11. Etappe:Fünfter Sieg

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Der deutsche Sprinter Marcel Kittel ist derzeit nicht zu schlagen: Er gewinnt auch auf der Zielgeraden in Pau - und jagt nun die alten Rekorde der Tour de France.

Maciej Bodnar konnte die Ziellinie bereits sehen. 242 lumpige Meter waren es noch, die ihn von einem beachtlichen Erfolg auf der elften Etappe der Tour de France trennten. Der Pole hatte die meiste Zeit der 203,5 Kilometer zwischen Eymet und Pau in einer Fluchtgruppe verlebt, 25 Kilometer vor dem Ziel endete der Ausflug, doch Bodnar riss prompt wieder aus. Der Fahrer vom deutschen Team Bora-hansgrohe kann das, alleine durchkommen, er war mal Vierter bei der WM im Zeitfahren. Bei der Tour ist er einer der vielen anonymen Helfer im Feld, aber jetzt durfte er auf seinen einen, seltenen Tag im Licht hoffen. Bis 242 Meter vor dem Ziel. Dann rollten sie doch wieder vorbei: Edvald Boasson wurde Dritter, Dylan Groenewegen wurde Zweiter.

Und Marcel Kittel gewann. Klar.

Der 29-Jährige aus Arnstadt sicherte sich am Mittwoch seinen fünften Sieg auf der elften Etappe dieser Tour, und offenbar wird selbst Kittel seine Herrschaft so langsam unheimlich. "Es ist eine verrückte Tour. Es ist unglaublich, was wir als Team hier erreichen", sagte er. Vermutlich auch deshalb, weil es sich in der Form kaum reproduzieren lässt. Dietrich Thurau gewann bei der Tour 1977 mal fünf Etappen, das könnte Kittel überbieten, er rückt sogar dem Rekord von acht Siegen immer näher. Das schafften nur die Belgier Eddy Merckx und Freddy Maertens sowie der Franzose Charles Pélissier (1930). Drei, vielleicht vier mögliche Sprintankünfte bleiben noch, und so wie Kittels Team über die Flachetappen und er selbst über die letzten Meter herrscht, sind drei oder vier weitere Siege durchaus möglich. "Ich bin gerade in der Lage, immer meine Linie zu finden, auf den richtigen Moment zu warten", sagte Kittel. Es passe einfach alles.

Auch das Grüne Trikot könnte bald zum ersten Mal in seinen Besitz wandern, Kittel hat mittlerweile 133 Zähler zwischen sich und den Zweitplatzierten Australier Michael Matthews gelegt. Es stimme schon, sagte Kittel, das Feld der Mitbewerber habe sich gelichtet, Peter Sagan wurde disqualifiziert, Mark Cavendish stürzte, der Franzose Arnaud Démare kam nicht über die Berge im Jura. "Aber das gehörte schon immer zur Tour", findet Kittel: "Dass Favoriten ausfallen. Ich habe keine Fehler gemacht in den vergangenen zehn Tagen." Überhaupt sei jeder schlagbar, ergänzte er, daran erinnere er sich jeden Tag, um nicht abzuheben. Kurzfristig ist er nicht gefährdet, am Donnerstag wird Kittel nicht reüssieren, schon eher der Gesamtführende Chris Froome. Am Donnerstag geht es in die Pyrenäen.

© SZ vom 13.07.2017 / DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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