0:0 in Köln:Neue Wege gehen

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Heute glücklos: Kölns Dauertorschütze Anthony Modeste bleibt gegen Martin Hinteregger und Marwin Hitz von Augsburg ohne Tor. (Foto: Lukas Schulze/Getty Images)

Der FC zieht seine Schlüsse aus einem Spiel, in dem er den FC Augsburg dominiert, ohne wirklich gefährlich zu werden: Die Kölner brauchen zukünftig Ideen gegen Mannschaften, die Beton anrühren.

Thomas Kessler ist in Köln ein berühmter Mann, doch das liegt nicht nur an seinen sportlichen Fähigkeiten. Kessler, Torhüter beim 1.FC Köln, ist - sieht man von zwei Jahren in St. Pauli und Frankfurt ab - länger im Verein als all seine Kollegen. Bei den Fans hat er schon jetzt so etwas wie einen Legendenstatus. Doch dass der Keeper, der zurzeit den verletzten Timo Horn im Kölner Tor vertritt, seinen Job mit dem von Deutschlands berühmtesten Torhüter verglich, ist trotzdem noch nie vorgekommen. Am Samstagabend war es soweit. Kessler sagte: "Manchmal bekommt man eben wenig zu tun, muss aber dennoch hellwach bleiben. Man kann Manuel Neuer fragen, der kann ein Lied davon singen."

Der 1. FC Köln, das war einer der wenigen Schlüsse, die sich aus dem müden Nullnull gegen den FC Augsburg ziehen ließen, kämpft gegen den Fluch der guten Tat. Das Erfolgssystem von Peter Stöger, das dem Verein den besten Punktestand seit 20 Jahren beschert, scheint ein Stück weit entschlüsselt zu sein. Der Respekt der Gegner ist groß, und so kämpfen die Rheinländer, in der Vorsaison noch für ihr eigenes Abwehrbollwerk berüchtigt, plötzlich selbst gegen Abwehrbollwerke. Jedenfalls dann, wenn dem FC so eine disziplinierte, aber bereitwillig fußballverweigernde Mannschaft wie die aus Augsburg entgegentritt. Gegen den Tabellendreizehnten musste sich der Vierte mit der Punkteteilung zufriedengeben, sie war das verdiente Resultat.

64 Prozent Ballbesitz, mehr Chancen - aber keine Tore

Der FC hatte zwar 64 Prozent Ballbesitz und ein klares Chancenplus. Aber auch weil Torjäger Anthony Modeste gegen die Augsburger Abwehr nicht zum Zuge kam, brachte das am Ende nichts Zählbares. Insgesamt waren die Kölner hin- und hergerissen zwischen dem Frust über das erfolglose Anrennen - und Stolz über die eigene Entwicklung. "Wir haben uns in den letzten Wochen den Respekt erarbeitet, dass die Gegner auch mal mit einem Punkt zufrieden sind", stellte Marcel Risse fest. "So weit, dass wir einen Gegner 90 Minuten lang herspielen können, sind wir noch nicht", sagte Trainer Peter Stöger: "Der nächste Schritt ist der, auch gegen Mannschaften, die vor allem die Null halten wollen, die richtigen Lösungen zu finden."

Neue Wege gehen, das wird nun die Aufgabe für die Rheinländer sein. "Der Gegner hat sich darauf eingestellt, dass wir versuchen, Tony ins Spiel zu bringen und über die Außen spielen", sagte Risse mit Blick auf Modeste, der vor Risses Derby-Siegtor zum 2:1 bei Borussia Mönchengladbach in der Vorwoche acht Kölner Liga-Tore in Serie erzielt hatte. "Ich glaube, Modeste war noch nie so wenig im Spiel wie heute", sagte derweil FCA-Innenverteidiger Martin Hinteregger: "Ich habe mir viele Szenen von ihm angesehen und gewusst, was auf mich zukommt."

Augsburg spielt so wie Köln im Vorjahr

Dass die Augsburger Spielweise nicht nur angesichts des Fehlens von vier offensiven Leistungsträgern legitim ist, daran ließ Kessler aber keinen Zweifel - schließlich spielten die Kölner vor nicht allzu langer Zeit selbst oft so. "Sich mit Riesenaufwand einen Punkt erkämpfen: Auch das ist Fußball", erklärte der gebürtige Kölner und verwies mit Blick auf die 0:1-Heimniederlage gegen die Schwaben im Dezember 2015 auf einen großen Fortschritt. "Dass wir einen Punkt geholt haben, ist schon eine Entwicklung", versicherte er: "Letztes Jahr haben wir dieses Spiel durch einen abgefälschten Freistoß in der 89. Minute verloren. Und die Augsburger saßen im Bus und wussten gar nicht, warum sie gewonnen haben." Es sind übrigens auch solche Aussagen, die Kessler in Köln so beliebt machen.

Diesmal stellte FCA-Coach Dirk Schuster fest, dass "wir unser Minimalziel erreicht haben. Wir haben uns den Punkt erfightet und irgendwo auch ein bisschen verdient". Auch die Kölner wollten nicht zu sehr hadern. "Ich hoffe nicht, dass irgendein Fan todtraurig ist", mahnte Kessler: "Wir haben 22 Punkte, das wollen wir uns von niemandem madig reden lassen."

© SZ vom 27.11.2016 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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