche Reformen wehren."

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