Arminia Bielefeld:Hinter der Schmerzgrenze

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Mit Delron Buckley, der nach Dortmund wechselt, verliert Arminia Bielefeld schon seinen fünften Leistungsträger. Trainer Uwe Rapolder fühlt sich machtlos gegenüber der Macht des Geldes.

Von Ulrich Hartmann

Kürzlich wurde der Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld offiziell zum Selbstbedienungsladen erklärt.

Trainer Uwe Rapolder muss zusehen, wie ihm die Spieler vor der Nase weggekauft werden. (Foto: Foto: dpa)

Vom eigenen Trainer Uwe Rapolder, der sauer war, dass ihm seine besten Spieler von der Stange zu gehen drohten.

"Gegen Geld kannst du nicht anreden", sagte Rapolder, und das hat sich für die Bielefelder schlimmer bewahrheitet als befürchtet.

Limitierter Etat

Bei der Arminia wird derzeit fast jeder Bundesligist fündig. Bremen (Patrick Owomoyela), Kaiserslautern (Ervin Skela), Nürnberg (Benjamin Lense) und Wolfsburg (Matthias Langkamp) haben sich schon bedient beim Aufsteiger, und seit Montag scheint klar, dass auch der 15-malige Torschütze Delron Buckley wechselt - zu Borussia Dortmund.

"Es fehlt nur noch seine Unterschrift", sagt Dortmunds Manager Michael Zorc. Am Nachmittag wurde dann noch Bernd Rauws Wechsel zum Zweitligisten Aachen bekannt, doch an ihm hatte Arminia ohnehin kein Interesse mehr.

Dass die Arminia zum Fußball-Discounter geworden ist, liegt am schwachen Standing und am limitierten Etat. Während Lense und Skela gehen, weil ihr Vertrag ausläuft und sie woanders mehr verdienen, zieht es Buckley weg, weil in seinem Kontrakt eine Ablösesumme von 425 000 Euro festgeschrieben ist.

Konzept des ganzheitlichen Fußballs

"Ohne einen solchen Passus hätte ein Klub wie Bielefeld einen Spieler wie Buckley nie verpflichten können", sagt Arminias Finanzchef Roland Kentsch.

Unter Rapolder sind alle fünf an ihre vorläufigen Leistungsgrenzen gestoßen. Als Buckley vor einem Jahr für 250 000 Euro vom VfL Bochum nach Bielefeld kam, hat sich kaum ein anderer Klub für ihn interessiert. Genauso war es bei Ervin Skela.

Owomoyela war als Zugang vom Regionalligisten Paderborn ebenso ein unbekannter Name wie Nachwuchsspieler Langkamp. Rapolder hat sie mit seinem Konzept vom ganzheitlichen Fußball zu Stars gemacht, aber die Arminia kann sie nicht als solche bezahlen.

Als Skela seinen Wechsel nach Kaiserslautern verkündete, klagte Finanzchef Kentsch, es sei nicht mal zu einem Verhandlungsgespräch gekommen. Skela soll in Bielefeld ein monatliches Basisgehalt von 25 000 Euro erhalten - offenbar sogar zu wenig, um in einem Gespräch darauf aufzubauen.

Neue mit Qualität

Auch Lense sagte in Nürnberg bereits zu, als Bielefelds Klassenerhalt fast sicher war, jener der Nürnberger aber nicht. Die Spieler haben sich in Bielefeld einen Markwert erspielt, den sie sich bei anderen Klubs auszahlen lassen. Und Kentsch muss hilflos zusehen.

Vor drei Wochen hatte Rapolder unter Androhung seines Weggangs gefordert, wenigstens bei Buckley müsse der Verein "bis an die Schmerzgrenze" gehen. Nun sagt Kentsch, er sei "bis an die Schmerzgrenze" gegangen. Genützt hat es nichts.

Was das für Rapolders Zukunft bedeutet? Dazu mochte er am Montag nichts sagen. Er müsse sich erst mit Kentsch und Sportchef Thomas van Heesen zusammensetzen. Immerhin: Das Schlimmste scheint überstanden. Weitere dramatische Abgänge sind nicht zu erwarten.

Nun muss der Klub ein Zeichen setzen, neben Krupnikovic (Hannover) und Korzynietz (Mönchengladbach) will er sich auf drei weiteren Positionen verstärken. "Neue mit Qualität", verspricht Kentsch. Er sagt das vor allem als Signal für Rapolder. Der wird weiter als Trainer in Köln gehandelt.

© SZ vom 26.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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