1860-Testspiel gegen Dortmund:Kleine Erkenntnisse

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Der TSV 1860 München erfreut seine Anhänger mit einem 1:0-Sieg gegen Borussia Dortmund. Trainer Runjaic kritisiert trotzdem Torwart Zimmermann und den Testspieler Andrade.

Von Markus Schäflein

Ausverkauftes Grünwalder Stadion, ein 1:0-Sieg über Borussia Dortmund - im Großen und Ganzen war es ein gelungenes Volksfest, das der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München im geliebten Giesing abhielt. Nur Präsident Peter Cassalette hatte Grund, sich zu ärgern. Denn im Fanblock wurde ein Transparent hochgehalten: "Was reimt sich auf Cassalette? Marionette!" Das war schon ein starkes Stück, schließlich hat Cassalette mittlerweile mehrfach erklärt, dass sein Name französisch ist und das letzte e mithin nicht ausgesprochen wird ("Der Name geht über Generationen zurück auf die Hugenotten!"). Von einem Reim kann also keine Rede sein. An den Vorwurf, er setze einfach alles um, was sich der jordanische Investor Hasan Ismaik wünscht, hat sich Cassalette hingegen mittlerweile gewöhnt.

Im Gegenzug hat Ismaik Geld für Verpflichtungen in Aussicht gestellt, doch die Bekanntgabe weiterer Zugänge zieht sich weiter hin. Im Spiel gegen die Dortmunder, die direkt vom Konditionsbolzen kamen, so dass die Partie keinen allzu großen Erkenntnisgewinn brachte, wirkte erneut Victor Andrade mit, der von Benfica Lissabon geliehen werden soll. Zum ersten Mal musste er sich von Trainer Kosta Runjaic aber auch deutliche Kritik anhören. Der 20-Jährige bot Schauspieleinlagen, Motzereien und Rangeleien, die im Ligaalltag schnell mal Sanktionen nach sich ziehen können. Zudem erhielt eine unnötige gelbe Karte, weil er aufs Tor schoss, als der Schiedsrichter schon gepfiffen hatte. Andrade sei sehr talentiert, aber man müsse ihn "mehr als ein bisschen runterkühlen", meinte Runjaic: "In der Art und Weise, wie er sich heute präsentiert hat, werden wir zwei keine Freunde werden." Dennoch steht eine Verpflichtung des Offensivspielers nach wie vor kurz vor dem Vollzug, wohingegen sich hinter Stürmer Ribamar, 19, von Botafogo Rio de Janeiro immer mehr Fragezeichen ansammeln. Die Bild-Zeitung berichtete, bei der medizinischen Untersuchung sei eine Muskelverletzung festgestellt worden. Mittrainiert hat der potenzielle Zugang auch am Sonntag nicht.

Traum-Torschütze im ausverkauften Grünwalder Stadion: Levent Aycicek (links) erzielte den einzigen Treffer des Tages. (Foto: imago)

Dafür machte gegen Dortmund ein angestammter Offensivspieler auf sich aufmerksam. Levent Aycicek, den die Löwen ein weiteres Jahr von Werder Bremen geliehen haben, erzielte das Tor des Tages mit einem strammen Schuss von der Strafraumgrenze (36.). "Die Kulisse und die Stimmung hier waren einfach geil", sagte Aycicek. Zwei Minuten vor dem einzigen Treffer hatte der vom 1. FC Heidenheim gekommene Jan Zimmermann einen Foulelfmeter von Dortmunds Mittelfeldspieler Gonzalo Castro abgewehrt. Den Strafstoß hatte der 1860-Torhüter, der beim Verlassen des Fünfmeterraums wie schon in einigen Testspielen zuvor nicht sicher wirkte, mit einem Foul an Sebastian Rode selbst verschuldet. Und in der zweiten Hälfte hatte er Glück, dass es nicht noch einmal einen Elfmeterpfiff gegen ihn gab. "Er muss noch ein Gefühl dafür entwickeln, wann er rausläuft und wann nicht", riet Runjaic. Dafür zeichnete sich Zimmermann in einigen Eins-gegen-Eins-Situationen aus.

Der 31-Jährige spielte 90 Minuten durch und dürfte der neue Stammtorhüter werden, ansonsten probierte Runjaic vieles aus. In der Innenverteidigung durfte neben Jan Mauersberger das Talent Felix Uduokhai ran ("das Spiel war etwas zu schnell für ihn, aber wir werden ihn langsam an das Niveau heranführen"). Im offensiven Mittelfeld wirkte Michael Liendl mit, der noch immer nicht weiß, ob er nun bei Sechzig bleiben soll oder nicht, im Sturm begann Stefan Mugosa.

Dass noch einige Zugänge kommen sollen, ließ sich aus einer Bemerkung Runjaics zur Aufstellung ableiten: "Das war nicht das Sechzig, das wir in der zweiten Liga sehen werden." Und auch am Mittwoch, wenn der TSV in Rottach-Egern gegen Borussia Mönchengladbach erneut einen Erstligisten trifft (19.30 Uhr), wird dieser Satz noch gültig sein.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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