27. Januar 2009:Fokussiert auf Dogmen

Lesezeit: 1 min

Die Zeitungen beschäftigen sich mit der Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Williamson in die katholische Kirche und Flüchtlingsprotesten auf Lampedusa.

Die International Herald Tribune kritisiert die Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Williamson in die katholische Kirche:

Flüchtlingsproteste auf Lampedusa. (Foto: Foto: AFP)

"Dass Benedikt XVI. es nicht für nötig befindet, eine Angelegenheit umfassend zu diskutieren, die unter jüdischen Gruppen und liberalen Katholiken für derartige Entrüstung sorgt, war nur das jüngste Beispiel dafür, wie fokussiert der Papst auf dogmatische Themen ist und wie wenig ihm bewusst ist, welche Resonanz sie in der übrigen Welt hervorrufen. Das spiegelt perfekt die theologischen Sehnsüchte - und politischen Verfehlungen - seines vierjährigen Pontifikats wieder."

Fade Ausreden

Die Frankfurter Rundschau fordert deshalb klare Positionen von der Bundesregierung:

"Der Papst war mal ein angesehener Deutscher. Es müsste uns nicht interessieren, dass er ein paar religiös abgedrehte Glaubensbrüder wieder integriert. Wer aber mit faden Ausreden Holocaust-Leugner aufwertet, der hat unser Interesse verdient. Und wenn für Muslime, dann gilt auch für ihn die Frage, wie lange seine Organisation in Deutschland noch staatliche Förderung genießen darf. Frau Merkel, Herr Schäuble, jetzt können Sie zeigen, dass vor Ihren kritischen Augen alle Religionen gleich sind."

Wir alle leben auf Lampedusa

Nach den Flüchtlingsprotesten auf Lampedusa fordert Die Presse (Wien) eine gemeinsame europäische Einwanderungspolitik:

"Europa wird nicht umhinkommen, seine Grenzen gemeinsam besser zu schützen. Es muss aber auch endlich Möglichkeiten schaffen, um Wirtschaftsflüchtlingen zu einer legalen Aufnahme zu verhelfen. Bisher hat Resteuropa meist weggeschaut, wenn ein einzelnes Land von einer Migrationswelle überflutet wurde. Das ist kurzsichtig: Wir alle leben auf Lampedusa, auf einer Insel des Wohlstands. Und der Drang, zu uns zu kommen, wird in Zukunft größer werden, nicht kleiner."

Kampf nur gegen Symptome

Die Sächsische Zeitung (Dresden) sieht bei der Ursachenbekämpfung die ganze Welt in der Verantwortung:

"Höhere Grenzzäune, stärkere Kontrollen der Küstengewässer, schärfere Abschiebungspraktiken: Alle Gegenmaßnahmen haben sich als untauglich erwiesen, weil sie Symptome bekämpfen, aber nicht die Wurzel des Übels anpacken. Solange in Afrika - und nicht nur dort - Millionen und Abermillionen unter Armut und Hunger leiden, von skrupellosen Regimen geknechtet, in blutigen Bürgerkriegen geschunden werden, versiegt der Flüchtlingsstrom nicht."

© SZ vom 27.01.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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