Baseball-Bundesliga:Kino ja, Sport nein

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Regensburgs Legionäre sind nach dem späten Saisonstart Tabellenerster - und hadern mit der Zuschauerregelung.

Von Christoph Leischwitz

In Zeiten, in denen endlich wieder auf den Ball gehauen und losgerannt werden darf, ist Geduld ein besonders hohes Gut. Das findet auch Tomas Bison, Trainer der Baseballer der Regensburg Legionäre. Seine Mannschaft steht allerdings schon nach drei Spieltagen an der Tabellenspitze der Bundesliga Süd, zusammen mit den Heidenheim Heideköpfen.

Die Erleichterung war allerorten groß, als lange nach dem Corona-Lockdown doch noch ein Modus gefunden wurde, um einen deutschen Baseball-Meister küren zu können. Die Saison ist quasi um die Hälfte verkürzt: Alle Mannschaften treffen wie in einer Hinrunde nur einmal aufeinander, für die Playoffs qualifizieren sich aus Nord und Süd nur je zwei Teams, die Halbfinal- und Finalspiele werden im Best-of-three-Modus ausgetragen. Die meisten Spiele wurden von neun auf sieben Innings verkürzt. Die Regensburger dürfen sich aufgrund ihres Kaders durchaus Chancen ausrechnen, zum ersten Mal seit 2013 wieder Meister zu werden.

Das größte Problem der spielfreien Zeit, das gibt Bison offen zu, war die Motivation im Training. Ganz einfach, weil man nie gewusst habe, ob und wann es weitergeht. Und noch dazu unter verschärften Hygieneregeln: In voller Mannschaftsstärke zu trainieren, war nicht erlaubt, nach einem getroffenen Ball durfte nicht gelaufen werden, um Körperkontakt an den Malen zu vermeiden. Der ballfangende Catcher übernahm Schiedsrichter-Aufgaben, traf also die Entscheidung Fehlwurf oder Fehlschlag, Ball oder Strike. Die Sache mit der Motivation ist auch jetzt noch nicht ausgestanden: Ein Bundesliga-Kader darf am Spieltag zurzeit nur aus 14 Spielern bestehen, damit es auf der Bank nicht zu eng wird. So muss Bison auch bedenken, wen er wie oft aus dem Aufgebot streicht. Devon Ramirez, auch Pitcher-Trainer, war der einzige, der Trainingszeit verpasste. Er musste nach seiner Einreise aus den USA über die Schweiz zunächst zwei Wochen lang in Quarantäne bleiben, ehe er nach Regensburg weiterfahren durfte.

Was in Regensburg in dieser Konstellation besonders gut klappt, ist das Pitching. Viele Mannschaften hatten das Problem, das Niveau ihrer Werfer nicht über die gesamte Spieldauer halten zu können. Bei den Legionären brachten die Einwechslungen auf dem Werferhügel bislang keinen Leistungsabfall mit sich.

Bis zum möglichen Halbfinale stehen nur noch vier Spieltage an, drei im eigenen Stadion. Bleibt nur die Frage, ob die Heimspiele tatsächlich so ein Vorteil sind in Corona-Zeiten. Das Wort "Wettbewerbsverzerrung" will bei den Legionären zwar keiner in den Mund nehmen. "Ungerecht" findet Regensburgs Vorstand Armin Zimmermann die Zuschauersituation aber sehr wohl. Nicht nur, weil beim Auswärtsspiel in Mainz eine dreistellige Zuschauerzahl dabei war, um das Heimteam anzufeuern, und im Gegensatz dazu in Regensburg keine Zuschauer erlaubt sind. Sondern vor allem, weil das eigene Stadion zu anderen Anlässen sehr gut gefüllt ist. "Wir haben unser Open-Air-Kino im Stadion, jedes Mal mit bis zu 400 Zuschauern", sagt Zimmermann, "aber zum Baseball dürfen die Leute nicht kommen - beim gleichen Hygienekonzept. Das ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar." Ein Kulturevent mit Besuchern sei eben erlaubt, ein Sportevent nicht. Baseball-Fans müssten sich im Restaurant aufhalten, das über der Tribüne gelegen ist. Dessen Terrasse fällt unter die Biergartenverordnung. Doch die Ordner müssten darauf achten, "dass die Zuschauer ja nicht die Sitzplätze nutzen".

So hoffen die Legionäre, dass die Regelung Anfang September gelockert wird. Bis dahin stehen noch die vermutlich entscheidenden Spitzenspiele gegen Heidenheim um Platz eins und zwei im Süden an. Und dann könnten zu den Playoffs vielleicht noch Zuschauer kommen. Trainer Bison gibt sich bezüglich des Saisonziels zwar bescheiden, doch Vorstand Zimmermann sagt zumindest: "Ich glaube, man hat schon gesehen, dass wir gut aufgestellt sind heuer."

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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