1860 München:Mölders gegen das Manko

Lesezeit: 2 min

Bleibt er? Sascha Mölders (vorne) hat zumindest Interesse bekundet. (Foto: Michael Will/dpa)

1860-Trainer Vitor Pereira krempelt gegen Dresden sein Team um und will emotional bleiben.

Von Markus Schäflein

"Ponto final", sprach Vitor Pereira, Punkt, Schluss, Aus, es war klar zu hören und leicht zu übersetzen. Der Trainer des TSV 1860 München hatte keine Lust mehr, weitere Fragen zu seinen Ausrastern im vergangenen Spiel gegen Eintracht Braunschweig (0:1) zu beantworten. Der gegnerische Trainer Torsten Lieberknecht hatte Pereira schlimmer Beleidigungen in dessen Muttersprache bezichtigt, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, eine Boulevardzeitung die Expertise einer portugiesischen Sprachtherapeutin und Lippenleserin zu Rate gezogen. "Ich befasse mich nicht mit Lippenleserinnen und so etwas", erklärte Pereira, "wir haben drei wichtige Spiele, wir sind fokussiert."

Die Frage ist aber ja gerade, ob Pereira in diesen drei wichtigen Spielen in Dresden, gegen Bochum und in Heidenheim, in denen Sechzig den Verbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga schaffen will, auf der Trainerbank sitzen darf. Und wer ihn im Zweifelsfall vertritt, denn auch einige seiner Co-Trainer sollen unangenehm aufgefallen sein - womöglich liefe es auf Daniel Bierofka hinaus, den Retter der Vorsaison, der Pereira aktuell ohnehin unterstützt.

Höchstwahrscheinlich wird Pereira aber mindestens im Auswärtsspiel in Dresden an diesem Freitag (18.30 Uhr) weiter seiner Arbeit nachgehen können, der DFB hat eine Stellungnahme Lieberknechts angefordert, Pereira hatte er nach dessen Angaben bis zum Zeitpunkt der Pressekonferenz noch nicht um eine Aussage gebeten. "Bei mir ist nichts angekommen. Wenn ich soll, bin ich bereit, auszusagen", erklärte er. Was bei einer möglichen Sperre geplant ist, wollte er nicht verraten: "Über so ein Szenario brauche ich nicht zu spekulieren."

Die Frage, ob er Kontakt zu Lieberknecht gesucht habe, verneinte er. Er habe in der Mannschaft "keine Unruhe bemerkt", erklärte Pereira, "wir haben konzentriert gearbeitet." Dazu gehörte diesmal auch eine besonders ausführliche Analyse des Gegners, denn Dynamo Dresden ist "eine etwas andere Mannschaft, als wir es in der Liga gewohnt sind", meinte Pereira: "Sie bevorzugen Ballbesitz, das ist ihre Idee. Es ist eine Mannschaft, die ich mir sehr gerne anschaue und die von uns strategisch eine andere Herangehensweise fordern wird. Mit der Qualität von zuletzt können wir auf jeden Fall gewinnen." Die Auswärtsvorstellung in Kaiserslautern hatte Pereira ja exzellent gefunden, trotz der 0:1-Niederlage: "Wir wollen wieder auf diesem Niveau sein - und diesmal die Chancen verwerten."

Zur Chancenverwertung, die zuletzt das Manko der Löwen war, stünde Stürmer Sascha Mölders bereit, er wird im 18er-Kader stehen; im Gegensatz zum regelmäßig patzenden Verteidiger Sebastian Boenisch, den Pereira diesmal aus dem Aufgebot gestrichen hat. In der Abwehr-Dreierkette dürften daher neben Abdoulaye Ba die jungen Marin Pongracic und Felix Uduokhai erste Wahl sein. Die Vermutung, dass er sich diesmal an der Seitenlinie zurücknehmen könnte, widerlegte Pereira: "Ich habe mein ganzes Leben den Fußball so gelebt, mit Emotionen, aber mit Respekt", erklärte er, "ich lebe Fußball von morgens bis abends, manchmal auch in meinen Träumen." Nun muss er hoffen, dass das Engagement in München für ihn nicht zum Alptraum wird.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: