Alpiner Skisport:Stefan Eberharter hört auf

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"Es ist Zeit, was anderes zu tun", erklärte der Österreicher. Der mehrmalige Weltcup-Sieger verzichtet damit auch auf die Olympischen Spiele 2006.

Bis jetzt war es immer so, dass Stefan Eberharter nach dem letzten Skirennen der Saison diverse Weltcup-Kugeln im Gepäck verstaute und zum Abschied verkündete: "Ich werde mich wie immer im Sommer entscheiden." Nämlich, ob er im Herbst zurück käme.

Jubel über olympisches Silber in Nagano: Stefan Eberharter im Ziel. (Foto: Foto: reuters)

Er kam stets zurück. Als aber Österreichs Fernsehmagazine für Freitag als Programmpunkte auf ORFI auswiesen: um 12 Uhr "Pressekonferenz S. Eberharter Live" und um 21.15 "S. Eberharter Die Zukunft eines Champions", blieben kein Zweifel, dass es diesmal anders würde, und was der 35-Jährige verkündete im Wiener Büroturm seines Sponsors, überraschte deshalb auch niemanden mehr: dass er sich aus dem Sport zurückzieht.

"Ich werde mich anderswo orientieren", das Gefühl, dass es Zeit sei, habe er bereits Ende der vergangenen Saison gehabt, "dabei ist es geblieben. Der Verschleiß macht sich schon bemerkbar." Was er hinter sich hat, reicht üblicherweise für die Biografien von mindestens drei Spitzenathleten.

Am Ende war er immer Hauptperson, einer der zwei Darsteller in dem Alpin-Stück: Das Duell - es kann nur einen geben. Der andere war Hermann Maier. Als der Salzburger sein erstes Rennen im Weltcup gewann, war der Ruhm des Zillertalers Eberharter als zweifacher Weltmeister verflogen, sechs Jahre vorbei seine Triumphe von Saalbach in Super-G und Kombination.

"Der Doppler", wie die glückstrunkenen Landsleute ihn daraufhin nannten, konnte das Hochgefühl nicht lange genießen, früh setzte der Verschleiß ein, diverse Verletzungen kosteten ihn etliche Jahre. Nur sein Status als Titelverteidiger brachte ihn zur WM 1996, die Rückkehr in den Weltcup erzwang er mit 27 als Gewinner des Europacups, eigentlich ein Nachwuchswettbewerb.

1998 kam er endlich zum ersten Weltcupsieg (es wurden 29), 2002 gewann er in Salt Lake City nach Abfahrtsbronze und Silber im Super-G Olympia-Gold im Riesentorlauf: jetzt ein spät Vollendeter, zumal einen Winter darauf in St. Moritz mit seinem zweiten WM-Titel im Super-G, zwölf Jahre nach dem ersten.

2002 und 2003 gewann er den Weltcup, zuletzt wurde er Zweiter hinter Maier, 32, der jüngst verkündete, bis Olympia 2006 weiter machen zu wollen. Eberharter mag ihm dahin nicht mehr folgen: "Es ist Zeit, was anderes zu tun."

© Süddeutsche Zeitung vom 18.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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