1860 München:Ausgepowert

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Roland Kneißl, früherer Spieler und langjähriger Funktionär des TSV 1860 München, wirft bei der Fanartikel-GmbH hin. Er will das Unternehmen, das dem jordanischen Investor Hasan Ismaik gehört, nun verklagen.

Von Markus Schäflein

Roland Kneißl, ehemaliger Fußballer und langjähriger Funktionär des TSV 1860 München, hat seinen Job als Geschäftsführer der TSV 1860 Merchandising GmbH gekündigt und will das Unternehmen, das dem jordanischen Investor Hasan Ismaik gehört, nun verklagen. Das teilte der 55-Jährige schriftlich mit. Die personellen Entscheidungen, die Ismaik zuletzt traf, "gehen nicht mit meinem Vertrag einher und stellen eine Beschneidung meiner Geschäftsführer-Befugnisse dar", erklärte Kneißl. "Ich habe versucht, diese Situation mit den Gesellschaftern wieder zu bereinigen, bin aber auf taube Ohren gestoßen. Deshalb gab es für mich nur den einen Ausweg, meinen Vertrag fristlos zu kündigen. Über die Folgen werde ich mich mit meinen Anwälten beraten und die weiteren Schritte einleiten."

Ismaiks Personalien mindern den Gewinnanteil, der zur KGaA geht

Vor allem mit dem von Ismaik eingesetzten Kollegen Anthony Power, früher Geschäftsführer der Profifußball-KGaA, war aus Kneißls Sicht offenkundig keine Zusammenarbeit möglich; es ist davon die Rede, dass Power Kneißl regelrecht schikaniert habe. "Die machen den Kneißl doch seit Monaten systematisch fertig", sagte der frühere Präsident Karl Auer dem Merkur. Man habe Kneißl loswerden wollen: Es seien "jetzt auch andere Ismaik-Leute" in der Merchandising-GmbH angestellt, "die davor in der KGaA waren" und "Riesengehälter" hätten, klagt Auer. Das müsste auch den e.V. interessieren: Vom Gewinn von Ismaiks Merchandising-GmbH muss ein Anteil an die KGaA, die ihm gemeinsam mit dem e.V. gehört, gemäß einer Gewinnabführungsklausel abgetreten werden. Kneißl spielte von 1986 bis 1994 für die Löwen und blieb dem Team danach unter anderem als Assistenztrainer und kurzzeitig, unter Auer, als Sportdirektor treu. Auch Trainer Daniel Bierofka bedauerte Kneißls Weggang: "Ich kenne ihn schon seit meiner Kindheit, er hat auch bei meinem Vater gespielt, war Kapitän", sagte er. "Er ist ein Spieler, der viel für den Verein getan hat. Dass es so gekommen ist, tut mir leid für ihn, weil ich ihn sehr mag." Auer, 70, sprach von einer "Sauerei, wie mit einem verdienten Löwen umgegangen wird". Den Verein sieht Auer auf keinem guten Weg: "Wenn die so weitermachen, dann fahren die den ganzen Laden gegen die Wand."

Nicht gegen die Wand, sondern Richtung Aufstieg steuert derzeit zumindest die Fußballmannschaft: Als souveräner Tabellenführer der Regionalliga tritt 1860 an diesem Mittwoch (19 Uhr) bei der SpVgg Greuther Fürth II an. Den komfortablen Vorsprung sieht Daniel Bierofka allerdings als "null aussagekräftig" an. Schließlich habe "der eine 24, der andere 27 Spiele" absolviert - der FC Ingolstadt II beispielsweise hat bei drei Spielen weniger 16 Zähler Rückstand. In Fürth muss Bierofka auf Angreifer Sascha Mölders verzichten, der zuletzt beim 4:1 gegen Garching seine zehnte gelbe Karte erhielt. Das Spiel gegen den VfR sieht Bierofka als guten Gradmesser für die Endphase der Saison: "Wenn wir in der Zweikampfführung so scharf sind wie gegen Garching, wird sich jede Mannschaft gegen uns schwertun." Er mahnt daher, den Fokus aufrechtzuerhalten. Dies gelte insbesondere für die Partie gegen die Fürther, gegen die Sechzig in der Hinrunde 1:0 gewann: "Damit wir die nicht unterschätzen, müssen wir nur an das Hinspiel denken. Da haben sie versucht, uns den Schneid abzukaufen."

Der sehnlichst vermisste Mittelfeld-Regisseur Timo Gebhart macht sich derweil Hoffnung, zumindest bis zu den Aufstiegs-Relegationsspielen wieder fit zu sein. "Seine Achillessehne zeigt auf leichtes Lauftraining im Moment keine Reaktion", berichtet Bierofka.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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