1860 München schlägt Karlsruhe:Mit Glück und Bülow

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Immer da, wenn es wichtig ist: Siegtorschütze Kai Bülow wird von Stefan Aigner und Abduoulaye Ba geherzt. (Foto: Lackovic/imago)

Kai Bülow steht überraschend in der Startelf der Löwen - und erzielt prompt den entscheidenden Treffer gegen den Karlsruher SC. Die Sechziger verschaffen sich durch den 2:1-Sieg Luft im Abstiegskampf.

Von Markus Schäflein, München

Die spannende Frage, ob er im zentralen Mittelfeld auf Michael Liendl oder Daniel Adlung setzen würde, beantwortete Trainer Vitor Pereira mit: Kai Bülow. Das war eine Überraschung im wichtigen Heimspiel des TSV 1860 München gegen den Karlsruher SC, schließlich hatte der 30-Jährige seit dem Trainerwechsel überhaupt keine Rolle mehr bei Sechzig gespielt. Nun trug der beliebte Relegationsheld, der seit 2010 bei den Löwen spielt und ihnen mit seinem Last-Minute-Treffer gegen Kiel im Juni 2015 den Klassenverbleib sicherte, sogar die Kapitänsbinde. Stefan Aigner zurückgetreten, Jan Mauersberger verletzt, Daniel Adlung nicht im Kader - so nominierte Pereira seinen vierten Kapitän im vierten Spiel. Bülow empfand es als "große Ehre nach so langer Zeit im Verein".

Um sich die weitere Geschichte auszudenken, ist sie zu abwegig, aber sie ist eben passiert: Auch diesmal wurde Bülow in letzter Sekunde zum Mann des Tages. Mit einem Kopfball in der fünften Minute der Nachspielzeit sicherte er dem TSV 1860 den 2:1-Sieg, der ihm fünf Zähler Abstand zum Abstiegs-Relegationsplatz einbrachte und stattdessen den KSC tief in den Tabellenkeller schickte. "Insgesamt war der Druck heute ein bisschen geringer", meinte Bülow mit Blick aufs Kiel-Spiel und grinste. Aber groß war er trotzdem, drohte doch neben dem Absturz in der Tabelle auch ein Wutausbruch des angereisten Investors Hasan Ismaik.

Die Flanke kam vom erneut umtriebigen Winterzugang Amilton; treffen jedoch musste Bülow, der auch den gefühlt hundertsten Kaderumbruch in seiner Zeit in Giesing überlebt hat. Und Pereiras 3-4-3-System mit vier neuen Spielen klappte auch dank Bülows Präsenz vor der Dreierkette besser. "Insgesamt waren die Abstände zwischen den Ketten heute besser als zuletzt", stellte er fest, "so haben wir mehr Druck auf die Ballführenden bekommen."

Olic trifft mit seinem ersten Ballkontakt

In der Tat hatte es zumindest in der ersten Hälfte ganz gut ausgesehen, was die Sechziger vor den Augen Ismaiks zeigten. Und sie kamen zu Chancen: Levent Aycicek verstolperte den Ball nach einem Zuspiel von Christian Gytkjaer (9.), Felix Uduokhai traf nach einer Ecke den Pfosten (10.), und als Gytkjaer nach Steilpass von Amilton alleine aufs KSC-Tor zulief, entschied Schiedsrichter Martin Thomsen irrtümlicherweise auf Abseits (21.). Je länger die Partie ging, desto besser fand der KSC hinein, doch zu Chancen kam er zunächst nicht.

Das erste Tor der Partie erzielten kurz nach dem Seitenwechsel dann aber die Karlsruher. Nach einem Eckstoß klärte Abdoulaye Ba einen Schuss von Enrico Valentini, doch den Abpraller drückte Jordi Figueras ins Tor (47.). Pereira reagierte mit einem Doppelwechsel, brachte Michael Liendl und Ivica Olic für Romuald Lacazette und Gytkjaer (56.). Und mit seinem allerersten Ballkontakt erzielte Olic den Ausgleich, per Kopf nach einem Eckball von Maximilian Wittek (57.). Noch nie in seiner ja durchaus bewegten Karriere sei ihm ein Treffer mit dem ersten Ballkontakt geglückt, berichtete der 37-Jährige hinterher.

Vom Spielfluss der ersten halben Stunde war bei Sechzig aber nur noch wenig zu sehen. Erst in der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Eine Verletzungsunterbrechung, weil Karlsruhes Moritz Stoppelkamp am Boden lag, führte zu der langen Nachspielzeit. In dieser handelte sich Grischa Prömel eine gelb-rote Karte ein und brachte seinen KSC in Unterzahl. "Karlsruhe hat eigentlich die Initiative gehabt, aber durch diesen Break und den Platzverweis sind wir noch mal zurückgekommen", sagte Olic, "es war unglaublich." Und unglaublich wichtig: "Wir sind noch nicht eingespielt, wir brauchen Zeit, und die haben wir nicht", meinte der Stürmer. "Wir brauchen Punkte. Und heute haben wir drei mitgenommen, mit Glück." Und mit Bülow.

© SZ vom 12.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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