Australian Open:Das Ende der deutschen Erwartungen

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Den einen traf die Hitzekeule, den anderen der Agassi-Schock: Die mit großen Erwartungen angereisten Tommy Haas und Rainer Schüttler sind in Melbourne schon in der zweiten Runde aus allen Träumen gerissen worden.

Und da auch Qualifikant Björn Phau scheiterte, verhinderte allein Anna-Lena Grönefeld am Mittwoch einen kompletten deutschen Blackout. Auf wackligen Beinen und mit Magenkrämpfen verabschiedete sich ein völlig erschöpfter Tommy Haas vom ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres.

Gegen den Slowaken Karol Beck verlor der gebürtige Hamburger nach 2:0-Satzvorsprung noch 7:5, 6:2, 2:6, 6:7 (5:7), 3:6 und musste danach erstmal an den Tropf. 31 Grad Celsius und die sengende Sonne machten ihm mehr zu schaffen als der Gegner.

"Mein Körper hat nach zwei Sätzen aufgehört zu arbeiten. Die Beine wollten nicht mehr weiter, ich war völlig am Ende. Hinterher dachte ich, ich muss mich übergeben. Ich bin dann zum Arzt und habe Infusionen bekommen", erklärte Haas, der wahrscheinlich zu wenig getrunken hatte und am Ende wohl dehydriert war.

Rat- und hilflos war auch Daviscupkollege Rainer Schüttler. Der Korbacher kassierte in einer Neuauflage des Finals von 2003 eine bittere 3:6, 1:6, 0:6-Schlappe gegen Andre Agassi (USA) und gewann dabei noch ein Spiel weniger als bei seiner Endspielniederlage vor zwei Jahren. Der Münchner Phau ist nach einem 5:7, 2:6, 1:6 gegen Mario Ancic (Kroatien) draußen.

Nur ein deutscher Sieg

Den einzigen deutschen Sieg des Tages verbuchte Anna-Lena Grönefeld aus Nordhorn, die mit einem 6:2, 7:5 (7:2)-Erfolg über Fabiola Zuluaga aus Kolumbien zum ersten Mal die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers erreichte. Dort trifft die 19-Jährige auf Wera Dutschewina aus Russland.

In der Nacht auf Donnerstag hatte nur der Bamberger Philipp Kohlschreiber gegen den zweifachen Olympiasieger Nicolas Massu (Chile) die Chance, die Bilanz etwas aufzubessern und als einziger deutscher Spieler im Herrenfeld in Runde drei einzuziehen.

Eine halbe Stunde saß Haas nach dem Match noch reglos in den Katakomben der Rod Laver Arena, versuchte erstmal alles zu verdauen und wieder auf die Beine zu kommen: "Normalerweise macht mir die Hitze nicht so viel aus. Ich kann mir das nicht erlären." 7:5 und 6: 2 führte der 26-Jährige gegen Beck, als plötzlich der Mann mit dem Hammer kam. "Ich dachte, ich habe alles unter Kontrolle. Aber dann war es, als würde ich gegen eine Wand laufen", erzählt Haas.

Immer wieder kühlte er Beine und Nacken mit Eis, trank und aß Bananen. Schließlich glaubte Haas dann doch eine Erklärung gefunden zu haben: "Die blöde Leistenzerrung beim Hopman Cup hat mich in meiner Vorbereitung gestört. Ich konnte die letzten Tage nicht ordentlich trainieren."

Schüttler war nach dem Duell mit Agassi restlos bedient. "Das war mehr als albtraumhaft. Andre war um Klassen besser", sagte Schüttler und meinte im Rückblick auf seinen großen Final-Auftritt 2003: "Das hier war noch bitterer als die Niederlage vor zwei Jahren. Da war der Finaleinzug ja schon ein großer Erfolg für mich.

Und diesmal hatte ich zumindest im ersten Satz eine gute Chance." Er konnte jedoch keine von fünf Breakchancen nutzen, und das kann man sich gegen den Ehemann von Steff Graf nicht erlauben.

Agassi gelangen dagegen zwei Breaks bei vier Möglichkeiten, der ausgeglichene erste Satz war weg. Danach schien Schüttler nie mehr an seine Chance zu glauben.

Überglücklich war dagegen Anna-Lena Grönefeld. "Das war ein großartiger Sieg. Zum ersten Mal habe ich eine Spielerin aus den Top 20 geschlagen," meinte die 19-Jährige. Gegen Dutschewina hofft sie am Freitag auf mehr: "Anfang Januar in Canberra habe ich Wera schließlich noch geschlagen."

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