Auslosung zur WM 2006:Deutschland spielt gegen Ecuador, Polen und Costa Rica

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Die Augen der Fußball-Fans auf der ganzen Erde richteten sich auf Leipzig. Dort bescherte die Auslosung der Vorrunden-Spiele der Fußball-Welt manch interessante Begegnung.

Auf Gastgeber Deutschland warten beim Unternehmen WM-Titelgewinn 2006 keine größeren Stolpersteine in der Vorrunde: Die Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann war bei der Auslosung der Weltmeisterschafts-Endrundengruppen in Leipzig bei der Ziehung durch die "Los-Paten" um Brasiliens Fußball-Ikone Pele mit der Glücksgöttin Fortuna im Bunde.

Statt des ebenfalls möglichen Erzrivalen Niederlande muss sich der dreimalige WM-Champion im Eröffnungsspiel am 9. Juni (voraussichtlich 18.00 Uhr) in der Münchner WM-Arena "nur" mit Costa Rica auseinander setzen. Weitere Gegner der "Klinsmänner" in der WM-Vorrunde sind Nachbar Polen am 14. Juni (voraussichtlich 21.00 Uhr) in Dortmund und Ecuador zum Abschluss am 20. Juni (voraussichtlich 16.00 Uhr) in Berlin.

"Natürlich hätte es viel schlimmer kommen können. Wir sind zufrieden. Das ist eine absolut machbare Gruppe. Aber jeder Gegner ist schwer. Wir gehen jetzt an die Arbeit", meinte Klinsmann sichtlich zufrieden. Auch Teammanager Oliver Bierhoff war von der Auslosung sehr angetan, warnte aber auch: "Wir sind sehr zufrieden mit der Gruppenauslosung. Das Auftaktspiel gegen Costa Rica wird schwierig. Wir wissen, dass sich die Favoriten im Auftaktspiel immer schwer tun. Das 0:1 von Frankreich gegen Senegal vor vier Jahren ist uns eine Warnung."

90 Minuten kurzweilige Unterhaltung

Allerdings droht dem deutschen Team um Kapitän Michael Ballack am 24. Juni bereits im Achtelfinale ein sehr schwerer Gegner aus der Gruppe B (England, Schweden, Paraguay, Trinidad/Tobago). Als Sieger der Gruppe A träfe die DFB-Auswahl am 24. Juni (voraussichtlich 17.00 Uhr) in München auf den Zweiten der Gruppe B treffen. Als Zweiter der Gruppe A wäre der Sieger der Gruppe B am 25. Juni (voraussichtlich 17.00) in Stuttgart der Widersacher.

Mit einer Show der Superlative und 90 Minuten kurzweiliger Unterhaltung wurde die große Fußball-Familie bei der Gruppen-Auslosung 182 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel in der Halle 1 der Neuen Messe Leipzig auf die zweite Weltmeisterschaft nach 1974 auf deutschem Boden eingestimmt. Rund 320 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten weltweit die von Welt-Stars wie Pele, Johan Cruyff oder Lothar Matthäus als "Los-Feen" durchgeführte Auslosungs-Zeremonie, die von 160 TV-Stationen live ausgestrahlt wurde.

Um 22.02 Uhr war das WM-Eröffnungsspiel perfekt. Den Gegner zog ausgerechnet Matthäus. Bundestrainer Jürgen Klinsmann nahm mit einem Schmunzeln die Auslosungs-Konstellation zur Kenntnis.

Die von Top-Model Heidi Klum zusammen mit Reinhold Beckmann moderierte Gala auf der 4800 Quadratmeter großen Bühne hatte einige Überraschungen parat. In anderen Gruppen hatte es die Ziehung in sich: So kommt es bei der WM in der Gruppe C zum Vorrundenduell zwischen dem zweimaligen Weltmeister Argentinien und den Niederlanden, in der Gruppe E treffen Italien und Tschechien aufeinander. Titelverteidiger und Rekord-Weltmeister Brasilien muss sich in der Gruppe F mit Kroatien, Australien und Japan auseinander setzen.

Nur der argentinische Trainer fehlte

Die sächsische Metropole Leipzig, die bereits am Donnerstag bei der Aktion mit der Bildung einer Menschenkette mit Tausenden Fans WM-Stimmung pur offenbart hatte, war am Freitag der Nabel der Fußball-Welt.

Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Morgen in der Oper noch eine Grußadresse an die Delegierten des außerordentlichen Bundestages des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gerichtet hatte, standen an der Spitze der anwesenden Polit-Prominenz.

Insgesamt 4000 Gäste, darunter 500 Repräsentanten des Weltverbandes FIFA und der für die Endrunde qualifizierten Nationalverbände, und 2000 Medienvertreter gaben dem "final draw" den entsprechenden Rahmen. Bis auf den argentinischen Coach Jose Pekerman waren alle 31 Nationaltrainer Augenzeuge des Spektakels in Leipzig.

Als Zeremonienmeister der Auslosung fungierte FIFA-Mediendirektor Markus Siegler, der acht Los-Paten aus den sechs Konföderationen um sich geschart hatte. Um 22.06 Uhr zog Matthäus, Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1990 in Italien, die letzte Kugel, die den spannendsten Teil der Gala beendete. Im Mittelpunkt des Interesses stand natürlich die deutsche Nationalmannschaft, die sich unter Klinsmann ("Wir wollen Weltmeister werden") bei der Heim-WM den vierten WM-Triumph im Endspiel am 9. Juli 2006 in Berlin (voraussichtlich 20.00) zum Ziel gesetzt hat.

Die Ziehung in Leipzig ging reibungslos über die Bühne. Aber auch der Unterhaltungsteil der Gala kann als sehr gelungen angesehen werden. Beeindruckend war der sechsminütige Beitrag des international renommierten Regisseurs Wolfgang Becker ("Good bye Lenin"), der mit kurzen Sequenzen das WM-Gastgeberland vorstellte und sehr pointiert porträtierte. Mit dem Kurzfilm weckte er gleichermaßen Begeisterung und WM-Vorfreude, getreu dem WM-Motto: "Die Welt zu Gast bei Freunden."

Deutschlands Fußball-Lichtgestalt und WM-OK-Präsident Franz Beckenbauer, der als Kapitän die deutsche Elf zum WM-Coup 1974 geführt hatte, der 54er-Weltmeister Horst Eckel und Klinsmann als WM-Champion von 1990 erinnerten bei ihren Auftritten an die vergangenen drei deutschen WM-Triumphe.

Der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde auch vom Sportartikelhersteller adidas der offizielle Ball der WM 2006 mit dem Namen "Teamgeist" mit seinem schwarz-weißen Propellermuster. Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack war es vorbehalten, das Geheimnis um das Spielgerät der Weltmeisterschaft auf der Bühne zu lüften. Der musikalische Höhepunkt des "final draw" war der Auftritt des 12-maligen Latin-Grammy-Award-Gewinners Juanes ("La Camisa Negra") aus Kolumbien.

Zauberer Hans Klok sorgte mit seiner Illusions-Show für magische Momente. Die 84-köpfige "Junge Deutsche Philharmonie" spielte in den Trikots der 32 Endrundenteilnehmer Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Richard Strauss.

Angesichts der hohen "Promi-Dichte" herrschte bei der Polizei in Leipzig am Freitag Ausnahmezustand. Mehrere hundert Ordnungskräfte sorgten für den nötigen Schutz der mehreren tausend Gäste. Um mögliche Terroranschläge zu verhindern, war die Neue Messe mehrfach von Spürhunden der Polizei auf Sprengstoff untersucht worden.

© sid/Ralph Durry - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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