89. Tour de France:Zabel grün und glücklich

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Im fünften Anlauf hat Erik Zabel den ersehnten Etappensieg bei der 89. Tour de France geschafft.

Nach vier vergeblichen Anläufen gewann der Telekom-Kapitän die sechste Etappe nach 4:23:07 Stunden und 199,5 kräfteraubenden Kilometern im Schlussspurt vor Spaniens Weltmeister Oscar Freire und dem Australier Stuart O'Grady. Spitzenreiter bleibt der Spanier Igor Gonzalez Galdeano.

Erik Zabel huscht in Grün zum ersehnten Tagessieg. (Foto: sueddeutsche.de)

"Super, das war wichtig heute. Jetzt ist der Druck weg. Das Gelbe Trikot ist ein schönes Souvenir, aber so ein Tagessieg ist hart umkämpft, vor allem weil die australische Konkurrenz so stark ist. Der Kampf um das Grüne Trikot gestaltet sich doch sehr zäh. Und auch bei den Sprints hat McEwen vorher gezeigt, das er der Stärkere war. Das war alles für mich nicht so einfach", sagte Zabel.

Zabel zieht mit Rekordhaltern gleich

Zwei Tage nach seiner Fahrt im Gelben Trikot machte der deutsche "Sportler des Jahres" seinen insgesamt zwölften Tour-Etappensieg seit 1995 in Alencon perfekt. Damit zog er mit Prolog-Gewinner Lance Armstrong (USA) sowie Italiens Sprint-Star Mario Cipollini und dem fünfmaligen Gesamtsieger Miguel Indurain (Frankreich) in der "ewigen" Tour-Statistik gleich. Mit 34 Erfolgen ist Belgiens lebende Legende Eddy Merckx Rekord-Etappensieger.

"Für diesen Sieg haben wir seit dem Start in Luxemburg gekämpft. Wir hatten das Gelbe Trikot, haben das Grüne und einen Etappensieg, das nimmt den Druck weg. Aber unsere Taktik ist erst aufgegangen, wenn wir das Grüne Trikot auf den Champs-Elysees in Paris haben", sagte Telekom-Sportdirektor Rudy Pevenage.

Galdeano führt, Armstrong und Beloki lauern

Mit seinem 14. Saisonsieg, dem 162. seiner Karriere, verteidigte Zabel das Grüne Trikot des punktbesten Sprinters erfolgreich. Im Hauptfeld erreichte Igor Gonzalez Galdeano das Ziel. Der Once-Profi, der am Mittwoch im Teamzeitfahren als erster Spanier seit Miguel Indurain 1995 das Gelbe Trikot erobert hatte, verteidigte die Führung im Gesamtklassement mit vier Sekunden Vorsprung vor seinem Teamkollegen Joseba Beloki erfolgreich. Sieben Sekunden zurück hat Titelverteidiger Lance Armstrong die Konkurrenz in Sichtweite, als bester Deutscher belegt "Edelhelfer" Jörg Jaksche mit zwölf Sekunden Rückstand den vierten Rang.

Garant für Zabels Triumph war "Lokomotive" Danilo Hondo. "Am Ende lief es optimal und Erik konnte zuschlagen", sagte der Cottbuser. Bedanken konnte sich sein Kapitän zudem bei Steffen Wesemann, der in einer fast 80 km in einer Ausreißergruppe mitgefahren war und seinen Teamkollegen viel Arbeit ersparte. "Am Ende haben mich die Kräfte verlassen und ich konnte Erik nicht mehr helfen. Aber es muss auch einen geben, der die Flanken schlägt. Ich denke, dass ich meinen Teil zum Sieg beigetragen habe", sagte der Wahl-Schweizer.

Wunsch nach Regen erfüllt

Unterstützung erhielt Zabel selbst vom Wetter-Gott. "Ich würde auch gerne im Regen um den Etappensieg sprinten", hatte der Weltranglistenerste vor dem Start gesagt. Inzwischen freut sich der frühere deutsche Meister paradoxerweise auf die Berge: "Wenn ich in Pau das Grüne Trikot habe, kann ich mich ein bisschen zurücklehnen und die Tour genießen. Ein Bergfahrer werde ich ohnehin nicht mehr.

Da die anderen Sprinter in den Pyrenäen und Alpen entweder neben mir fahren oder längst ausgeschieden sind, kann ich mich nervlich erholen". Am Freitagmittag war es mit der Ruhe im Feld schon kurz nach dem Start im ehemaligen Kurort Fourges-les-Eaux vorbei. Nach zehn Kilometern begann eine Serie von Attacken, die für ständige Unruhe sorgten. Anders als beim Ausreißersieg von Jaan Kirsipuu am Vortag ließen die führenden Teams größere Vorstöße nicht zu.

Mengin fährt weiter "gepunktet"

Auch der Telekom-Express war ständig auf der Hut und in einigen Fluchtgruppen selbst vertreten. "Die Verfolgungsarbeit entscheidet sich je nach Situation. Die Tour ist noch lang. Auch wir müssen mit unseren Kräften haushalten", hatte Telekom-Sprecher Olaf Ludwig die Marschroute erläutert.

Nicht verhindern konntem die "Telekoms" den Sieg von Robby McEwen beim ersten Zwischensprint. Der Australier lag in Les Andelys vor dem Tschechen Jan Svorada und Zabel, der damit in der Punktwertung von McEwen überflügelt wurde. Beide Bergpreise (4. Kategorie) des Tages konnte an der Cote du Val d'Any (61 km) und de Saint-Vigor (71,5) Christophe Mengin gewinnen. Der Franzose baute seine Führung im gepunkteten Trikot aus und hat nun gute Chance, als "Berg-König" die Pyrenäen-Etappen in der kommenden Woche zu erreichen.

Am Samstag erwartet die Fahrer das 176 km lange siebte Teilstück vom Thermalort Bagnoles de l'Orne nach Avranches mit einem sehr welligen Profil und vielen kurzen Anstiegen. Nach dem 200 m hoch gelegenen Start müssen mehrfach zwischen 150 und 200 Höhenmeter überwunden werden.

(sueddeutsche.de/sid)

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