3:1 gegen Stuttgart:Schalker Befreiungsschlag

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Fingerzeig an die Fans und den Trainer: Der erst zur Halbzeit eingewechselte Schalker Guido Burgstaller bejubelt seinen Treffer zum 3:1. Foto: Ina Fassbender/dpa (Foto: Ina Fassbender/dpa)

Ein 3:1 gegen den VfB Stuttgart lenkt bei Schalke 04 von internen Debatten ab: Die Fans kritisieren Trainer Tedesco für seinen Umgang mit Höwedes.

Nach der Flucht des Weltmeisters Benedikt Höwedes hat Schalke 04 die Gemüter mit dem zweiten Saisonsieg und dem Sprung auf Platz fünf beruhigt. Im ersten Spiel nach dem Weggang des abgesetzten Kapitäns zu Juventus Turin bezwangen die Königsblauen Aufsteiger VfB Stuttgart mit 3:1 (1:1) und ließen Kritik und Pfiffe vorerst verstummen.

Vom Kopf springt der Ball an die Hand - Schalke hat Glück, dass das zweite Tor anerkannt wird

Nabil Bentaleb per Foulelfmeter (4.) sowie Naldo (47.) und der eingewechselte Guido Burgstaller (48.) mit einem Doppelpack innerhalb von 83 Sekunden sicherten dem neuen Trainer Domenico Tedesco einen besonders wichtigen Dreier. Denn die Ausbootung des Schalker Urgesteins hatten die Fans dem 31-Jährigen übel genommen. Vor dem Anpfiff hatten sie Höwedes mit Sprechchören gefeiert und auf zahlreichen Transparenten deutliche Kritik geäußert: "Identitätsverlust stoppen, Knappenschmiede stärken, die Wurzeln achten und nicht vernichten!" Zur Halbzeit, nachdem die Gelsenkirchener ihre frühe Führung mit viel Passivität und dem hochverdienten Ausgleich durch Chadrac Akolo (40.) aus der Hand gegeben hatten, pfiffen die königsblauen Anhänger.

Doch nur drei Minuten nach Wiederbeginn war der Ärger vergessen: Erst durch Naldos Kopfballtreffer, dann lupfte Burgstaller den Ball nach Doppelpass mit Amine Harit über Torhüter Ron-Robert Zieler. Allerdings hatten die Schalker Glück, dass der Videoschiedsrichter beim wegweisenden Naldo-Treffer nicht eingriff - die Bilder belegen, dass der Kopfball des Brasilianers von der Stirn an die Hand und dann ins Tor flog. Über eine Annullierung des Treffers hätte sich kaum jemand ernsthaft beschweren können.

Die Schalker Fans hatten zunächst nicht nur den Abgang ihres Weltmeisters Höwedes beklagt. "70 Millionen ausgegeben, 70 Prozent der Identität verloren", hieß es auf einem Spruchband an die Adresse von Manager Christian Heidel. Im Kader stehen nur noch fünf Eigengewächse aus der "Knappenschmiede" - vor drei Jahren hatten noch acht gemeinsam auf dem Feld gestanden. Diesmal waren es nur drei: Vor Torwart Ralf Fährmann besetzte Thilo Kehrer die rechte Außenbahn, in der Offensive durfte U21-Europameister Max Meyer erstmals von Beginn an die Fäden ziehen.

Beim VfB fehlte der verletzte Ex-Nationalspieler Holger Badstuber - und schon in der Anfangsphase war die Abwehr unsortiert: Orel Mangala traf nach nur 90 Sekunden im Strafraum Harit am Fuß, Schiedsrichter Frank Willenborg befragte den Videoassistenten, der korrekt auf Elfmeter entschied. Bentaleb verwandelte mit einer gehörigen Portion Glück, weil Torwart Zieler noch die Hände am Ball hatte.

Nach der Führung spielte sich das Geschehen fast komplett in der Schalker Hälfte ab, die Zuschauer begannen zu murren. Doch der VfB konnte Sturm und Drang nur zu einem einzigen Treffer nutzen. "Wir wollten von Anfang dagegen halten. Aber dann sind wir sind sehr früh dem Gegentor hinterhergelaufen" klagte Trainer Hannes Wolf.

© SZ vom 11.09.2017 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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