50+1-Regel:"Ein Sturm wird heraufziehen"

Lesezeit: 2 min

Das Klima wird rauer: erst die Proteste gegen die Montagsspiele, dann das Polizeikosten-Urteil - nun ein angekündigter Fan-Aufstand.

Nicht nur des Wetters wegen herrschen frostige Zeiten bei den deutschen Fußball-Bossen in Frankfurt. Rund um die Zentralen der Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird das Klima rauer: erst die Proteste gegen die Montagsspiele, dann das Polizeikosten-Urteil - und nun ein angekündigter Fan-Aufstand gegen mögliche Änderungen bei der 50+1-Regel. DFL-Boss Christian Seifert und DFB-Präsident Reinhard Grindel bekommen derzeit vor Augen geführt, dass beim großen Spiel um Macht und Geld auch andere mitmischen wollen.

Ihr Urteil über DFL und DFB haben die organisierten Anhänger von "ProFans" bereits gefällt - nicht nur wegen der neuen Montagsspiele, die sie im Gegensatz zur Liga als Kommerzprodukt sehen. "ProFans" kündigte nun auch im Fall einer Reform der 50+1-Regel massive Proteste an: "Bundesweit wird ein Sturm heraufziehen, sollten die Verantwortlichen nicht schleunigst ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen", hieß es in einer Erklärung: "Eine Aufweichung beziehungsweise de facto Abschaffung der 50+1-Regel unter dem Deckmantel einer Modifizierung ist eine klare Kriegserklärung an alle Fans bundesweit." Die Fan-Vereinigung legte sogar noch nach: "Das plötzliche Anzetteln einer neuerlichen Grundsatzdiskussion zu 50+1 ist (...) die persönliche sportpolitische Bankrotterklärung von Christian Seifert", ließ "ProFans" wissen: "Spielt man dieses Spiel um eine Modifikation von 50+1 bei DFB und DFL mit, öffnen die Verantwortlichen damit unweigerlich ihre eigene Büchse der Pandora."

Die klaren Worte machen deutlich, dass Seiferts Beschwichtigungs-Versuch nicht angekommen ist. Der DFL-Boss hatte eine "Generaldebatte ohne Hinterzimmer-Kommissionen" angekündigt: "Die Klubs können sich eine Meinung bilden und sich dann zurückmelden." Die Diskussion über eine Reform der Investoren-Sperre war zuletzt vom DFL-Präsidium neu in Gang gesetzt worden. Im Gegensatz zu anderen europäischen Top-Ligen dürfen Investoren in Deutschland die Mehrheit an einem Verein nur dann halten, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben. In der Bundesliga gelten entsprechende Ausnahme-Genehmigungen für Leverkusen, den Wolfsburg und Hoffenheim. Experten gehen davon aus, dass die 50+1-Regel einer Klage vor Gericht nicht standhalten würde.

Ein Urteil in anderer Sache hatte das Oberverwaltungsgericht Bremen gefällt: zu Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen. Als Konsequenz daraus fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) viel Geld vom Profifußball: "50 Millionen Euro pro Saison wären angemessen", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt. Der Bund der Steuerzahler (BdS) vertritt eine moderate Position: "Der Verband erneuert seinen Appell an Politik, Polizei, DFL und DFB, sich an einen Tisch zu setzen." Da die DFL vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in Revision gehen wird, ist das Urteil noch nicht endgültig.

© SZ vom 26.02.2018 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: