89. Tour de France:Freie Fahrt für die Geschlagenen

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Dario Frigo hat die letzte Alpen-Etappe der 89. Tour de France gewonnen. Der Italiener setzte sich im Schluss-Spurt vor dem Belgier Mario Aerts und Telekom-Fahrer Giuseppe Guerini (Italien) durch.

Bei Lance Armstrongs ungebremster Fahrt im Gelben Trikot via Paris hat Guiseppe Guerini im "Alpen-Finale" der 89. Tour de France den ersten Bergsieg für die Telekom-Crew verpasst. Drei Jahre nach seinem Etappen-Triumph in L'Alpe d'Huez unterlag der Italiener im Spurt Landsmann Dario Frigo, der in Cluses vor dem künftigen Telekom-Fahrer Mario Aerts gewann.

Sieger und Geschlagene: Dario Frigo jubelt (links), Mario Aerts (rechts) und Guiseppe Guerini sind geschlagen (Foto: N/A)

Armstrong kam im Hauptfeld ins Ziel und verteidigte die Führung mit weiterhin 5:06 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Joseba Beloki und 7:24 Minuten vor Raimondas Rumsas aus Litauen erfolgreich.

Kontrolle über Konkurrenten

"Die letzten Tage sind sehr hart. Aber ich fühle mich wohl bei dieser Tour, besonders in den Bergen. Meine Mannschaft muss schwer arbeiten, aber ich muss schließlich ja nicht jeden Tag gewinnen", hatte Armstrong eine Prognose für das Tour-Finale der Kletterer abgegeben.

Der Tour-Sieger der vergangenen drei Jahre beschränkte sich am Donnerstag darauf, die direkten Konkurrenten zu kontrollieren und ließ die über 110 Kilometer lange Flucht des Ausreißertrios ungerührt zu.

Chancenlos im Schulssspurt

"Nach meinen andauernden Magenprolemen, hatte ich mit so etwas gar nicht mehr gerechnet. Ich wusste natürlich, dass ich im Schlussspurt keine Chance haben würde, aber ich habe vorher versucht wegzukommen. Dafür habe ich gekämpft", sagte Guerini. Trotz der Niederlage war er ebenso zufrieden wie Telekom-Pressesprecher Olaf Ludwig: "Es wurde Zeit, dass unser Trikot mal wieder vorne zu sehen war. Guiseppe hat gut gekämpft".

Für Frigo war es bei seinem zweiten Tour-Start nach 1997 der erste Etappensieg. Den ersten italienschen Tagessieg seit zwei Jahren machte der nationale Zeitfahrmeister nach 4:02:27 Minuten vor Aerts perfekt, der bereits am Dienstag in Les Deux-Alpes Zweiter hinter Santiago Botero geworden war.

In der ersten Verfolgergruppe kam Once-Profi Jörg Jaksche aus Ansbach 2:58 Minuten hinter Frigo als Neunter an, Armstrong hatte auf dem 24. Platz 4:36 Minuten Rückstand.

Bei der Hetzjagd über vier Berge der ersten und zweiten Kategorie bei 3500 Höhenmetern durch die Savoyer-Alpen konnte der Franzose Laurent Jalabert die Führung in der Bergwertung verteidigen. Das Grüne Trikot behielt der Australier Robbie McEwen, dem Sprint-Star Erik Zabel Platz eins der Punktwertung nicht abjagen konnte.

18 Verfolgern stellen Aldag

Dafür ließ Zabel seinen Kontrahenten aber auch nicht zum Zug kommen. Der Telekom-Kapitän hatte Rolf Aldag kurz vor der ersten Sprintwertung zehn Kilometer nach dem Start in Bourg-Saint-Maurice nach vorn geschickt. Dem früheren deutschen Meister folgte niemand, damit holte sich der Beckumer im Alleingang den Sprintpreis und blieb weitere zehn Kilometer mit knapp zwei Minuten Vorsprung an der Spitze.

Beim Anstieg zum 1968 Meter hohen Cormet de Roselend wurde Aldag von 18 Verfolgern gestellt. Die Gruppe blieb nicht lang zusammen und wurde aus dem Peloton attackiert.

Drei von Fünf

Nach 28 Kilometer gelang Guerini die Flucht. Gemeinsam mit zunächst vier Begleitern passierte der zweimalige Giro-Gesamtdritte den Roselend-Gipfel, auf dem Aerts den Bergpreis gewann.

Mit 1:26 Minuten Vorsprung auf eine von Jalabert und Jaksche angeführte zwölfköpfige Verfolgergruppe startete das Spitzenquintett die Abfahrt, bei der das Peloton um Armstrong 1:40 Minuten Rückstand hatte.

In gleicher Konstellation ging es hinauf zum Col des Saisies (1650 m), wo nur drei aus der Fünfergruppe gemeinsam ankamen und Aerts den Bergpreis vor Frigo und Guerini gewinnt.

Frigo vor Guerini und Aerts

Das Trio harmonierte bestens und setzte sich auf der Fahrt zum Col des Aravis (1498 m) um über drei Minuten von Jalabert, Jaksche und Co. ab. Über fünf Minuten fuhr dort das Peloton hinterher.

Am Aravis-Gipfel siegte Frigo vor Guerini und Aerts, erst knapp acht Minuten später kam das inzwischen wieder an der Spitze geschlossene Hauptfeld.

Den letzten Bergpreis am Col de la Colombiere (1618 m) gewann Aerts vor Guerini, dann gingen die Ausreißer mit rund sechs Minuten Vorsprung vor den von Botero angeführten Verfolgern auf die 20 Kilometer lange Abfahrt ins Ziel der Hauptstadt des Arve-Tals.

Nochmals 1000 Höhenmeter

Die drittletzte Etappe der diesjährigen Tour wartet am Freitag noch einmal mit sieben Bergwertungen auf. Auf 176,5 Kilometer zwischen Cluses und Bourg-en-Bresse stehen drei Anstiege der vierten, zwei der dritten sowie je eine der zweiten und ersten Kategorie auf dem Programm.

Ein letztes Mal werden bei dieser Tour 1000 Höhenmeter überschritten, wenn es nach 96 Kilometer hinauf zum 1060 Meter hohen Col de Richemont (1060 m) geht.

(sueddeutsche.de/sid)

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