Alpenvolleys:3:0 in Innsbruck

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Das Spitzenspiel der Volleyball-Bundesliga fand in Innsbruck statt. Und die Alpenvolleys Haching, die mit deutscher Lizenz in Österreich antreten, demontierten den deutschen Meister Berlin. Dessen Manager zeichnet danach ein düsteres Bild.

Von Sebastian Winter

"Die Punkte-Trauben hängen hoch", mit diesem etwas merkwürdigen Bild auf ihrer Homepage sind die Berlin Volleys nach Innsbruck gereist, zum Spitzenspiel des deutschen Meisters gegen den in der Liga ungeschlagenen Tabellenführer Alpenvolleys Haching. Ein Duell in der Bundesliga in Österreich - so ungewöhnlich das klingen mag, so normal ist das inzwischen. Die Alpenvolleys spielen dort ihre zweite Saison, seit sie im vergangenen Jahr per Wildcard mit ihrem Kooperationsverein TSV Unterhaching, der als deutscher Klub die Lizenz hält, in der Bundesliga angekommen sind. Die Hälfte der Heimspiele tragen sie in Unterhaching aus, die andere Hälfte in Innsbruck. Auf Anhieb sind sie in der vorigen Saison Dritter geworden, und aktuell läuft es noch besser, wie sie am Sonntagabend gegen Berlin eindrucksvoll unter Beweis stellten. Die Alpenvolleys zerpflückten den Meister, als wäre er eine Ansammlung überreifer Weintrauben, und gewannen die Partie vor 1200 Zuschauern mit 3:0 (25:19, 25:22, 25:16).

Dabei lagen die Gäste im ersten Satz schnell in Führung. Diese hielt lange, bis die Alpenvolleys beim 17:16 den Satz und damit das ganze Spiel drehten. Denn von da an gelang den Berlinern fast nichts mehr - und den Alpenvolleys fast alles. Mit einer 8:2-Rallye gewannen sie den Satz, in den beiden folgenden Sätzen demontierten sie den Favoriten mit einer angriffslustigen Mannschaftsleistung, ihrem gewitzten Zuspieler Danilo Gelinski und dem starken jungen Diagonalmann Kirill Klets.

Die Berlin Volleys reisten gedemütigt zurück in die Hauptstadt, dafür aber mit dem schalen Gefühl, dass ihnen neben Friedrichshafen jenseits der Grenze ein ernst zu nehmender Titel-Konkurrent erwächst. Ohnehin ist den Berlinern in Innsbruck auf sehr schmerzhafte Weise klar geworden, dass sie in dieser Verfassung sicher nicht um den Titel mitspielen werden. Ihr langjähriger Manager Kaweh Niroomand sagte der SZ: "Dieses Auseinanderbrechen, dass sich überall Baustellen auftun, macht mir langsam Sorgen. Das ist noch keine Mannschaft, wir haben keine Verantwortlichkeiten, keine Führungsspieler, keine Hackordnung. Und ich sehe da leider auch keinen Fortschritt."

Dagegen haben die vom Slowaken Stefan Chrtiansky trainierten Alpenvolleys nun all ihre sechs Ligaspiele gewonnen, sie liegen drei Punkte vor Friedrichshafen und schon sechs vor Berlin, das enttäuschender Fünfter ist. Nur im DVV-Pokal ist das Projekt aus Bayern und Tirol bislang gescheitert, im europäischen CEV-Cup besiegte der Klub, der vom Innsbrucker Bauunternehmer Hannes Kronthaler gemanagt wird, am Donnerstag im Sechzehntelfinal-Hinspiel Novi Sad mit 3:2. Nun haben sie erstmals Berlin, die "Lokomotive" der Volleyball-Bundesliga, wie sich der Hauptstadt-Klub gerne bezeichnet, geschlagen. Und können nach einer verdienten Pause am Dienstag sehr selbstbewusst zum Europacup-Rückspiel nach Serbien reisen.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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