1860 spielt nur 1:1 gegen Lautern:Besser nicht auf die Tabelle schauen

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Ausgleich: Ruben Jenssen (r.) von Kaiserslautern erzielt den Treffer zum 1:1 gegen 1860 München. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der TSV 1860 München stagniert auf dem vorletzten Platz. Auch beim 1:1 gegen Kaiserslautern ist nicht erkennbar, wie der Traditionsverein Anschluss an das Mittelfeld finden soll.

Von Christopher Gerards, München

Milos Degenek hatte keine Zeit. Der Mittelfeldspieler des TSV 1860 München stand nach dem Spiel noch kurz bei den Reportern, aber danach hatte er nach eigener Aussage bis Sonntagabend hinreichend zu tun. In die Umkleide gehen, auslaufen, essen: So beschrieb Degenek seine ausufernde Tagesplanung, als ein Reporter wissen wollte, ob er sich noch die Tabelle der 2. Bundesliga ansehe. "Ich hab' leider keine Zeit jetzt", erwiderte Degenek also und lächelte fein. "Vielleicht morgen Abend oder so." Nach dem 1:1 des TSV 1860 München im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern stand allerdings ein weiterer Grund zu vermuten, warum Degenek sich erst morgen Abend oder so der Tabelle widmet: Ihm fehlt wahrscheinlich nicht nur die Zeit. Es könnte auch sehr gut sein, dass Degenek keine große Lust dazu hat, sich die Tabelle anzusehen. Das beste Argument für diese Version ist die Tabelle selbst: Auf dem vorletzten Platz steht der TSV 1860 München, mit einer Bilanz von nur drei Punkten aus sieben Spielen.

Schon zu Beginn war Trainer Fröhling nicht nach Spaß zumute

"Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir die drei Punkte nicht bei uns gehalten haben", sagte 1860-Trainer Torsten Fröhling. Und Degenek rechnete zwar widerspruchslos vor, dass ein Punkt besser sei als keiner. Er sei allerdings auch "nicht glücklich, dass wir nur einen Punkt geholt haben". Dabei gelang ihm selbst das 1:0, mit einem wuchtigen Schuss vom Strafraumeck (15.). In den drei Spielen zuvor war seine Mannschaft ohne Torerfolg geblieben.

Fröhling war schon zum Beginn nicht nach Spaß zumute, ihm fehlte im Angriff zum einen der am Knie verletzte Stephan Hain. Zudem musste Rubin Okotie nach seiner in Düsseldorf erlittenen Gehirnerschütterung aussetzen. Zugang Michael Liendl ließ Fröhling zunächst auf der Bank, für ihn spielte Korbinian Vollmann hinter Mittelstürmer Stefan Mugosa. Er habe der Mannschaft Kompaktheit verleihen wollen, erläuterte Fröhling. Sein Plan funktionierte insofern, als Kaiserslautern nicht dadurch auffiel, das Münchner Tor zu belagern. Erst in der zweiten Halbzeit kamen die Gäste zu Chancen: Chris Löwe traf nur das Außennetz (58.), eine Minute später zielte Ruben Jenssen besser: Er schoss aus rund 20 Metern aufs Tor, der Ball flog ins linke Ecke, neben Vitus Eicher. "Haltbar", sagte der 1860-Torwart später, "da braucht man nicht drüber reden." Zu seiner Verteidigung konnte Eicher zumindest vorbringen, im Anschluss Lukas Görtler und Jenssen innerhalb weniger Sekunden am Tor gehindert zu haben (79.). Zum Abschluss setzte Daniel Halfar noch einen Freistoß auf die Latte (90.).

Zu ihrer 1:0-Führung kamen die Münchner eher planlos

Halfar hatte bis 2014 noch für 1860 gespielt, wechselte dann aber recht eilig zum 1. FC Köln. Nicht wenige Zuschauer pfiffen, wenn Halfar den Ball berührte. Gleichwohl stünde ein Spieler seiner Güte den Löwen derzeit gut zu Gesicht. Fröhlings Mannschaft gelang es kaum, sich Torchancen zu erspielen: Vollmann traf nach einem Dribbling nur den Pfosten (48.), Rechtsverteidiger Gary Kagelmacher scheiterte mit einem Volleyschuss knapp (63.), das war's. Zu ihrer Führung kamen die Münchner ebenfalls recht unverschuldet: Gästespieler Marcus Piossek hatte den Ball wohlwollend vor Degeneks Füße gepasst, mit einem missglückten Befreiungsschlag. Mugosa, im Sommer für 400.000 Euro aus Kaiserslautern gekommen, fiel vor allem dadurch auf, dass er nicht auffiel. Vollmann lief viel, konnte das Münchner Spiel aber nicht antreiben.

"Dass das kein Traumfußball wird, war uns auch klar", sagte Fröhling später, auch weil Kaiserslautern zuvor zwei Mal nicht hatte gewinnen können. Seine Mannschaft habe "oft falsche Entscheidungen getroffen", klagte der Coach, sie sei sich "zu schade gewesen, den Ball mal rauszukloppen" - vor allem vor dem Gegentor. Am Dienstag spielt 1860 beim SV Sandhausen, das am Samstag 0:2 beim 1. FC Nürnberg verlor. Dass Sandhausen jetzt den neunten Platz der 2. Liga belegt, wird Milos Degenek vermutlich irgendwann am Sonntagabend erfahren, wenn er ausgelaufen und gegessen hat.

© SZ vom 20.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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