2:2 mit späten Toren:Zwei Zufriedene

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Späte Erleichterung: Mit zwei sehr späten Toren (unter anderem von Admir Mehmedi, li.) sichert sich Wolfsburg zuhause noch einen Punkt. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Nach dem emotionalen Hin und Her auf dem Spielfeld verteilen der VfL Wolfsburg und die Hertha eifrig Komplimente an die Gegenseite. Bei beiden überwiegt nach dem Remis die Freude über den jeweils guten Saisonstart.

Als Schiedsrichter Christian Dingert das Spiel, dieses Spektakel, abpfiff, sackte Herthas Torwart Rune Jarstein erst einmal zusammen. So viel war in den vergangenen Minuten passiert. Erst Ondrej Dudas Gedankenstreich mit seinem flachen Freistoß, bei dem er die gesamte Wolfsburger Mauer unterspielte und traf. Dann, nur knappe hundert Sekunden später, der Ausgleich der späten Führung durch Admir Mehmedi per Hacke zum 2:2. Gefühlschaos pur in der Nachspielzeit.

Doch statt in Ärger endete dieses emotionale Hin und Her mehr in Rührseligkeit. Grinsend machten sich Bruno Labbadia und Pal Dardai nach dem turbulenten 2:2 (0:0) des VfL Wolfsburg am Samstag gegen Hertha BSC gegenseitig Komplimente. "Das hat einfach Spaß gemacht, cool", befand VfL-Coach Bruno Labbadia und sein Berliner Kollege Dardai meinte: "Wir sind zufrieden mit dem Punkt. Es sollten wirklich beide zufrieden sein. Das war ein tolles Bundesligaspiel." In dieser Hinsicht widersprach niemand. Ohnehin waren beide zufrieden nach dem jeweils unerwartet starken Saisonstart: Wolfsburg ist ungeschlagener Dritter, Hertha Vierter (je sieben Punkte).

25 090 Zuschauer waren begeistert angesichts der Intensität des Duells der beiden überraschend stark gestarteten Teams und der Emotionen in der Schlussphase. Javairo Dilrosun (61. Minute) hatte die taktisch beeindruckend starken Berliner in Führung gebracht, obwohl die spektakulär offensiv agierenden Wolfsburger das Spiel machten und dafür erst spät belohnt wurden. Der eingewechselte Yunus Malli (87.) verwandelte einen Foulelfmeter, der erst per Videobeweis gegeben worden war. Das löste zum ersten Mal heftige Emotionen aus.

Hertha hält mit Ordnung, Disziplin und taktischer Flexibilität dagegen

"Ich habe auch den Schiedsrichter-Schein und für mich war das noch nicht einmal ein Freistoß", ereiferte sich Dardai. Der 19 Jahre alte Arne Maier hatte Wolfsburgs Maximilian Arnold an der Strafraumgrenze umgestoßen und Schiedsrichter Dingert deshalb Freistoß gegeben. Aus Köln wurde Dingert aber darauf hingewiesen, dass Arnold mit dem Fuß auf der Linie stand. Der Elfmeter war also berechtigt - sofern man anders als Dardai auf Foul entscheidet. VfL-Coach Labbadia löste die Situation in der allgemeinen Zufriedenheit beider Trainer salomonisch: "Da ich keinen Schein habe, kann das nur der Pal beurteilen." Damit war auch Dardai wieder besänftigt.

Von Arnold musste sich Maier indes noch einmal belehren lassen. "Wir alt ist der?", fragte der Gefoulte, selbst 24 Jahre alt. "Genau wie ich muss er noch lernen, dass er im oder am Strafraum so nicht hingehen kann. Zu 50 Prozent war das vielleicht Cleverness, aber zu 50 Prozent auch Blödheit." Nach der diskutierten Situation überschlugen sich bekanntlich die Ereignisse. Zunächst mit Ondrej Duda (90.+1), dann durch Admir Mehmedi (90.+3). "Über den Punkt freuen wir uns schon. Aber nach dem Spielverlauf hätten wir schon auch gerne gewonnen", sagte Arnold später. Sein Team war das gesamte Spiel über bestimmend und hatte mehr und die besseren Chancen. Hertha hielt mit Ordnung, Disziplin und taktischer Flexibilität dagegen. "Da sind heute zwei Arten von Fußball aufeinander getroffen", drückte es Labbadia aus. "Das war beeindruckend."

© SZ vom 16.09.2018 / sz, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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