Australian Open:"Ich war bereit, auf dem Platz zu sterben"

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Die Französin Amelie Mauresmo hat in Melbourne endlich ihren ersten Grand-Slam-Titel gewonnen. Allerdings ohne das Finale zu Ende zu spielen - ihre Gegnerin gab unter Schmerzen auf.

Amelie Mauresmo hat bei den Australian Open in Melbourne den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Tenniskarriere gewonnen und nach langer Zeit des Zweifelns endlich den Durchbruch geschafft.

Die Französin profitierte im Endspiel am Samstag beim Stand von 6:1, 2:0 nach 52 Minuten von der Aufgabe der Belgierin Justine Henin-Hardenne, die unter starken Magenschmerzen litt.

Damit wurde zum ersten Mal im Profi-Tennis ein Grand-Slam-Finale bei den Damen nicht zu Ende gespielt.

"Es ist schon eigenartig"

Mauresmo hatte bereits auf dem Weg ins Endspiel zwei Mal von der Aufgabe ihrer Gegnerinnen profitiert. Die 17-jährige Michaella Krajicek aus den Niederlanden erlitt in der dritten Runde einen Sonnenstich, und die Belgierin Kim Clijsters zog sich im Halbfinale im dritten Satz einen Bänderriss im rechten Fuß zu.

"Es ist schon eigenartig wie ich das Finale gewonnen habe", gestand Mauresmo, ließ sich die Freude über den ersehnten und mit 751.000 Euro versüßten Sieg aber nicht nehmen: "Ich war bereit, auf dem Platz zu sterben. Ich habe so lange darauf gewartet, hart gearbeitet und es mir verdient."

Henin-Hardenne stimmte ihr zu und entschuldigte sich bei den Fans: "Es tut mir Leid, aber ich fühle mich so krank, dass ich nicht länger auf dem Platz stehen konnte."

Verantwortlich für ihr Unwohlsein waren entzündungshemmende Tabletten, die die Belgierin gegen die Schmerzen in ihrer rechten Schulter seit zwei Wochen eingenommen hatte. "Davon hat sich mein Magen entzündet. Letzte Nacht hatte ich solche Schmerzen, dass ich morgens um drei Uhr den Arzt rufen wollte", sagte sie.

Alles erreicht

Kurz nach ihrer Aufgabe und später in der Pressekonferenz brach die Melbourne-Siegerin von 2004 in Tränen aus. Nach zahlreichen Verletzungen und einer lebensgefährlichen Virus-Erkrankung hatte sich die viermalige Grand-Slam-Siegerin zurückgekämpft. Doch nun wurde sie wieder von ihrem anfälligen Körper gestoppt.

Amelie Mauresmo, früher ein Nervenbündel, ist dagegen körperlich und vor allem mental so gut drauf wie nie zuvor. Der Gewinn des WM-Titels im November in Los Angeles gab ihr den entscheidenden Schub.

"Ich habe jetzt alles erreicht, was ich mir zum Ziel gesetzt hatte: einen Grand-Slam-Titel, den Fedcup-Sieg und die Nummer eins der Welt zu sein. Jetzt muss ich nichts mehr beweisen", sagte die 26-Jährige erleichtert. Am Montag wird sie in der Weltrangliste vom dritten auf den zweiten Platz hinter Kim Clijsters vorrücken.

Mauresmo hatte 1999 als 19-Jährige das Finale in Melbourne erreicht, aber gegen die Schweizerin Martina Hingis verloren. Es dauerte sieben lange Jahre, bis sie erneut in ein Grand-Slam-Endspiel gelangte und im 32. Anlauf ihre Chance beim Schopfe packen konnte.

Länger als sie hat nur Jana Novotna für einen Grand-Slam-Sieg gebraucht: Die Tschechin gewann nach 45 Starts 1998 Wimbledon.

Auf den späten Erfolg will die Weinliebhaberin Mauresmo mit einem der edlen Tropen anstoßen, die zu Hause in ihrem Keller lagern. Vor drei oder vier Jahren hat sie einen besonders guten Wein erstanden, einen edelsüßen Weißen vom Weingut Château d'Yquem in Sauternes. "Den habe ich aufgehoben für meinen ersten Grand-Slam-Titel", sagte sie. "Ich werde ihn mit meinen engsten Freunden teilen."

Zwillingssieg im Doppel

Unterdessen haben die Brüder Bob und Mike Bryan haben in Melbourne den dritten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere im Doppel gewonnen. Die 27 Jahre alten eineiigen Zwillinge aus Kalifornien setzten sich im Finale gegen den Tschechen Martin Damm und seinen indischen Partner Leander Paes mit 4:6, 6:3, 6:4 durch.

Sie waren bereits bei den US-Open 2005 und den French Open 2003 erfolgreich gewesen. In Melbourne stand das beste Doppel der Welt zum dritten Mal in Folge im Endspiel.

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