1860 München:Das befreite Lachen

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Beim 5:2 des TSV 1860 München in Offenbach kann sich Torben Hoffmann teilweise rehabilitieren.

Es müssen ja nicht immer 66000 Fans sein, wie beim Heimspiel des TSV 1860 München vor einer Woche. Es reichen auch 16490 wie am gestrigen Freitag am Bieberer Berg in Offenbach, um einen stimmungsvollen Fußballabend zu gestalten.

Die sahen zwar, wie die Heimmannschaft Kickers Offenbach dem Gast aus München 2:5 (0:3) unterlag, trotzdem feierten sie munter ein gutes Zweitligaspiel, in dem sich der TSV 1860 als abgebrühtere Mannschaft erwies und seine Ambitionen auf den Aufstieg untermauert hat. "Das war ein Schlüsselspiel", befand TSV-Trainer Reiner Maurer und schob gut gelaunt hinterher: "Jetzt hoffe ich, dass zur Wiesn-Zeit reichlich Zuschauer zu uns kommen."

Kritiker hatten Recht behalten

Die Frage vor dem Spiel war gewesen: Was würde Maurer mit Torben Hoffmann machen? Der Verteidiger hatte beim 1:2 gegen Dresden in der vergangenen Woche einen schwarzen Tag erwischt. Maurer entschied sich für eine Teilbegnadigung: Hoffmann durfte mitspielen, er musste jedoch auf die rechte Außenbahn weichen. Die Causa Hoffmann war eine besondere, weil er ein Wunschspieler von Maurer gewesen war.

Gegen alle Kritik hatte der Trainer ihn verteidigt, doch in der vergangenen Woche schien es, als sollten die Kritiker Recht behalten. Am Freitagabend hat Hoffmann einiges dafür getan, seinem Trainer neue Argumente zu liefern, allerdings lieferte er auch den Kritikern ein wenig Stoff. Insgesamt spielte Hoffmann gut, er brannte darauf, seinen miserablen Auftritt vergessen zu machen.

Hoffmann per Kopf

In der 17. Minute durchquerte er das Mittelfeld und spielte einen feinen Pass aus dem Fußgelenk auf Michal Kolomaznik. Der lief in den Strafraum, legte quer auf Patrick Milchraum, der den Ball aus kurzer Distanz zum 0:1 ins Netz schob. Die Führung war ein wenig schmeichelhaft, denn gerade hatten die Offenbacher begonnen sich mehr Spielanteile zu erarbeiten und einige gute Torchancen herauszuspielen.

Mit dem Treffer im Rücken übernahmen die Münchner das Kommando auf dem Platz. Zwar überließen sie den Offenbachern nun mehr Raum, sie lauerten jedoch kontrolliert auf Konter. Einer dieser Konter führte zu einem Freistoß für die Sechziger. Daniel Baier flankte in den Strafraum, und dann war es Torben Hoffmann, der seinen Kopf an die Kugel brachte und diese zum 0:2 ins Netz bugsierte (22.). Selten ist der Kieler so euphorisiert über den Platz gerannt wie nach diesem Treffer, er lachte befreit. "Das alles war nicht einfach für mich", sagte er nach der Partie erleichtert, "es war eine sehr emotionale Woche."

Die Partie blieb spannend. Offenbach rannte an, die Sechziger warteten in ihrer lieb gewonnenen Lauerstellung. In der 34. Minute schoss Agostino nach einen Gewühl im Strafraum knapp am Offenbacher Tor vorbei. In der 43. Minute führten die Sechziger vor, wie man Konter spielt: Blitzschnell ging es aus der Abwehr heraus, Baier übernahm den Ball im Mittelfeld, er schaute, dann schlug er einen Traumpass auf den enteilten Nemanja Vucicevic, der allein von rechts auf Torhüter Sead Ramovic zulief.

Eine durchaus schwierige Situation, doch Vucicevic löste sie, indem er den Ball mit dem Außenrist des rechten Fußes zum 0:3 ins Tor jagte. Anschließend hätte es in der zweiten Halbzeit für den TSV nur eine Frage der Verwaltung der Führung werden sollen, doch es kam anders.

Auch Cerny trifft

Hoffmann stellte sich ungeschickt gegen Regis Dorn an, erst stand er falsch, dann ließ er sich abdrängen, und Dorn erzielte das 1:3 (55.). Es folgte eine starke Phase der Kickers, die Münchner ließen sich zurückdrängen, wiederholt herrschte Unordnung in der Abwehr und die Offenbacher kamen zu Kopfballchancen. Doch dann, wie aus dem Nichts, beendete Kolomaznik diese Phase: Am Offenbacher Strafraum kam er an den Ball, ließ Markus Happe ins Leere rutschen und erzielte aus 15 Metern Entfernung das 1:4 (69.).

Die Partie war damit entschieden. Das herrliche Freistoßtor, mit dem Thorsten Judt in der 86. Minute zum 2:4 verkürzte, hätten die Münchner als Schönheitsfehler hinnehmen können, doch sie legten kurzerhand noch einen drauf: Erneut war es Baier, der mit einem schönen Pass den eingewechselten Harald Cerny bediente, der das 2:5 mit einem lässigen Lupfer erzielte (90+2.).

Offenbach: Ramovic - Weißenfeldt, Schumann, Happe, Mintzel - Yildirim (46. Müller), Sieger, Wörle (70. Kanyuk), Judt - Dorn, Türker (85. dos Santos).

München: Ochs - Hoffmann (70. Lanzaat), Szukala, Costa, Schäfer - Vucicevic, Baier, Lehmann, Milchraum (74. Cerny) - Kolomaznik (84. Reisinger), Agostino.

Tore: 0:1 Milchraum (17.), 0:2 Hoffmann (22.), 0:3 Vucicevic (43.), 1:3 Dorn (55.), 1:4 Kolomaznik (69.), 2:4 Judt (86.), 2:5 Cerny (90.+2). - Zuschauer: 16490. - Schiedsrichter: Meyer. - Gelbe Karten: Dorn, Müller (2) - Lehmann, Milchraum.

© SZ vom 17.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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