3. Spieltag:Schewtschenko? Kuranyi!

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Genüsslich konternde Schalker bezwingen Werder Bremen verdient im ersten Spitzenspiel der Saison mit 2:0. Anstelle von Miro Klose traf ein Ex-Nationalstürmer.

Schalke gegen Bremen, das sind ja immer prächtige Geschichten gewesen. Meist ging es darum, welchen Spieler die Schalker den Bremern gerade wieder weggeschnappt hatten, und so sind die Duelle der beiden stets mit Spannung erwartet worden. Diesmal hat es keine personalpolitischen Debatten gegeben vor dem Spiel, diesmal diskutierten die Bremer andere Namen: Ronaldinho! Deco! Schewtschenko! Ballack!

Die spektakuläre Champions-League-Auslosung vom Vorabend, die den Werderanern den FC Barcelona, den FC Chelsea sowie Levski Sofia bescherte, bestimmte die Bremer Befindlichkeiten, und weil im Fußball immer so schön herumpsychologisiert wird, standen vor dem Prolog des 3. Spieltags folgende Fragen im Vordergrund: Würden die Bremer noch geschockt sein von der Wucht des Loses? Oder würden sie sich herausgefordert fühlen und schon mal üben, wie man gegen Weltklasseteams spielt?

Cleverer Konterfussball

Die Antwort war ein klares Ähm, tja, weder noch. In einem unterhaltsamen Spiel unterlagen die Bremer auf Schalke mit 0:2 - verdient, weil die Gastgeber nach einer frühen Führung durch Kuranyi (7.) cleveren, stellenweise sehr ansehnlichen Konterfußball spielten.

Es dauerte nur sieben Minuten, bis ein Spieler auf sich aufmerksam machte, der im allgemeinen WM-Taumel schon vergessen schien: Nach einer Flanke des Dänen Lövenkrands übersprang Kuranyi den Bremer Womé und köpfte zum 1:0 ein - ein Tor, wie es der frühe Kuranyi oft und gerne schoss, bevor er in der letzten Saison ein wenig aus der Karriere fiel. Am 25. März hatte Kuranyi sein letztes Tor geschossen, für einen Stürmer eine halbe Ewigkeit, und ein wenig wirkte das Bremer Abwehrverhalten, als hätten sie ihn gar nicht mehr auf der Rechnung.

Es war wieder einmal ein Spiel, in dem die Bremer Abwehr mehr in den Blickpunkt geriet, als den Bremern das recht sein konnte. Zwar war Naldo rechtzeitig wieder genesen, aber auch er konnte nicht verhindern, dass die Schalker mit der Führung im Rücken genüsslich konterten und dabei immer wieder exakt die Nahtstellen der Abwehr trafen. Zwar erspielten sich die Bremer eine optische Überlegenheit, aber anders als sonst hatten sie den letzten Pass nicht im Repertoire.

Diego und Borowski gut bewacht Regisseur Diego wurde eng und hart attackiert, der tief im WM-Loch steckende Borowski war ihm keine Hilfe. Die beweglichen Schalker machten sich die fehlende Zuspitzung des Bremer Spiels zunutze und zeigten erstmals, welche Möglichkeiten im neuen 4-3-3-System stecken: Immer wieder konterten die Schalker schnell und scharf über die Flügel, und hätte der famose Wiese im Bremer Tor nicht zweimal gegen die freistehenden Altintop (29.) und Lövenkrands (42.) gerettet, die Bremer hätten schon spielentscheidend zurückliegen können.

Kurzweiliges Spiel, hohes Tempo

Es war ein kurzweiliges Spiel, mit hohem Tempo und einer dichten Abfolge an Kampfhandlungen, und sollte Chelsea einen ersten Späher entsandt haben, dürfte ihm dieses Spiel bekannt vorgekommen sein. Ein Hauch von Premier League lag über der Arena, aber die Bremer taten sich schwer, die Intensität des Spiels in Torchancen zu übersetzen.

Es zahlte sich nicht aus, dass Trainer Schaaf den schwächelnden Klasnic durch Almeida ersetzt hatte; der lange Portugiese harmonierte weder mit Diego noch mit Sturmpartner Klose.

Nach der Pause erhöhte Werder den Druck, kam aber kaum zu Torchancen - auch weil die Schalker mit dem bärenstarken Bordon genau jenen Abwehrchef in ihren Reihen hatte, der Werder fehlte. Immer mehr zeigte sich, dass die Bremer noch nicht in gewohnter Form sind, und auch Diego war an diesem Abend nur der zweitbeste Spielmacher.

Dieser Abend gehörte Landsmann Lincoln, der fast jeden Konter und auch das 2:0 des eingewechselten Hamit Altintop einleitete (72.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Schaaf gerade den vierten Stürmer eingewechselt, allein Klasnic blieb auf der Bank. Ein klitzekleiner Trost am Rande: Wenigstens den haben die Chelsea-Späher jetzt nicht gesehen.

© SZ vom 26.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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