Äthiopiens Ski-Pionier Teklemariam:Der Traumfahrer

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Robel Teklemariam aus Äthiopien ist der wohl exotischste aller Exoten in Sapporo. Neben dieser Eigenschaft ist er aber vor allem: ein äußerst kühner Abfahrer.

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Im Wald von Shirahatayama, abseits des Langlaufstadions, liegt eine der größten Herausforderungen für die etwas anderen Teilnehmer am 15-Kilometer-Rennen der Ski-Nordisch-WM.

Die Abfahrt ist steil, wer zu schnell ist, den trägt es aus der Kurve, und deswegen schürft Mazedoniens Gokio Dineski jetzt besonders vorsichtig heran. Helio Freitas aus Brasilien tastet sich im Pflugbogen fast bis ins Tal. Und Dinekis Landsmann Igor Ilieski hat plötzlich eine Begegnung der besonderen Art. Von oben rauscht mit wehendem Rastahaar Startnummer 14 heran und innen an Ilieski vorbei: Der Skilehrer Robel Teklemariam aus Äthiopien ist ein kühner Abfahrer.

Das 15-Kilometer-Rennen ist immer auch das Rennen der Exoten, weil es ein Einzelstartrennen ist, in dem die Amateure den Profis nicht im Weg sind, und weil die Distanz überschaubar ist. Und Robel Teklemariam, 32, ist sicherlich der exotischste aller Exoten bei der WM von Sapporo. Er ist der Gründer, Präsident, Cheftrainer, Servicemann und einzige Athlet des äthiopischen Skiverbandes.

Der Reiz den Skisport um ein Land zu bereichern

Seine frühe Jugend verbrachte er in Äthiopien, ehe er mit seiner Mutter in die USA zog. Als Schüler in Lake Placid entdeckte er das Skifahren, als Skifahrer verdiente er sich ein Sportstipendium an der Universität von New Hampshire. Und jetzt verfolgt er seinen ganz persönlichen Skisporttraum. Im November 2005 gründete er seinen Verband, im Februar 2006 nahm er an Olympia teil. Dort bekam er gleich mal eine fünftägige Schutzsperre wegen eines zu hohen Hämoglobinwerts ("nicht so schlimm, außer dass es meinen Namen befleckt") und wurde schließlich 84. von 99 Startern über 15 Kilometer.

Es ist gar nicht so einfach ein Exot des Wintersports zu sein, denn immer wieder müssen die Exoten Interviews geben, in denen es nicht um ihre Leistung geht, sondern um ihr Exotischsein. Aber Robel Teklemariam findet das nicht schlimm. Ihn reizt es, den Skisport um ein Land zu bereichern, in dem es gar keinen Skisport gibt. Und: "Für mich ist es eine Gelegenheit auf hohem Niveau Rennen zu fahren." Als Amateur bekommt man kaum Zugang zum Weltcup, der eine Profitour ist. Weltmeisterschaften dagegen schmücken sich gerne mit dem Charme ärmerer Länder. Das nutzt Robel Teklemariam.

Sein Traum ist es, eines Tages als nordischer und alpiner Skisportler bei Olympia zu starten. Er ist sicher, dass er die Alpinpisten der Großereignisse so wenig fürchten muss wie ihre Loipen. Zunächst aber muss er wieder zurück in sein bürgerliches Leben, in dem er seit November als Skilehrer in Sahoro, zwei Autostunden von Sapporo, arbeitet. Es war eine gute WM für ihn.

Es hat ihm Spaß gemacht, sich im Training ab und zu hinter die Profis zu klemmen, und im Rennen ist er 108. geworden, von 117 Läufern im Ziel, mit einer Zeit von 46:19,7 Minuten. Jetzt ist das Abenteuer vorbei. Am Freitag gibt er seinen nächsten Skikurs.

© SZ vom 1.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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