1860 München:"Pffff"

Lesezeit: 2 min

1860 rätselt über Investor Ismaik, der nicht mehr Investor genannt werden möchte. Zudem kommt Stürmer Stefan Mugosa - mögliche weitere Einkäufe werden als eigenständige Aygün-Transfers kommuniziert werden.

Von Philipp Schneider

Hasan Ismaik hat nicht nur eine Vorliebe für überraschende Besuche, ihm wird auch ein Talent für überraschendes Fernbleiben nachgesagt. Am Donnerstag war es Sechzigs Übergangspräsident Siegfried Schneider, der auf der Geschäftsstelle dem Vernehmen nach länger als zwei Stunden auf den Mehrheitsgesellschafter des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München wartete, um die Gespräche des Vorabends fortzuführen. Vergeblich. Womöglich scheiterte das Treffen an Kommunikationsproblemen, wer weiß. Etwas mehr Glück hatten die paar Journalisten, die Ismaik wenig später in einer Suite des Hotels Vier Jahreszeiten fast pünktlich empfing. Wenngleich er auch sie mit einem Rätsel in ihre Redaktionen schickte, so groß, dass sich die Pyramiden von Gizeh dahinter verstecken könnten: Denn was genau plant Ismaik eigentlich mit seinem Investment 1860, in das er inzwischen fast 50 Millionen Euro investiert hat?

Der Mehrheitsgesellschafter will nicht länger Investor heißen

Oh ja, Ismaik erzählte eine ganze Menge bei seinem ersten Besuch in München seit acht Monaten: Er lobte das Nachwuchsleistungszentrum. Er bedankte sich beim zurückgetretenen Präsidium für den Einsatz. Und er betonte, dass er den Klub beim Bau eines eigenen Stadion unterstützen werde (womit er mitnichten andeutete, dass er selbst im großen Stil in eine neue Arena investieren könnte). Auch bat er darum, nicht länger Investor genannt zu werden, sondern Besitzer. Oder Gesellschafter. Aber fehlte seiner Botschaft nicht der Kern, der Sport, der Fußball?

"Ich habe gelesen, wie seine Aussagen sind. Da war ja jetzt nicht viel übers Sportliche zu hören von ihm", sagte Torsten Fröhling, der Ismaik auch sehr gerne getroffen hätte ("Pffff, ja, warum denn nicht?").

Dafür durfte Sechzigs Trainer am Sonntag einen neuen Mittelstürmer präsentieren: Stefan Mugosa, 23, vom 1. FC Kaiserslautern, der zuletzt an Erzgebirge Aue verliehen war. "Er ist sehr lauffreudig, geht in die Tiefe, ist kopfballstark und mannschaftsdienlich", lobte Fröhling den zweimaligen montenegrinischen Nationalspieler, der an diesem Montag in der Partie gegen den 1. FC Nürnberg, bei der auch der an der Wade verletzte Valdet Rama fehlen wird, noch nicht spielberechtigt ist. Mugosa ist zugleich der erste Transfer, den Übergangssportchef Necat Aygün zu verantworten hat. "Er ist mein eigenständiger Transfer", sagte Aygün nicht ohne feierlichen Unterton, als er sich erstmals seit seiner überraschenden Inthronisierung der Presse stellte. "Necat hatte die Idee. Er weiß, was ich will", sagte wiederum Fröhling, womit er, vermutlich unfreiwillig, einen kurzen Blick auf die wahren Hierarchien bei 1860 freigab. Nach SZ-Informationen dürften auch alle weiteren Transfers als eigenständige Aygün-Einkäufe kommuniziert werden. Denn es soll zumindest kein Spieler verpflichtet werden, mit dem der ehemalige Sportchef und Spielervermittler Gerhard Poschner die ersten Verhandlungen geführt haben könnte. Grundsätzlich sei es okay, dass Ismaik bei seinem Besuch das sportliche Konzept nicht - wie noch bei seinen früheren Besuchen - großartig thematisiert habe, befand Fröhling: "Wir haben unseren Bereich, er hat seinen Bereich." Das sei ja gerade klasse. "Und dass er den Weg weitergehen will, das finde ich positiv."

Es ist ein Weg, auf dem Scout Aygün vorerst Sportchef bleiben darf. Ein Weg, auf dem in diesem Sommer zwei Millionen Euro für Ablöse und Gehalt aller neuen Spieler zur Verfügung stehen. Und es ist der Weg eines Geschäftsmanns, der nicht länger Investor genannt werden möchte.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: