2. Bundesliga:Gladbach weiter auf Erfolgskurs

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Es waren intensive, kampfbetonte 90 Minuten: Dennoch haben sich Borussia Mönchengladbach und der TSV 1860 München am Ende torlos getrennt. Gladbach ist damit seit zehn Spielen ungeschlagen.

Moritz Kielbassa

Als Gregg Berhalter am Montagnachmittag, kurz vor 16 Uhr, in seinem Geländewagen das Trainingszentrum an der Grünwalder Straße verließ, da war klar, dass etwas nicht stimmte und dass der TSV 1860 München am Abend auf seinen Innenverteidiger verzichten musste.

Rob Friend (li.) von Borussia Mönchengladbach und Markus Thorandt (r.) von 1860 München im Kopfballduell. (Foto: Foto: dpa)

Berhalter plagte seit Tagen ein grippaler Infekt, der nicht rechtzeitig abklang. Damit fehlte ausgerechnet im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach der Ruhepol und dirigierende Wortführer im Abwehrverbund der Löwen. Und es galt umso mehr, was Trainer Marco Kurz schon vorher gewusst hatte: dass 1860 "ans oberste Limit gehen" musste, um der Borussia Paroli zu bieten.

Das gelang seiner Mannschaft in intensiven, kampfbetonten 90 Minuten, die torlos zu Ende gingen. Damit verteidigten die Mönchengladbacher ihre Serie von nunmehr zehn Spielen ohne Niederlage - obwohl die Löwen in der Schlussphase auf den Siegtreffer drängten und nahe dran waren am ganz großen Wurf.

31.000 Zuschauer zeigten Interesse für den Montagsschlager, auch der Trainer des Tabellenzweiten Freiburg, Robin Dutt, kam zur Spionage nach München. Gesprächsthema vor dem Anpfiff waren die Torhüter.

Lehmann bald in München?

Aus dem fernen London hatte Nationaltorwart Jens Lehmann mit seiner Überlegung, die Karriere notfalls auch in der zweiten Liga fortzusetzen, alle Journalisten des Landes in Habachtstellung gebracht, und natürlich wurden sogleich auch Argumente für einen Wechsel zu 1860 überprüft: die schöne Stadt München, der Starnberger See, wo auch sein DFB-Freund Oliver Bierhoff wohnt, Lehmanns alte Kumpanenschaft mit Löwen-Trainer Marco Kurz (aus Schalker Zeiten). Und so weiter.

Da passte es kurios ins Bild, dass bei den Löwen diesmal Torwarttrainer Jürgen Wittmann, 41, als Ersatzmann auf der Bank saß. Neben dem verletzten Philipp Tschauner stand auch der junge Andreas Rössl als Reserve nicht zur Verfügung, weil er in der Regionalliga am Samstag die Rote Karte gesehen hatte.

Und der zuletzt in der U23 eingesetzte Rodolfo Rodriguez erhielt von der DFL - trotz telefonischer Bittgesuche der Löwen - keine Spielerlaubnis für die Zweite Liga, weil das Freigabefax seines alten Klubs aus Buenos Aires im August nicht fristgemäß in Frankfurt vorgelegen hatte.

In der Abwehr-Viererkette bei Sechzig nahm Mate Ghvinianidze den Platz des kranken Berhalter ein, nach dem Ende seiner Rotsperre hatte sich der Georgier die Haare raspelkurz geschoren. So standen sie ihm nicht zu Berge, als auf der anderen Spielfeldseite seinen Teamkollegen Josh Wolff (5.) und Antonio Di Salvo (21.) in aussichtsreicher Position jeweils die entscheidenden paar Zentimeter fehlten zwischen Fußspitze und Ball.

Keeper griff zweimal vorbei

Nicht nutzen konnten die Löwen auch, dass Gladbachs Torwart Christofer Heimeroth zweimal an hohen Flanken vorbeigriff (33./37.). Vor dem selben Tor, vor der Südtribüne, war Heimeroth erst kürzlich im Pokal gegen den FC Bayern (1:3) ein fataler Fehler passiert, diesmal blieben seine beiden Fauxpas ohne Folgen. Einmal klärte der Gladbacher Rösler, beim zweiten Mal wurde Göktans Schuss von der Strafraumgrenze von einem Verteidiger geblockt.

In der ausgeglichenen ersten Halbzeit erschreckte Sharbel Touma in der 34. Minute die Löwen mit einem Pfostenschuss. Touma, ein Schwede, besetzte überraschend den linken Gladbacher Flügel, wo sonst U19-Nationalstürmer Marko Marin wirbelt, das Ausnahmetalent der Borussia.

Für Toumas Gegenspieler, 1860-Rechtsverteidiger Markus Thorandt, war der Dienst nach 35 Minuten beendet (Fußverletzung), hinein kam der nächste Junge aus der 1860-Talentschmiede, Fabian Johnson. Beide Mannschaften agierten, wie es Spitzenteams gerne tun, wenn sie aufeinander treffen: abwartend, kompakt, diszipliniert, mit dosierter Angriffsbereitschaft. Und in den Zweikämpfen konsequent und kantig.

Kurz vor der Pause erklang die scheppernde Tormusik der Löwen, das Band lief jedoch nur ein paar Takte, denn Di Salvo hatte einen Schuss von Lars Bender aus klarer Abseitsstellung ins Netz gelenkt. Auch der Linienrichter sah es.

Wolff verfehlte nur knapp das Tor

Nach 62 Minuten verfehlte Josh Wolff mit einem kraftvollen Schuss nur knapp das Tor. Mönchengladbach reagierte - mit der Einwechslung Marins, die das Spiel der Gäste sofort belebte.

Doch die nächsten Chancen hatten wieder die nun immer stärker werdenden Sechziger, durch Göktan (65./daneben) und Bierofka (78./drüber). Gladbachs Stürmer Rob Friend köpfte gegenüber genau in die Arme von 1860-Torwart Hofmann (80.), ein Siegtreffer des Tabellenführers wäre aber auch nicht mehr verdient gewesen.

Gäste-Trainer Luhukay gab sich deswegen zufrieden und sagte: "Jeder Punkt ist ein Schritt zum Ziel." Und Löwen-Manager Stefan Reuter lobte seine Leute: "Die Jungs haben ihre Sache klasse gemacht."

© SZ vom 13.11.2007/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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