18. Etappe der Tour de France:Einmal nicht Lance

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Das US-Postal-Team hatte es auf der 18. Etappe nicht eilig. Fast gemütlich fuhr Lance Armstrong die 166,5 Kilometer nach Lons-le-Saunier. Der Spanier Juan Miguel Mercado durfte seinen ersten Tagessieg bei der Tour feiern. Doch jetzt wird es wieder ernst.

Der "Kannibale" Lance Armstrong hatte am Freitag keinen Appetit. Eine sechsköpfige Ausreißergruppe profitierte auf der 18. Etappe der Tour de France über 166,5 km von Annemasse nach Lons-le-Saunier vom Desinteresse der Armstrong-Mannschaft, das Tempo zu forcieren. Juan-Miguel Mercado aus Spanien hatte keine Mühe, sich im Sprint vor seinem Landsmann Vicente Garcia Acosta den Tagessieg zu holen. Beide hatten sich 15 Km vor dem Ziel von vier Mitausreißern abgesetzt. Das Hauptfeld mit Armstrong, Basso, Klöden und Ullrich erreichte das Ziel über zehn Minuten später.

166,5 Kilometer und dann doch nur eine Zehntelsekunde früher am Ziel: Etappen-Sieger Mercado. (Foto: Foto: dpa)

24 Stunden vor dem 55 km langen Einzelzeitfahren am Samstag in Besancon änderte sich im Gesamtklassements nichts: Armstrong führt weiter souverän mit 4:09 Minuten vor dem Italiener Ivan Basso vom CSC-Team und 5:11 Minuten vor Andreas Klöden von T-Mobile, der am Vortag in einem Fotofinish seinen ersten Tour-Etappensieg verpasst hatte. Jan Ullrich hat mit weiter 8:08 Minuten Rückstand auf Armstrong den Etappensieg beim Zeitfahren und wenigstens Rang drei am Sonntag in Paris im Visier.

Acht Ausreißer, zu denen zu Beginn auch Ronny Scholz gehörte, bestimmten weitgehend das Geschehen. Der Tour-Neuling vom Team Gerolsteiner fiel nach einem Defekt zurück. Die Spitzengruppe schmolz auf sechs Fahrer aus sechs verschiedenen Teams zusammen. Sie arbeiteten bei drückenden Temperaturen bei der Fahrt durch den Jura über insgesamt fünf Steigungen bis 15 km vor dem Ziel harmonisch zusammen. Dann wurden die Attacken untereinander gestartet. Die Gruppe hatte in erster Linie von der Müdigkeit und der Inaktivität der Verfolger profitiert. Nach den anstrengenden Alpen-Etappen und vor dem Kampf gegen die Uhr in Besancon hatten sich die Spitzenfahrer Schonung auferlegt.

Ein sicherer Platz auf dem Podium in Paris durch Andreas Klöden und die überraschende Spitzenposition in der Mannschaftswertung vor US-Postal steht bisher auf der Haben-Seite des T-Mobile-Kontos bei dieser Tour: Gemessen an den hohen Ansprüchen eines Jan Ullrich, der seinen zweiten Toursieg nach 1997 perfekt machen wollte und in der Endabrechnung womöglich nicht unter die ersten Drei kommt, ist das vielleicht keine überragende Bilanz für die verwöhnten Bonner.

Trotzdem zog Teamchef Mario Kummer vor dem Zeitfahren am Samstag in Besancon ein positives Fazit. "So wie es gelaufen ist, können wir zufrieden sein. Unser Team hat sich kämpferisch großartig geschlagen. Jan war zu Beginn krank, hat nie aufgegeben und wird jetzt immer stärker. Vielleicht schafft er im Zeitfahren, in dem er auf jeden Fall stärker als Basso ist, noch den Sprung aufs Treppchen", meinte Kummer, der von der starken Leistung Klödens "sehr überrascht" ist: "Das hatte ich vor der Tour nicht erwartet".

Der große Tour-Patron Armstrong beschränkte sich am Freitag mit einer Ausnahme auf eher gemütliches Mitrollen im Feld. Der Ausreißergruppe war er allein an einer Steigung hinterher gefahren, ohne dass einer der Favoriten folgen wollte oder konnte. Aber seine Show, mit der er auch den von ihm wenig geliebten Ausreißer Gilberto Simoni aus Italien disziplinierte, war kurz nach der erneuten Demonstration der Stärke wieder beendet.

Die Tour-Begleiter interessiert zur Zeit am meisten, was der mutmaßlich sechsfache Toursieger im kommenden Jahr vorhat. Die Chancen, dass er auch 2005 dabei ist, stünden "Fifty-Fifty" ließ sein Sprecher Jörg Müller wissen. Die "Herald Tribune" spekulierte vom bevorstehenden Ende seiner Tour-Karriere. Der 32-jährige Armstrong hatte am Donnerstag angekündigt, sich dazu am Samstag oder Sonntag zu äußern.

"Er fährt weiter - das steht fest. Aber wir haben weder mit Lance noch mit unserem neuen Sponsor Discovery Channel, mit dem wir mindestens drei, vielleicht aber auch fünf Jahre zusammen arbeiten werden, ein Rennprogramm für 2005 ausgearbeitet", erklärte am Freitag der belgische US-Postal-Manager Johan Bruyneel.

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