Einen frühen 0:3-Rückstand in der ersten Halbzeit haben die Fußballer von Borussia Mönchengladbach in den vergangenen Jahren immer mal wieder erlitten: 2003 in Freiburg nach 34 Minuten, 2002 in Leverkusen nach 31 Minuten und 2010 in Hannover nach 27 Minuten. Das waren aber schwierige Zeiten damals, Gladbach spielte meist am Abgrund zur zweiten Liga, solche frühen Rückstände haben seinerzeit niemanden so richtig schockiert. Was den Gladbachern allerdings am Samstag im Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf passierte, das war ein Schock.
Als Champions-League-Anwärter lagen geistesabwesende Gladbacher beim leidenschaftlich spielenden Nachbarn nach 16 Minuten mit 0:3 hinten und schafften es auch nicht, den Schaden bis zur Halbzeit zu begrenzen. Die Mannschaft hat zwar danach und auch in der zweiten Halbzeit kein Gegentor mehr zugelassen, das ist allerdings keines Lobes wert. Am Ende stand es 1:3. Gladbach hat aus den jüngsten sieben Spielen nur fünf Punkte geholt und ist auf dem Weg, die erhoffte Champions-League-Teilnahme zu verspielen.
"Das war eine Anfangsviertelstunde, die ich nicht erklären kann", sagte Trainer Dieter Hecking hinterher sichtlich konsterniert. "Wir waren im Tiefschlaf." Alles, was man sich vorgenommen hatte gegen Düsseldorf, habe überhaupt nicht gefruchtet. Und nicht nur, dass die Kontrahenten viel zu einfach in den Gladbacher Strafraum gekommen seien - "wenn sie erst mal drin waren, dann hätte man noch die Möglichkeit gehabt, auch mal zum Gegner hinzugehen", beschwerte sich Hecking. Die Leistung sei nicht zu akzeptieren, sagte der Trainer, um hinzuzufügen: "Darüber muss ich mit den Jungs mal in aller Ruhe reden."
Raman mit drei Vorlagen
Fortuna Düsseldorf pflegt in dieser Saison ein starkes Konterspiel, was mittlerweile in der Bundesliga bekannt sein sollte. Aber weil dem Team am Samstag mit dem noch angeschlagenen Marvin Duksch, dem gelbgesperrten Dodi Lukebakio und mit Dawid Kownacki (70 Minuten auf der Bank) drei Stürmer mit entsprechender Schlüsselqualifikation fehlten, dachten die Gladbacher offenbar, dass diese Fortuna ein lahmer Haufen sei. Eine krasse Fehleinschätzung.
Der erste konterähnliche Vorstoß der Düsseldorfer in der 6. Minute von Adam Bodzek über Kevin Stöger und Benito Raman schien bei Innenverteidiger Matthias Ginter zu enden. Der Nationalspieler ließ den Ball allerdings durch und musste zusehen, wie Rouwen Hennings das 1:0 schoss. Sechs Minuten später erlebten die Gladbacher das erste schmerzhafte Déjà-Vu, als Raman diesmal von der Seite auf Stöger passte und ihm so den Weg zum 2:0 bereitete. In der 16. Minute schoss Hennings zum 3:0 ein - wieder auf Vorlage des Belgiers Raman, seine dritte binnen zehn Minuten. Hecking stand am Spielfeldrand als sei ihm ein Geist erschienen. Gladbachs hochambitionierte Mannschaft blamierte sich gründlich gegen jene Düsseldorfer, die die Branche vor der Saison zu den sicheren Absteigern gezählt hatte. Diese Einschätzung hat Funkels Truppe allerdings längst widerlegt.
Ehrentreffer ohne Ehre
Im Anschluss schoben die Gladbacher Ball und Frust. In der 40. Minute hätte der in der vergangenen Saison noch an Düsseldorf ausgeliehene Florian Neuhaus nach einer Grätsche gegen Stöger auch Rot sehen können statt nur Gelb, und eine Minute später wechselte Hecking seinen belgischen Flügelspieler Thorgan Hazard aus und brachte Patrick Herrmann. "Ich hätte ihn auch schon nach zehn Minuten auswechseln können", sagte Hecking über Hazard. Der Belgier will sich bis Ostern entscheiden, ob er in Gladbach bleibt oder wechselt.
Auch in der zweiten Halbzeit wirkten die Gladbacher nicht so als wären sie um Widergutmachung bemüht. Den Ehrentreffer, der zu keinerlei Ehre gereichte, erzielte Denis Zakaria eher zufällig in der 83. Minute. Düsseldorf spielte den Sieg locker heim. Fortunas Trainer Friedhelm Funkel sagte: "Ich bin froh, dass das 1:3 so spät gefallen ist". Er freute sich, dass sein Plan aufgegangen war: "Wir wollten tief stehen und gut umschalten, und das hat hervorragend geklappt." Der Sieg sei "ein Meilenstein auf unserem Weg zum Klassenerhalt".