Bayern-Joker Vahid Hashemian:Mit Fleiß auf den Mond

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Seit er ein Kind ist träumt der Iraner Hashemian davon, beim FC Bayern zu spielen. Beim Spiel gegen Bremen kann der schüchterne Iraner nun zum entscheidenden Joker werden.

Von Jochen Breyer

München - Es kann nicht mehr lange dauern, bis Vahid Hashemian auf dem Mond lebt. Davon träumt er, seit er ein Kind ist, genauso wie er immer davon geträumt hat, einmal beim FC Bayern zu spielen.

"Wer hart arbeitet, kann seine Träume wahr machen", sagt Hashemian, 27, der im Juli von Bochum nach München gewechselt ist. Sätze wie dieser sprudeln aus dem Iraner heraus wie das Schwefelwasser aus den Geysiren im Yellowstone-Park.

Immer wieder redet er von Ehrgeiz und Optimismus. "Das sind die wichtigsten Eigenschaften", sagt er auch, wenn er über seine Situation bei den Bayern spricht.

In den ersten sechs Saisonspielen durfte Hashemian zweimal von Beginn an stürmen, einmal wurde er eingewechselt. Getroffen hat er nicht, "er muss sich erst eingewöhnen", sagt Trainer Felix Magath.

Einwechselspieler mit Potential

Auch in Bremen wird Hashemian zunächst draußen bleiben, Claudio Pizarro ist gesetzt. Wahrscheinlich wird ihm gegen Werder die Rolle zuteil, die Magath für ihn vorsieht: Einwechselspieler mit dem Potenzial, ein Spiel zu drehen.

Peter Neururer, Hashemians Trainer in Bochum, nannte ihn "den besten Kopfballspieler Europas". Sollten die Bayern in Bremen gegen Ende nicht führen, könnte Hashemian das Ziel weiter Flanken im Schlussspurt werden.

"Auch wenn ich nur 20 Minuten bekomme, muss ich zeigen, dass ich gut drauf bin", sagt der Stürmer. Er sieht eine Chance darin, Joker zu sein.

Hashemian ist ein höflicher Mensch, ein wenig schüchtern, und weil er mit seiner positiven Art ansteckt, nennt man es lieber: bescheiden, zurückhaltend.

Zu politischen Entwicklungen in Iran will er sich nicht äußern, nicht mal zum Spiel gegen Tel Aviv in der Champions League bezog er Stellung, für das er wegen vermutlich religiös motivierter Rückenschmerzen absagte.

Er weiß, dass er nur Falsches sagen kann, aus Sicht der moslemischen Hardliner in Iran, dort war dem Judoka Arash Miresmaeili gehuldigt worden, weil er bei Olympia nicht gegen einen Israeli angetreten ist.

Einmal aber hat Hashemian die Konfrontation nicht gescheut, vor mehr als drei Jahren, als er beschloss, nicht mehr für Iran zu spielen. Sein Verband habe ihn während einer Verletzung ignoriert, beschwerte sich der Stürmer, der in seinem Land sehr beliebt war.

Er würde Iran vernachlässigen, beschwerte sich Staatspräsident Chatami über Hashemian, der in seinem Land danach nicht mehr so beliebt war. "Die Leute haben es nicht verstanden, ich will meinem Land helfen, aber nicht dem Verband", sagt Hashemian.

Weil ihm die Leute wichtiger waren als die Funktionäre, kehrte er Ende August zurück und spielt am kommenden Samstag in seinem Geburtsort Teheran gegen Deutschland.

Dann will er zeigen, dass er seine Heimat liebt, was kaum bezweifelt werden kann, denn er spricht über Iran, als würde er aus einem Reiseprospekt vorlesen: "Im Süden kann man schwimmen und im Norden Ski fahren - zur gleichen Zeit."

Und er will zeigen, wie torgefährlich er ist. Frank Pagelsdorf, Hashemians Trainer beim HSV, nannte ihn "Hubschrauber", wegen seiner Kopfballstärke.

Diesen motorisierten Kosenamen will er rechtfertigen. Bis zur Mondlandung mit dem Helikopter liegt noch viel Arbeit und viel positives Denken vor Hashemian.

© SZ vom 2. Oktober 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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