400 Meter:Belohnung für den Bauchklatscher

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Da macht sich jemand ganz lang: Das Zielfoto des 400-Meter-Finales der Frauen beweist, dass Shaunae Miller von den Bahamas (unten) ihren Rumpf tatsächlich eher über die Linie brachte als die Amerikanerin Allyson Felix. (Foto: AP)

Shaunae Miller verhindert über 400 Meter einen historischen Erfolg und holt sich selbst das Gold.

Shaunae Miller rannte dem Ziel entgegen, die 22-Jährige von den Bahamas führte im 400-Meter-Finale der Frauen, doch ihr gingen allmählich die Kraft und die Luft aus. Und Allyson Felix, die Amerikanerin, kam immer näher, Schritt für Schritt. Kurz vor dem Ende setzte Miller dann zu einem Hechtsprung an - und landete bäuchlings als Olympiasiegerin im Ziel. "Das Einzige, woran ich gedacht habe, war die Goldmedaille. Und im nächsten Moment lag ich auf dem Boden", sagte Miller, die in persönlicher Bestzeit von 49,44 Sekunden gestoppt wurde, sieben Hundertstelsekunden vor Felix. Bei ihrem Rettungssprung ins Ziel war Miller in etwa auf Kniehöhe ihrer Konkurrentin, wenn man es horizontal betrachtet. Das Wichtigste aber war: Mit ihrem Rumpf war Miller die entscheidenden Zentimeter vorne. "Ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich habe Schürfwunden. Es tut weh", sagte sie danach.

Mit ihrem Bauchklatscher verhinderte Shaunae Miller einen historischen Goldmedaillengewinn von Felix: Die 30 Jahre alte Amerikanerin hätte die erste Leichtathletin mit fünf Olympiasiegen werden können. Vor vier Jahren in London gewann sie über 200 Meter sowie mit den US-Staffeln über 4x100 sowie 4x400 Meter; schon 2008 in Peking gehörte sie zum erfolgreichen 400-Meter-Quartett.

Besonders bitter für Felix: Es war bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass sie gegen eine taumelnde Konkurrentin verlor. Bei der Olympia-Qualifikation der US-Athleten in Eugene/Oregon fiel Jenna Prandini über 200 Meter eine Hundertstelsekunde vor ihr ins Ziel; als Drittplatzierte schnappte sie der durch eine Sprunggelenksverletzung angeschlagenen Felix den Olympiaplatz über ihre Lieblingsstrecke weg, auf der sie 2004 in Athen und 2008 in Peking bereits Silber geholt hatte. Felix kann in Rio de Janeiro aber noch reüssieren: Sie hat mit der 4x400-Meter-Staffel eine weitere Chance auf das Gold Nummer fünf. Wenn nicht wieder eine andere Läuferin dazwischenfällt.

© SZ vom 17.08.2016 / sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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