Australien:Der Faktor H

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Trainer Guus Hiddink schreibt mit Australien seine ganz eigene Erfolgsgeschichte weiter.

Man muss sich derzeit zuweilen noch einmal in Erinnerung rufen, wie Fußball funktioniert: Zwei Mannschaften zu je elf Spielern treten dabei gegeneinander an, und man muss das deshalb eigens betonen, weil vor dem Achtelfinale gegen Italien sehr wenig von den australischen Spielern die Rede ist und dafür sehr viel von einem einzigen Mann: Ihrem Trainer, Guus Hiddink.

Das hat natürlich auch mit dem Auftreten der Australier bei dieser WM zu tun, doch seinen Ruf hat er vor allem beim Turnier 2002 aufgebaut, als er die Mannschaft Südkoreas bis ins Halbfinale führte. Mit den "Socceroos" hofft er nun zumindest auf den Sprung unter die besten acht Teams der Welt.

"Ihn umgibt eine Aura, weil er so erfolgreich war und immer noch ist. Sein Erfolgshunger ist gewaltig", sagt Co-Trainer Graham Arnold. Für ein Land, das bisher von der Weltspitze so weit entfernt war wie geographisch von Europa und in dem Fußball bislang eine eher untergeordnete Rolle spielte, ist schon das Erreichen des Achtelfinales eine Sensation.

"Mächtig stolz"

Über Nacht hat Hiddink das Spiel dort hoffähig gemacht und eine Nation mit dem Fußball-Fieber angesteckt. "Wir sind alle mächtig stolz", sagt John O'Neill, Generalsekretär des Australischen Fußball-Verbandes (FFA).

Für ihn sind der "Hiddink-Faktor" und der "australische Spirit, niemals aufzugeben" ausschlaggebend für den Erfolg bei der WM. "Wir wussten immer, was die Jungs können. Aber es fehlte jemand, der ihnen Disziplin, Taktik und den Glauben, es schaffen zu können, vermittelt. Das hat Guus getan. Er ist ein Genie, das alles aus der Mannschaft herausholt", sagt O'Neill.

Kapitän Mark Viduka sagt es so: "Er ist einfach unglaublich und vielleicht unter einem glücklichen Stern geboren."

Die Fußballer hat Hiddink mit seiner autoritären und doch umgänglichen Art mitgerissen. "Ich bin zwar der Boss, aber einer, der auf der Seite der Spieler steht. Der sie nicht bestrafen, sondern mit ihnen Ziele erreichen will. Ich hoffe, menschlich zu sein und zu bleiben", sagt Hiddink.

Die Spieler danken es ihm mit ungeheurem Einsatz und Disziplin auf und neben dem Platz. Leicht zu trainieren und sehr lernwillig seien sie, sagt der Niederländer. "Ich bin mächtig stolz auf mein Team."

Ein Erfolgsgeheimnis habe er nicht: "Ich bin ein harter Arbeiter und verstehe was von Taktik. Die Spieler sind im Vergleich zu früher besser organisiert. Sie wissen, was zu tun ist. Und ich habe auch hier spezielle Spieler, die eine Partie entscheiden können."

Zwar sei Italien "der haushohe Favorit, aber wir wollen ihnen Paroli bieten".

Weiter nach Russland

Nach der Endrunde wird Hiddink wieder einmal seine Koffer packen und nach Russland weiter ziehen. Bereits im April unterschrieb der Niederländer dort einen Zweijahresvertrag.

Mit Australien will er zuvor aber ein weiteres Wunder schaffen und sich auch auf dem Fünften Kontinent unsterblich machen.

© SZ vom 26.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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