Augsburger Niederlage:Seufzen statt laufen

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Wieder mitten im Abstiegskampf: Der FC Augsburg rätselt über eine heillos konfuse Leistung beim 1:5 in Freiburg - und verliert für die kommenden Wochen den nächsten Verteidiger.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Was sagt man wohl nach so einer Halbzeit, wenn man beim Stande von 0:3 in elf mutmaßlich recht leere Augenpaare blickt und als Trainer jetzt trotzdem noch Optimismus vermitteln soll? Augsburgs Coach Manuel Baum hat nach dem Spiel nicht verraten, wie er versucht hat, die sich anbahnende Blamage noch abzuwenden. Es war ja letztlich auch egal. Denn die Worte, die geheim bleiben mussten, hatten schließlich nur für ein kurzes Aufbäumen und ein mickriges Törchen gereicht. Gegner Freiburg schoss fünf - und zeigte sich dabei eher noch ein wenig gnädig mit einer heillos konfusen und über weite Strecken sanft entschlummerten Augsburger Mannschaft.

Ein heller Moment: Der nach der Halbzeit eingewechselte Augsburger Rani Khedira schießt in der 52. Minute das 1:3. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Zu Beginn der zweiten Halbzeit, die der FCA mit einem 0:3-Rückstand angehen musste, hatte der Gast tatsächlich ein paar helle Momente und schoss sogar das zwischenzeitliche 1:3 (Rani Kedira/52.). Doch nach gut einer Stunde war alles wieder wie gehabt: Eine quicklebendige Freiburger Mannschaft traf auf ein Team, dessen Leistung nur mit dem Wort zu umschreiben war, das Kapitän Daniel Baier nach dem Spiel einfiel: "desaströs." Baum hatte das offenbar ganz ähnlich gesehen und wirkte auch eine Stunde nach dem Abpfiff fassungslos: "Was wir in der ersten Halbzeit auf den Platz gebracht haben, ist ganz weit weg von dem, wofür wir als FCA stehen." Was die Ratlosigkeit des Coachs noch vergrößerte, war dabei die Tatsache, dass die gleiche Augsburger Mannschaft ja acht Tage zuvor noch durchaus ehrenhaft mit 2:3 gegen den FC Bayern verloren hatte. "In dem Spiel rennen wir 90 Minuten lang rauf und runter, und hier tun wir das nur 25 Minuten", sagte Baum und seufzte. "Das muss ich erst mal verarbeiten."

"Was will ich da noch groß erzählen? Die Tabelle kann jeder lesen", sagt Kapitän Baier

Dabei war die Ausgangslage ja klar gewesen, und sie hätte als Eigenmotivation dicke reichen müssen: Augsburg lag vor Anpfiff sechs Punkte hinter dem SC Freiburg und hätte bei einem Sieg durchaus noch Chancen gehabt, wieder etwas näher an die Mittelfeldränge heranzukommen. Doch das ist naturgemäß schwierig, wenn man schon nach 45 Minuten 0:3 zurückliegt und dabei einen solch schwachen Vortrag abgeliefert hat wie der FCA. Offensiv gab es im ersten Durchgang ganze zwei Abschlüsse zu verzeichnen, die grob geschätzt acht Meter übers Tor gingen. Und dazu ein Abwehrverhalten, das jeder Beschreibung spottete - wie bei der frühen Freiburger Führung durch Nils Petersen, vor der Khedira einfach über den Ball schlug (9.).

Kopfballstark und zweifacher Torschütze in der Partie gegen Augsburg: Freiburgs Stürmer Nils Petersen. (Foto: Gerd Gruendl/Beautiful Sports/imago)

Weil es so weiterging, seien hier aus Platzgründen nicht einmal die größeren Freiburger Chancen aufgeführt. Sondern nur die Tore, die Vincenzo Grifo mit feinem Freistoß (30.) und erneut Petersen (43.) beisteuerten. Beim Halbzeitstand von 3:0 war nur eines kurios: dass der drückend überlegene Sportclub nur mit einer solch schmalen Führung in die Pause ging. In der Halbzeit stellte Baum um, nahm Baier raus, stellte Khedira ins Mittelfeld und beorderte Kevin Danso in die Innenverteidigung. Doch nach einer guten Viertelstunde fiel der FCA wieder in sich zusammen. Luca Waldschmidt (64.) und Florian Niederlechner (85.) trafen, kurz vor Schluss sah Verteidiger Reece Oxford nach einem Frustfoul an Janik Haberer noch die rote Karte. Da hatten sich die FCA-Fans längst am Zaun zur Gästekurve aufgebaut, wo sie die Mannschaft nach dem Schlusspfiff zur Rede stellten. Baier, dessen Mimik die wahre Stimmungslage fast noch besser wiedergab als seine Worte, konnte die Laune der Fans dann auch sehr gut nachvollziehen. "Das Ergebnis spiegelt den Leistungsunterschied zwischen den beiden Mannschaften wieder", fand der Kapitän. "Was will ich da noch groß erzählen? Die Tabelle kann jeder lesen."

So ist es: Angesichts von neun Punkten, die nach dem 1:5 nun zwischen Augsburg und Freiburg liegen, ist zumindest ein Augsburger Konkurrent doch schon sehr weit enteilt. Der FCA zählt seit diesem Wochenende zu den sehr ernsthaften Abstiegskandidaten.

© SZ vom 24.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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