Auszug aus der Allianz Arena:Alles auf Rot

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Der nächste Showdown, die nächste Rettung: Der TSV 1860 München zieht aus der Arena des großen Nachbarn FC Bayern aus - und verhindert die Insolvenz. Gerade noch rechtzeitig, an diesem Donnerstag startet die Regionalliga-Saison.

Von Markus  Schäflein und Philipp Schneider, München

Der FC Bayern München hat seine Arena in Fröttmaning künftig für sich alleine. Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen und Markus Fauser, Geschäftsführer des Lokalrivalen 1860 München, hatten sich nach dem Absturz der Löwen in die Regionalliga schon länger auf die Modalitäten einer Auflösung des Mietvertrages geeinigt; was noch fehlte, war eine Unterschrift des jordanischen 1860-Investors Hasan Ismaik. Diese leistete er nach langem Hin und Her am Dienstag; am Mittwochmorgen verkündete der FC Bayern dann als Erster den Vollzug. "Mit Beendigung des Mietvertrages ist die Allianz Arena nicht mehr Spielstätte des TSV 1860 München, eine spätere Rückkehr ist ausgeschlossen", verkündete er in einer Pressemitteilung.

Nach dem Absturz in die vierte Liga kehrt 1860 in das 12 500 Zuschauer fassende Stadion an der Grünwalder Straße im Stadtteil Giesing zurück, das auch für die dritte Liga tauglich ist. Bei einer künftigen Rückkehr in die zweite Liga bleibt dem Klub nur der Neubau einer Spielstätte oder eine Rückkehr ins Olympiastadion. Bereits Anfang Juli hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß zum bevorstehenden Auszug der Sechziger angekündigt: "Wir haben immer gesagt, dass wir die Blaskapelle dafür bestellen, und die ist bereits im Anmarsch." Möglicherweise werden auch bald die von Hoeneß gewünschten roten Sitzschalen installiert. Der Mietvertrag für die 75 000 Zuschauer fassende Allianz Arena, die von einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des FC Bayern betrieben wird, lief ursprünglich noch bis 2025. Auch 1860 bestätigte den Auszug: "Wir bedanken uns bei den Verantwortlichen des FC Bayern für die kooperativen und partnerschaftlichen Gespräche", erklärte Fauser.

Am Dienstag, kurz vor Ende einer von Fauser gesetzten Frist, hatte Ismaik die Fälligkeit eines Darlehens über acht Millionen Euro, mit dem die vergangene verkorkste Zweitligarunde finanziert worden war, von 2018 auf 2019 verschoben. Diese Stundung war für Fauser entscheidend, um eine positive Fortführungsprognose stellen zu können und die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu vermeiden. Frisches Geld für die Regionalligasaison, die für Sechzig an diesem Donnerstag (19 Uhr, live in Sport1) mit dem Eröffnungsspiel in Memmingen beginnt, gibt Ismaik allerdings nicht. Dafür springt der Hauptsponsor, ein Versicherungskonzern, ein, der neben der Zahlung für seine Trikotwerbung auch eine so genannte "Brückenfinanzierung" über rund zwei Millionen Euro zur Verfügung stellt.

Ismaik hatte die Unterschrift an eine Reihe von Forderungen geknüpft, die die Vertreter des Vereins großteils ablehnten und die teilweise auch rechtlich nicht umsetzbar waren. Nach SZ-Informationen lenkte der e.V. in einem der sechs Punkte ein: Er stimmte einer "Änderung der Satzung der KGaA durch Einführung eines Katalogs von Maßnahmen und Geschäften des Geschäftsführers der KGaA, die der vorherigen Zustimmung des Aufsichtsrats der KGaA bedürfen", zu. Damit wird die Macht des einzigen KGaA-Gremiums, in dem Ismaik die Mehrheit besitzt, vergrößert. Um welche Fälle es sich konkret handelt, muss noch festgelegt werden. Für die weiteren Wünsche Ismaiks gaben die e.V.-Vertreter Absichtserklärungen ab.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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