1:0 gegen Mainz:Versöhnung mit den Fans

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Chaos bei den Mainzern: Torwart Florian Müller und Moussa Niakhate (rechts) behindern sich gegenseitig, Hannovers Linton Maina bekommt den Ball und passt ihn zu Hendrik Weydandt, der ihn schließlich ins Tor hebt. (Foto: imago)

Fast so emotional wie der Aufstieg: Ein kurioser Treffer reicht zum ersten Sieg seit neun Spielen für den Tabellenletzten Hannover 96. Stürmer Hendrik Weydandt sagt gar: "Die Hoffnung ist zurück."

Sie jubelten, sie feierten, sie fielen übereinander her. "Es war nach dem Aufstieg vor zwei Jahren einer der emotionalsten Momente. Endlich wieder das Gefühl zu haben, ein Spiel gewonnen zu haben", sagte Kapitän Marvin Bakalorz. Zuvor hatte der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga Hannover 96 den FSV Mainz 05 mit 1:0 (0:0) bezwungen und nach neun Spielen ohne Sieg den eigentlich schon beendeten Abstiegskampf wieder aufgenommen. "Die Hoffnung ist zurück. Stuttgart und Nürnberg fangen langsam an zu zittern", sagte Hendrik Weydandt, der mit einem Slapstick-Tor in der 66. Minute für den erst vierten Saison-Erfolg sorgte.

Mit 18 Punkten haben die Niedersachsen zumindest bis Sonntag zum Tabellen-17. 1. FC Nürnberg aufgeschlossen. Auch der Sprung auf den Relegationsplatz 16 ist drei Spieltage vor Saison-Ende noch möglich. "Wir müssen versuchen, auf dieser Welle zu schwimmen", forderte Weydandt. "Deswegen müssen wir dieses Gefühl aufsaugen und es genießen." Thomas Doll sprach nach dem zweiten Erfolg als 96-Trainer von einem "schönen Moment". "Heute hatten wir endlich mal das nötige Glück, was wir in den vergangenen Wochen nicht hatten."

Ein Missverständnis führt zum Siegtreffer

Damit meinte der Coach vor allem die 66. Minute mit dem kuriosen Siegtreffer. Nach einer Hereingabe des sehr agilen Linton Maina schienen die über weite Strecken dominanten Mainzer die Situation geklärt zu haben, doch nach einem Missverständnis zwischen Torhüter Florian Müller und Abwehrspieler Moussa Niakhaté landete der Ball wieder bei Maina. Der Flügelflitzer passte zurück zu Weydandt, der problemlos einschießen konnte. "Das war schon eine komische Situation", sagte der Stürmer.

Der Treffer sorgte am Ende nicht nur für drei Punkte, sondern vor allem die Versöhnung mit den in den vergangenen Wochen und Monaten sehr kritischen Fans. Die Mehrzahl der 30 400 Zuschauer feierten mit Sprechchören die 96-Profis, in der Schlussphase saß kein 96-Anhänger mehr auf dem Platz. "Wir haben jetzt alle ins Boot geholt", betonte Weydandt. "Die Ränge waren voll da. Sie haben mit uns die Bude hinten zugemacht", ergänzte Mittelfeldspieler Bakalorz.

Allerdings könnte die Aufgabe am nächsten Samstag beim Titelfavoriten FC Bayern München kaum kniffliger sein. "Die ganze Welt würde uns auslachen, wenn wir sagen: Wir fahren nach München und wollen gewinnen", erklärte Weydandt. Danach warten noch Spiele gegen den SC Freiburg und bei Fortuna Düsseldorf. "Wir werden keinen Champagner-Fußball spielen. Wir müssen Punkte machen", sagte Doll.

Doch nicht nur die drei Punkte sorgten nach dem Abpfiff für viele Emotionen. Edgar Prib, der aufgrund von zwei Kreuzbandrissen über 20 Monate kein Pflichtspiel für 96 bestreiten konnte, feierte sein Comeback. Bereits bei seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit wurde er von seinen Mitspielern herzlich umarmt. Nach dem Ende fiel der 29-Jährige zu Boden, hatte gar Tränen in den Augen. "In so einem Moment kann kein Mensch steif bleiben", sagte Prib. "Umso geiler, dass wir auch noch drei Punkte geholt haben. Ich hoffe, dass das bei jedem die letzte Energie freisetzen wird."

© SZ vom 28.04.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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