21. Spieltag:Schützenfest auf Schalke

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Bisher hatten die Königsblauen in 20 Spielen nur 22 mal getroffen, doch dann platzte der Knoten. Mit 7:4 gewann Schalke gegen Leverkusen. Unterdessen macht der nächste Bayern-Jäger schlapp - Bremen patzte ausgerechnet gegen den Tabellenletzten aus Kaiserslautern.

Werder Bremen hat sich nach der 0:2-Niederlage gegen den 1. FCK aus dem Kampf um die deutsche Fußball-Meisterschaft so gut wie verabschiedet. Die Norddeutschen haben nun acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayern München, der erst gegen Nürnberg am Sonntag spielt und wurden sogar vom Hamburger SV überholt.

Das hat die Liga lange nicht gesehen: Spieler aus Kaiserslautern jubeln über einen Auswärtssieg (Foto: Foto: Reuters)

Die Lauterer, bei denen Boubacar Sanogo (78.) und Ervin Skela (88.) die Tore erzielten, holten nach sieben Auswärtsspielen ohne Sieg erstmals wieder drei Punkte und dürfen im Kampf gegen den Abstieg wieder ein wenig Hoffnung schöpfen.

Im Blickpunkt stand in einer schwachen Partie bis zu den überraschenden Treffern Tim Wiese. Der im Sommer aus Kaiserslautern gekommene Torhüter stand ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Verein erstmals in einem Punktspiel von Beginn an zwischen den Pfosten von Werder Bremen. Nach zwei Kreuzbandrissen profitierte Wiese von der schweren Verletzung von Stammkeeper Andreas Reinke und zeigte nach 15 Monaten ohne Pflichtspieleinsatz eine solide Leistung.

Die Lauterer, die kurzfristig auf Jon Inge Höiland (Geburt einer Tochter) verzichten mussten, beschränkten sich vor allem auf Sicherung des eigenen Tores und konnten sich dabei auf den souveränen Jürgen Macho im Tor verlassen, der einige starke Reflexe zeigte.

Bei ihren Offensivbemühungen beschränkte sich das Team von Trainer Wolfgang Wolf weitestgehend auf Konter, die aber selten für Gefahr sorgten, ehe Sanogo und Skela trafen.

7 Tore nach zwei Nullnummern

Der FC Schalke 04 hat sich im Kampf um die Champions-League- Plätze zurück gemeldet. Der Revierclub besiegte am Samstag in der torreichsten Begegnung der Saison Bayer Leverkusen mit 7:4 (3:1). Vor 61 524 Zuschauern eröffnete Sören Larsen bereits in der 9. Minute das ungewöhnliche Torfestival.

Die weiteren Treffer für die "Königsblauen" erzielten Mladen Krstajic (17.), Slatan Bajramovic (34.), Kevin Kuranyi (55.), erneut Larsen (63.), Lincoln (76.) und Gerald Asamoah (81.). Auch die Gäste aus Leverkusen beteiligten sich in dem völlig verrückten Bundesliga- Spiel am munteren Toreschießen. Andrej Woronin (40./64.) sowie Dimitar Berbatow (50.) und Jacek Krzynowek (70.) bezwangen die bis dato beste Abwehr der Liga, die in 20 Spielen erst zwölf Gegentore kassiert hatte, gleich vier Mal.

Gäste-Trainer Michael Skibbe vertraute der selben Elf, die noch am Mittwoch 4:0 gegen den VfL Wolfsburg gewonnen hatte. Bei den Schalkern bot Coach Mirko Slomka erstmals in diesem Jahr für Kapitän Ebbe Sand dessen dänischen Landsmann Larsen auf. Der Angreifer, der in den vergangenen Wochen mit der Jokerrolle zufrieden sein musste, führte sich auch sofort prächtig ein. Bereits mit dem ersten gut vorgetragenen Angriff setzte sich Larsen gegen Leverkusens Abwehrchef Carsten Ramelow durch und ließ auch dem herauseilenden Torwart Jörg Butt keine Chance. Bereits in der 17. Minute auf 2:0 erhöhten die Schalker durch einen schönen Direktschuss von Krstajic.

Nachdem Bajramovic (34.) nach einer schönen Rafinha-Flanke mit seinem ersten Tor für Schalke sogar auf 3:0 erhöht hatte, schien die Partie früh entschieden. Doch kurz vor der Pause verkürzte Bayer-Stürmer Woronin mit seinem fünften Saisontor auf 1:3. Auch nach dem Seitenwechsel saß jeder Schuss. Zunächst sorgte Berbatow mit dem Leverkusener Anschlusstreffer zum 2:3 für Spannung, ehe Schalkes Stürmer Kuranyi seine lange Durststrecke beendete.

Nach 604 Bundesliga-Minuten traf der ehemalige Stuttgarter erstmals wieder ins Netz. In dem für die Zuschauer äußerst attraktiven Spiel ging das muntere Toreschießen weiter. Larsen mit seinem zweiten Treffer sowie Woronin, Krzynowek, Lincoln per Freistoß und Asamoah sorgten für Torjubel im Minutentakt.

Zweiter Heimsieg für HSV

Der Hamburger SV hat sich für den verpatzten Rückrundenstart rehabilitiert. Der bisherige Tabellendritte der Fußball-Bundesliga bezwang am Samstag den FSV Mainz 05 mit 1:0 (1:0) und untermauerte damit seine Anwartschaft auf einen Champions-League- Startplatz.

Mehdi Mahdavikia (6.) erzielte vor 52 081 Zuschauern in der AOL-Arena das einzige Tor für die Gastgeber, die nun wieder auf Platz zwei vorrückten.

Die Mainzer bestätigten unterdessen ihre Rolle als harmloseste Auswärtsmannschaft der Liga: Im zehnten Spiel auf fremdem Terrain gab es bei lediglich einem Sieg die achte Niederlage.

HSV-Trainer Thomas Doll hatte von seinem Team mehr Leidenschaft, Biss und Kampfbereitschaft gefordert ("Wir müssen wieder die Kurve kriegen") und deshalb den Profis in mehreren Ansprachen ins Gewissen geredet. Denn nach zwei Niederlagen in den ersten drei Spielen waren die in der Tabelle zwischenzeitlich von Werder Bremen überholten Hamburger Gefahr gelaufen, weiter an Boden zu verlieren.

Stuttgarts Trainer startet mit Niederlage

Mit dem neuen Trainer Armin Veh ist bei den Fußball-Profis des VfB Stuttgart der Erfolg nicht zurückgekehrt. Mit dem 1:2 (1:1) bei Arminia Bielefeld verlängerten die Schwaben ihre Serie ohne Sieg auf vier Spiele und verlieren das Ziel UEFA-Cup immer mehr aus den Augen. Wenigstens gelang dem VfB vor 17 728 Zuschauern in der SchücoArena der erste Treffer des Jahres, den Ludovic Magnin zum 1:1 (37. Minute) erzielte.

Für den ersten Bielefelder Erfolg der Rückrunde und die erste Stuttgarter Auswärtsniederlage der WM-Saison sorgte der jetzt achtmalige Arminia- Torschütze Isaac Boakye mit einem "Doppelpack" (31./50.).

Giovanni Trapattonis Nachfolger Veh, erst am Freitag beim VfB vorerst bis Saisonende verpflichtet, musste bei seiner Premiere auf zwei Nationalspieler verzichten: Rechtsverteidiger Andreas Hinkel und Mittelfeldmann Thomas Hitzlsperger fielen verletzt aus.

Aufwärtstrend bei Hannover 96

Hannover marschiert unter Trainer Peter Neururer weiter Richtung UEFA-Pokal. Die Niedersachsen siegten schmeichelhaft beim Aufsteiger Eintracht Frankfurt mit 1:0 (0:0) und sind damit in den neun Bundesliga-Spielen unter ihrem neuen Coach ohne Niederlage. Den entscheidenden Treffer erzielte vor 26.000 Zuschauern in der Commerzbank-Arena Chawdar Yankow in der 78. Minute. Für die Hessen ist der Höhenflug nach der unverdienten ersten Niederlage vor heimischer Kulisse seit fünf Spielen vorerst beendet.

Schön reden wollte Coach Neururer den Erfolg seiner Schützlinge, mit dem sie in der Tabelle auf Rang sechs (29 Punkte) verrückten, nicht. "Das war einer der glücklichsten Siege, die ich bislang begleiten durfte", sagte er. Immerhin habe sein Team mit "großer Leidenschaft" einen "zweifelsohne besseren Gegner" niedergerungen.

Kollege Friedhelm Funkel verlor nicht viele Worte und meinte kurz: "Das war eine der unglücklichsten Niederlagen, die ich erlebt habe."

Wolfsburg kann neun Berliner nicht bezwingen

Der VfL Wolfsburg hat die Gunst der Stunde nicht genutzt. Gegen ein zum Schluss auf neun Spieler dezimiertes Team von Hertha BSC mussten die Niedersachsen in ihrem Heimspiel mit einem 1:1 (0:1) zufrieden. Vor 16.121 Zuschauern konnte der Wolfsburger Kevin Hofland (63.) beim VfL-Sturmlauf in der zweiten Halbzeit zumindest die Berliner Führung durch Marcelinho (32.) per Foulelfmeter ausgleichen. Trotz zahlreicher Großchancen blieb es bei der Punkteteilung, die keiner Mannschaft so richtig weiterhilft.

Für das Team von Hertha-Trainer Falko Götz war das vierte Remis im vierten Rückrundenspiel sehr schmeichelhaft. Nach den Roten Karten für Malik Fatih (54./grobes Foulspiel) und Nationalspieler Arne Friedrich (78./Notbremse) mussten die Gäste bis zum Schlusspfiff um den Punkt zittern. Auf einen "Dreier" in der Bundesliga wartet die Hertha nun seit dem 4. Dezember 2005. Inzwischen kommt die Mannschaft auch vom UEFA-Cup-Kurs ab. Die Wolfsburger stecken nach dem ersten Remis im vierten Spiel unter dem neuen Trainer Klaus Augenthaler weiter im Abstiegskampf.

Der MSV Duisburg hat erneut den Sprung aus den Abstiegsrängen der Fußball-Bundesliga verpasst. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Kohler kam im Westderby gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 (1:1) nicht hinaus und bleibt mit 17 Punkten weiter im Tabellenkeller. Die in der Rückrunde noch sieglosen Gladbacher verbuchten hingegen immerhin einen Teilerfolg, haben aber in den vergangenen elf Spielen nur einen Sieg errungen.

Vor 30.020 Zuschauern in der MSV Arena erzielte Klemen Lavric (4.) den Treffer für die Gastgeber. Abwehrspieler Bo Svensson traf für die Borussia (20.), die ab der 64. Minute nach der Gelb-Roten Karte wegen wiederholten Foulspiels für Eugen Polanski in Unterzahl spielen musste.

"Das haben wir uns anders vorgestellt, aber nach dem Platzverweis konnten wir uns nur noch mit Händen und Füßen wehren und müssen mit dem Punkt zufrieden sein", sagte Borussias Trainer Horst Köppel. Kollege Kohler war vor allem mit der Leitung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit zufrieden. "Wenn wir so weiter machen, kommt auch das Glück zurück, und wir werden wieder erfolgreich sein."

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