Brite triumphiert:Mit beseeltem Blick

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Der Beste vom Rest: Justin Rose, Olympiasieger im Golf. (Foto: Scott Halleran/Getty Images)

Der Brite Justin Rose gewinnt das erste olympische Golf-Turnier seit 1904. Viele betuchte Profis hatten abgesagt, aber die meisten derjenigen, die anreisten, wirkten dankbar und demütig.

Von Frieder Pfeiffer

Es gibt dieses Bild von der Eröffnungsfeier. Justin Rose und Henrik Stenson stehen darauf nebeneinander im Maracanã. Sie haben sich zufällig getroffen unter all den Athleten. Nun stehen sie dort Arm in Arm. Sie lächeln, doch viel auffälliger ist die Art, wie sie schauen. Ihre Augen glänzen, ihr Blick lacht, als würden sie wissen, dass dieser Abend der Anfang von etwas Besonderem sein könnte. Neun Tage später steht der Engländer Rose in Barra da Tijuca, dem Ort der Golf-Entscheidung, nicht sehr weit entfernt vom Stadion. Wieder hat er diesen beseelten Blick, wieder steht der Schwede Stenson neben ihm. Sie haben sich im Arm. Statt der Akkreditierungen hängen nun Medaillen um ihren Hals.

Justin Rose heißt der erste Sieger eines olympischen Golf-Turniers seit 1904 - gekrönt in einem spannenden Finale, in dem sich der 36-Jährige gegen Stenson durchsetzte, seinen Freund und Nachbar in Florida. Schlaggleich waren sie aufs letzte Grün gekommen, ein Birdie von Rose am 72. Loch schlug dann Stensons Bogey, eine Entscheidung im Zielsprint. Rose ist Major-Champion, er gewann die US Open 2013, das härteste Turnier im Golf. Nun kam er vom olympischen Kurs und sagte: "Das war das beste Erlebnis meiner Karriere."

Gekrönt werden drei Spieler, denen eine Menge am Turnier lag

Es war ja viel diskutiert worden über die Frage, inwieweit die Rückkehr des Golfsports ins olympische Programm eine gute Entscheidung gewesen sei, erst recht nach Diskussionen über den Neubau des Kurses in einem Naturschutzgebiet und den Absagen einiger Top-Golfer.

Und jetzt standen am Ende dieses ersten Wettbewerbs drei Golfer auf dem Podium, die genau das verkörperten, was selbst viele in der Golfszene nicht so richtig für möglich gehalten hatten: Demut und Dankbarkeit, diesen Moment in Rio erleben zu dürfen.

Nach der Siegerehrung wurde Rose auf die Hymne angesprochen. Er hatte laut mitgesungen, endlich durfte er mal. Golfer sind Einzelkämpfer, Rose lebt wie Stenson seit vielen Jahren in den USA, weit weg von der Heimat. Der Ryder Cup ist auch deswegen so erfolgreich, weil das Teamerlebnis und die Erfahrung, für Europa oder die USA am Start zu sein, so selten erlebt werden können. Nun sagte Rose, als er nach der Hymne gefragt wurde: "Um ehrlich zu sein, es war ein Wow-Moment. Es hilft, zu sehen, worum es hier eigentlich geht."

Die abwesenden Top-Golfer fehlten weniger als zuvor angenommen

Matt Kuchar, US-Amerikaner, der sich mit einer überragenden 63er Runde am Sonntag noch auf Rang geschoben hatte, erklärte, er sei in seinem Leben "noch nie so glücklich über eine Top-3-Platzierung gewesen. Ich war noch nie so stolz, meine Brust platzt." Kuchar war nach der Absage von Jordan Spieth, der Nummer drei der Welt, ins Feld gerutscht, er nutzte seine Chance.

So wie auch Rose, der sich seit der Bekanntgabe des Golf-Comebacks auf die olympische Bühne als großer Verfechter der Rückkehr präsentiert hatte. Für ihn war die Woche seit der Eröffnungsfeier "das Magischste überhaupt. Ich war so drin, ich habe das alles so aufgesaugt, es war mir so wichtig, das Team Großbritannien so gut es geht zu repräsentieren." In Runde eins am Donnerstag hatte Rose mit einem Hole-in-One für erste Begeisterungsstürme gesorgt, nun legte er noch einen drauf.

Zu Beginn seiner Karriere hatte Rose, geboren im südafrikanischen Johannesburg, aufgewachsen als vermeintliches Jahrhunderttalent, die riesengroßen Hoffnungen nie erfüllen können. Als Neuling scheiterte er an 21 Cuts, bevor er sein erstes Preisgeld gewinnen konnte. Seit einigen Jahren jedoch geht es bergauf, nach dem US-Open-Sieg ist die Gold-Medaille der größte Erfolg des ruhigen und bodenständigen Engländers. Mit dem Sieg kehrt er unter besten Zehn der Welt zurück.

Kaymer beendet das Turnier mit einer versöhnlichen 66er Runde

Auch Stenson wird sich dank der Silbermedaille verbessern. Er ist jetzt, auch dank seines Sieges bei der Open Championship vor einem Monat, die Nummer vier der Welt. Und so bleibt von dieser ersten olympischen Woche im Golf seit 112 Jahren auch die Erkenntnis, dass das Siegertreppchen dann doch so prominent besetzt war, dass die abwesenden Top-Golfer weniger fehlten als zuvor angenommen. Für Martin Kaymer, der sich ebenfalls viel ausgerechnet hatte, blieb am Ende nach einer versöhnlichen 66er Runde Rang 15; der zweite Deutsche, Alex Cejka, landete auf Rang 21.

Kaymer, so bestätigte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Sonntag, sei nun als Fahnenträger der deutschen Mannschaft bei der Schlussfeier im Gespräch. Der 31-Jährige sprach von einer "Riesenehre", sagte aber auch: "Da weiß ich nichts von." Bei der Eröffnungsfeier, so Kaymer in diesen Tagen, habe er fast Tränen in den Augen gehabt. Zu einem gemeinsamen Bild mit Justin Rose und Henrik Stenson im Maracanã ist es jedoch nicht gekommen.

© SZ vom 14.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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