Augsburger Punktgewinn:Krisenbewältiger aus Caracas

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Augsburgs venezolanischer Neuzugang Sergio Cordova erwies sich gegen Gladbach als wertvolles Mittel gegen die Torlosigkeit der vergangenen Spiele. (Foto: dpa)

Den Saisonstart des FC Augsburg begleitet die Schwäche vor dem gegnerischen Tor - doch beim 2:2 gegen Gladbach zeigt die Mannschaft, dass sie es doch noch kann. Und das ist auch der Scouting-Abteilung zu verdanken.

Von Markus Schäflein

Es dauerte nur 35 Sekunden, bis das Thema Torkrise zum ersten Mal abgehakt war. Die Frage, ob der FC Augsburg nach seinen zahlreichen Weggängen wichtiger Schützen noch in der Lage sein würde, Treffer in der Fußball-Bundesliga zu erzielen, war nach dem 0:2 im Pokal bei Drittligist Magdeburg und dem chancenarmen 0:1 beim Hamburger SV im ersten Ligaspiel aufgekommen - und wurde in der zweiten Partie gegen Borussia Mönchengladbach umgehend beantwortet. Die Antwort gab Stürmer Alfred Finnbogason auf Vorlage von Michael Gregoritsch mit dem 1:0-Führungstreffer.

Und als Mönchengladbach das Spiel gedreht hatte, der FCA in der zweiten Hälfte auf den Ausgleich drängte und Chance um Chance vergab, als sich die Torkrise also wieder zurückzumelden schien, kam kurz vor Schluss der venezolanische Zugang Sergio Cordova und erzielte den umjubelten 2:2-Endstand. Torkrise zum zweiten Mal abgehakt. Entsprechend erleichtert zeigte sich FCA-Trainer Manuel Baum: "Ich hatte schon befürchtet, dass ich ähnlich argumentieren muss wie in Hamburg. Die Jungs haben mir schon ein bisschen leid getan."

Nur im ersten Durchgang hatte die Borussia, vom frühen Rückstand eher angetrieben als geschockt, ihre Qualität demonstriert. Sechs Minuten nach Finnbogasons Treffer, kurz nachdem Augsburg auf der Gegenseite vergeblich einen Handelfmeter gefordert hatte, glichen die Gladbacher aus. Ihr Mittelfeld-Zugang Denis Zakaria (kam von den Young Boys Bern) spielte einen Doppelpass mit Lars Stindl, steuerte auf Augsburgs Torwart Marwin Hitz zu und ließ ihm keine Chance. Auf der Gegenseite war nur ein schwacher Schussversuch Finnbogasons in die Arme von Borussia-Keeper Yann Sommer zu sehen (28.).

Augsburg vernachlässigt das Pressing

Stattdessen schlugen nach einer halben Stunde die Mönchengladbacher wieder zu: Raffael setzte sich über die rechte Seite sehenswert durch und bediente Patrick Herrmann; dessen Versuch parierte Hitz noch, aber Oscar Wendt traf im zweiten Versuch per Kopf. Kurz vor der Pause hatten die Augsburger Glück, als Thorgan Hazard von links aus spitzem Winkel den entfernten Pfosten traf. FCA-Mittelfeldspieler Daniel Baier sagte: "Ich denke, wir sind fast zu gut ins Spiel gekommen." In der Folge habe sich die Mannschaft "zu tief fallen lassen, wir hatten keinen Zugriff mehr auf diese Klasse, die sie haben". Und Trainer Manuel Baum stellte fest: "Egal, wo wir gepresst haben, haben wir es nicht mit völliger Überzeugung getan. Da hat man die sensationelle Qualität von Gladbach gesehen."

In der zweiten Hälfte wurde es dann ein gänzlich anderes, aber nicht minder sensationelles Spiel. Augsburg drückte von Beginn an beherzt auf den Ausgleich, Sommer musste Schüsse von Finnbogason aus 28 Metern (49.) und Daniel Baier von der Strafraumgrenze (50.) über die Querlatte lenken, dann verfehlte Caiuby das Tor mit einem Kopfball knapp (51.). Jonathan Schmid scheiterte auf Vorlage von Finnbogason ebenfalls an Sommer (65.).

Augsburg schießt 24 mal aufs Tor

Gegen die zunehmende Verzweiflung angesichts der vergebenen Möglichkeiten nahm FCA-Trainer Baum einen Dreifachwechsel vor: In der 76. Minute kamen Khedira, Heller und Cordova. "Wir haben ja genug Spieler", sagte Baier lachend zu der Maßnahme, angesichts eines 34-Mann-Kaders - und die Neuen brachten den gewünschten Schwung. Erst scheiterte Heller noch per Kopf an Sommer (84.) - aber dann flankte er auf den 20-jährigen Cordova, den die Scouts des FC beim venezolanischen Rekordmeister Caracas FC entdeckt hatten.

Natürlich kamen hernach auch ein paar Stimmen auf, die der Meinung waren, bei so vielen Chancen - insgesamt wies die Statistik 24 Torschüsse für Augsburg auf - hätte ein Sieg herausspringen müssen. "Das kann man so oder so sehen", meinte Heller, "aber ein 2:2 gegen eine Top-Sechs-Mannschaft der Bundesliga sollte man nicht bedauern." Während er sprach, lief im Hintergrund der nach Mönchengladbach gewechselte Raul Bobadilla vorbei. Er hatte sich überzeugen können, dass seine früheren Kollegen auch ohne ihn noch Tore schießen.

© SZ vom 27.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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