Volleyball:Party am Holland-Beach - Tränen bei Holtwick/Semmler

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Den Haag (dpa) - Als Ilka Semmler doch noch an der brasilianischen Siegesfeier teilnehmen durfte, wandelte sich der Frust in Stolz.

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Den Haag (dpa) - Als Ilka Semmler doch noch an der brasilianischen Siegesfeier teilnehmen durfte, wandelte sich der Frust in Stolz.

„Wir haben die deutsche Fahne hochgehalten und haben gezeigt, dass wir bei einem Höhepunkt Bestleistung abliefern können“, erklärte die 29-jährige Berlinerin, die mit ihrer zwei Jahre älteren Partnerin Katrin Holtwick als einziges europäisches Team in die Phalanx der Samba-Beachvolleyballer einbrechen konnte. „Darauf können wir stolz sein“, sagte Semmler. Noch bevor gleich drei Brasilien-Duos mitten in Den Haag auf das WM-Podium kletterten, wurde die gebürtige Aachenerin als beste Blockspielerin der WM geehrt.

Die WM-Story von Holtwick/Semmler erinnert ein wenig an die von Jürgen Klinsmann und dem Fußball-Sommermärchen von 2006. „Wir haben uns im März mit dem kompletten Team zusammengesetzt und gesagt: Wir werden Weltmeister“, berichtete Trainer Tilo Backhaus. Was im Frauen-Beachvolleyball ähnlich utopisch erschien wie Klinsmanns Ankündigung zu Beginn seiner Bundestrainer-Karriere 2004. „Wir haben ganz oft über diese WM gesprochen, so dass sie beide diese schon fünfmal vorher erlebt hatten“, bemerkte der Trainer-Neuling Backhaus, seit eineinhalb Jahren zusammen mit Mentalcoach Moritz Anderten der engste Vertraute von Holtwick/Semmler im Sandkasten.

Seit zehn Jahren stehen die Block-Spezialistin Semmler und die Abwehrspielerin Holtwick nun schon zusammen auf den Beachfeldern der Welt. 2010 waren sie Vize-Europameister, zweimal holten sie in Timmendorfer Strand schon die deutsche Meisterschaft, bei der WM 2011 in Rom landeten sie wie bei Olympia 2012 in London auf Rang neun. 2014 entschieden sie sich für einen neuen Coach. „Tilo hat mit seinen Trainingsschwerpunkten die Reize gesetzt, die ein etabliertes Team braucht“, urteilte Semmler. Im Vorjahr in Gstaad gewannen Holtwick/Semmler dann erstmals ein Grand-Slam-Turnier.

In diesem Jahr allerdings ging es zunächst nicht so richtig voran, obwohl das für den Seaside Beach Club Essen startende Duo auf der Welttour wieder Top-Ten-Plätze einfuhr. Gleich drei deutsche Teams zogen im Wettlauf um nur zwei Olympia-Plätze für 2016 vorbei. „Im ersten Moment war das ein Schlag in den Nacken“, berichtete Trainer Backhaus. Ähnlich wie damals bei Klinsmann, der kurz vor der Heim-WM mit seinen Fußballern 1:4 in Florenz gegen Italien untergegangen war.

In den WM-Tagen von Holland kamen die Berlinerinnen dann - unerwartet für viele Experten - in einen Lauf. „Wenn man bei einer WM das Final Four spielt, ist es ein sensationelles Ergebnis. Immer wenn sie müssen, bringen sie ihre besten Resultate“, urteilte Julius Brink, Deutschlands Olympiasieger von 2012.

Doch das Happy End blieb wie damals für Klinsmann und Co. aus - nach der Halbfinale-Niederlage gegen das brasilianische Duo Lima/Fernanda blieb nur das „kleine Finale“. Auch das ging gegen Juliana/Antonelli 1:2 verloren. Das dritte Brasilien-Team, die Weltranglisten-Ersten Agatha/Barbara, holte schließlich den Titel. Deutschland blieb erstmals seit 2007 ohne WM-Medaille.

Mit Rang vier, der neben 28 000 Euro Prämie auch 700 wertvolle Punkte für die Olympia-Qualifikation bringt, verbesserten Holtwick/Semmler vor allem ihre Ausgangsposition im Kampf um ein Rio-Ticket. Die Olympischen Spiele bleiben dem Duo als letzte Medaillen-Chance, denn 2016 wird wohl ihre letzte Saison sein.

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