3. Liga: MSV und Bielefeld steigen auf:Die Duisburger Doggen 

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Grimmig und entschlossen setzt sich der MSV im Aufstiegs-Endspiel mit 3:1 gegen Holstein Kiel durch, das noch über die Relegation in die 2. Liga kommen kann. Auch Bielefeld feiert die Rückkehr.

Von Ulrich Hartmann, Duisburg

Das Zebra neigt nicht zu übertriebenen Aggressionen. Vermutlich haben die Fans vom MSV Duisburg deshalb ihr friedliches Wappentier am Samstag auf einem gewaltigen Banner in eine Bulldogge verwandelt. Eine Bulldogge im blau-weiß gestreiften Zebratrikot schaute grimmig aus dem Duisburger Fanblock hinunter ins Stadion, wo sie die Gäste von Holstein Kiel offenbar arg verängstigt hat. Die Kieler, die eigentlich 15 Spiele lang unbesiegt waren, führten nach zehn Minuten 1:0 - aber nur kurz. Bis zur 27. Minute war alles wieder verspielt, es stand 3:1 für Duisburg. Das war dann auch der Endstand - Kiel muss nun als Tabellendritter in die Aufstiegsrelegation, der MSV Duisburg hingegen steht bereits vor dem letzten Spieltag als Rückkehrer in die zweite Bundesliga fest - zwei Jahre nach dem erzwungenen Abstieg wegen Lizenzentzugs.

Bloß ein Jahr dauerte dagegen der Ausflug in die Drittklassigkeit für Arminia Bielefeld, das 2:2-Unentschieden am Samstag gegen Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg genügte, um den notwendigen Vorsprung vor Holstein Kiel auf vier Punkte auszubauen. Mit Bielefeld und Duisburg kehren zwei Traditionsklubs in die zweite Liga zurück, die beide nach der Anhäufung zweistelliger Millionenschulden vor wenigen Jahren noch in die Bedeutungslosigkeit abzustürzen drohten. Mit dem Wiederaufstieg in die zweite Liga verbinden die Fans beider Klubs die Hoffnung, bald wieder an bessere Zeiten anzuschließen.

Das unvermeidliche "We are the Champions" schallte nach dem Spiel durchs Duisburger Stadion, in dem die Fans den Rasen stürmten und sich nach Jahren der Enttäuschungen und Sorgen endlich einmal wieder freuen durften. 2008 war der MSV - 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga und damals gleich Meisterschaftszweiter - zuletzt aus der Bundesliga abgestiegen. Er spielte dann fünf Jahre in der zweiten Liga und musste 2013 trotz eines elften Rangs weiter absteigen, weil allerhand Verbindlichkeiten, Stundungen, Absichtserklärungen und andere relevante Aspekte in einem zehn Minuten vor Schluss abgegebenen Lizenzierungsantrag fehlerhaft dargestellt worden waren.

"Wir können uns wieder sehen lassen", sagt MSV-Legende Bernhard Dietz

Verantwortlich zeichnete dafür 2013 jener Geschäftsführer namens Roland Kentsch, der vier Jahre zuvor bereits als Geschäftsführer bei Arminia Bielefeld entlassen worden war und den ostwestfälischen Klub mit fatalen Schulden zurückgelassen hatte. Insofern war dieser Samstag mit dem parallelen Aufstieg von Arminia Bielefeld und dem MSV Duisburg eine kuriose Konstellation - hatte der Herforder Kentsch doch bei beiden Abstürzen seine Finger im Spiel.

Nun haben die Duisburger unter Sportdirektor Ivica Grlic, Trainer Gino Lettieri und mit den Torjägern Zlatko Janjic (17 Treffer) und Kingsley Onuegbu (14) eine Spielzeit mit zuletzt acht Siegen aus neun Spielen hingelegt. Im Sommer gehen sie in ihre insgesamt 20. Zweitliga-Saison. 28 Spielzeiten hat der MSV in der Bundesliga gespielt und nimmt in der ewigen Tabelle noch immer den 15. Platz ein. Für Bielefeld, das zuletzt noch durch den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg von sich reden gemacht hatte, wird es die 17. Zweitliga-Spielzeit.

"Wir können uns endlich wieder sehen lassen", sinnierte die gerührte MSV-Legende Bernard Dietz am Samstag im Stadion-Souterrain, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Altlasten all der Gründe für den Lizenzentzug von 2013 mit diesem Wiederaufstieg längst nicht überwunden sind. "Es gibt noch einiges aufzuarbeiten", sagte Dietz, freute sich aber über den Aufstieg als ein wichtiges Lebenszeichen. "Vor zwei Jahren waren wir tot - jetzt sind wir wieder am Leben."

© SZ vom 17.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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