Ajax Amsterdam:Lachen über die Lästerer

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Die Zeit der jungen Wilden ist vorbei, die Defensive geschwächt, aber Ajax Amsterdam hat die erste Krise der Saison hinter sich - im Gegensatz zu Uefa-Cup-Gegner Bremen.

Ulrich Hartmann

Als das Los Werder Bremen und Ajax Amsterdam Mitte Dezember zusammenführte, war noch alles anders. Werder Bremen war Tabellenführer, Ajax lag acht Punkte hinter Spitzenreiter Eindhoven, und der Stürmer Markus Rosenberg saß in Amsterdam auf der Bank.

Aber jetzt?

Bremen hat sechs Punkte Rückstand auf Schalke, Amsterdam nur noch drei auf Eindhoven, Rosenberg stürmt für Werder, und als die Herren Hennie Spijkerman und Alfons Groenendijk am vergangenen Samstag im Stuttgarter Daimlerstadion weilten, dachten sie, es wird gar nicht so schlimm.

Die beiden Assistenztrainer aus Amsterdam haben Bremen 1:4 verlieren sehen und die Chancen ihrer Mannschaft wachsen. Mittlerweile können sie sogar darüber lachen, dass ihr Ex Rosenberg despektierlich über Ajax und Trainer Henk ten Cate spricht. Mit Rückenwind und ein wenig Wut wird Ajax an diesem Mittwoch zum Uefa-Pokal-Hinspiel im Weserstadion antreten - allerdings auch ohne fünf Stammspieler und mit drei A-Jugendlichen auf der Bank.

Wenn man an Ajax Amsterdam denkt, dann denkt man an den Champions-League-Sieger von 1995 und an herausragende Fußballer namens Rijkaard, Seedorf, Kluivert und Litmanen. Die klubeigene Fußballschule brachte Stars hervor, die in Amsterdam bekannt und erfolgreich wurden und dann zu reicheren europäischen Vereinen wechselten. Edgar Davids war einer von ihnen. 1996 verließ er Amsterdam und spielte nacheinander für AC Milan, Juventus Turin, FC Barcelona, Inter Mailand und Tottenham Hotspur.

Jetzt ist Davids 33 Jahre alt und seit zwei Wochen zurück bei Ajax. 23 Jahre alt war die Mannschaft im Schnitt, als sie 1995 in Wien das Champions-League-Finale gegen den AC Milan gewann. Die Zeit der jungen Wilden ist längst vorbei. Jetzt hat sich der alte Davids binnen weniger Tage einen Platz im Mittelfeld gesichert. ,,Edgar ist eine treibende Kraft'', sagt ten Cate. Doch im Uefa-Pokal muss er auf Davids genauso verzichten wie Bremen auf den Stürmer Rosenberg. Beide haben in dieser Saison bereits für ihre ehemaligen Klubs im Europapokal gespielt, Davids für Tottenham, und Rosenberg für Ajax.

Zu früh gegen Bremen

Markus Rosenberg hält nicht viel von Henk ten Cate. Der 52-Jährige war vor neun Jahren mal für ein paar Monate Trainer beim KFC Uerdingen in der zweiten Bundesliga und zuletzt Assistent von Frank Rijkaard beim FC Barcelona. In Amsterdam hat er zu Saisonbeginn den erfolglosen Danny Blind beerbt, und Rosenberg findet, dass sich unter ten Cate vieles verschlechtert hat. ,,Er hat bei Ajax viel verändert'', klagt Rosenberg, ,,selbst ein so erfolgreicher Torjäger wie Klaas Jan Huntelaar sitzt bei ihm oft auf der Bank, ich glaube, dass ten Cate ihn nicht mag!''

Zumindest vergangenen Sonntag war das eher nicht der Fall, als Huntelaar auf Vorlage von Davids den 2:1-Siegtreffer in Den Haag schoss. Es war sein elftes Saisontor. Im Uefa-Pokal ist der 23-Jährige mit sechs Treffern der drittbeste Torschütze des Wettbewerbs.

Trotzdem könnte Huntelaar auch in Bremen zunächst einmal auf der Bank sitzen. Ryan Babel und der neue Brasilianer Leonardo werden für die Startelf favorisiert.

Sorgen bereitet Henk ten Cate vor allem die Defensive. Mit Thomas Vermaelen, Urby Emanuelson und Zdenek Grygera sind drei wichtige Spieler verletzt, der Mittelfeldmann George Ogararu ist obendrein gesperrt.

Zusammengehalten wird Amsterdams Abwehr vom 34-jährigen Jaap Stam. Weitere bekannte Akteure sind die Nationalspieler Johnny Heitinga, Wesley Sneijder und Hedwiges Maduro. ,,Das Duell mit Bremen'', sagt Henk ten Cate, ,,kommt für uns zu früh!'' Dabei hat sich doch schon so vieles verbessert, seit das Los sie im Dezember zusammengeführt hat.

© SZ vom 14.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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