23. Januar 2009:Silberstreif für Wenige

Lesezeit: 1 min

Die deutschen Kommentatoren beschäftigen sich mit zwei Wirtschafts-Themen: Glos' optimistische Konjunkturprognosen und die DIW-Studie zur Einkommensverteilung.

FRANKFURTER ALLGEMEINE:

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sinniert über das Schicksal der deutschen Wirtschaft. (Foto: Foto: dpa)

"Im Wesentlichen stützt sich Glos' Zuversicht auf den Blick zurück, auf die im Aufschwung gewonnene Kraft der deutschen Unternehmen. Doch wie begründet ist die Annahme, dass wer gestärkt in eine Krise gehe, auch gestärkt herauskomme? Das Schicksal der deutschen Wirtschaft liegt zur Hälfte in der Hand des Auslands. Angesichts der Wirtschaftskrise wächst allerorten die Tendenz zur Abschottung. Will die Bundesregierung der Wirtschaft aus der Krise helfen, muss sie hier ansetzen."

RHEINPFALZ (Ludwigshafen):

"Es mag richtig sein, den Auguren aus Wissenschaft und Politik nicht (mehr) über den Weg zu trauen. Deren Prognosen zu Wirtschaftswachstum, Exportentwicklung, Binnennachfrage oder Steuereinnahmen waren zuletzt mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit das Papier nicht wert, auf dem sie niedergeschrieben waren. Immerhin weiß Glos die gute alte Bundesbank an seiner Seite. Auch die hat den Silberstreif gesehen und dem Bundeskabinett gestern davon berichtet. Das ist eine gute Nachricht - in einer Zeit, in der die Wirtschaftsverbände Horrormeldungen wie am Fließband produzieren und sich der Verdacht einschleicht, so manches Schreckensszenario werde als Vorwand genutzt, immer ungenierter beim Staat die Hand aufhalten zu können."

STUTTGARTER NACHRICHTEN:

"Nicht zuletzt gehört Deutschland zu den Ländern, in denen es keinen überhitzten Immobilienmarkt gibt. Gerade dieser aber war der entscheidende Auslöser der Krise. Daher hat die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich gute Chancen, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Auch wenn derzeit niemand sichere Prognosen abgeben kann, ist es gut, dass Glos nicht den Untergangspropheten das Feld überlässt."

TAGESZEITUNG (Berlin):

"Es gehörte immer zur Erzählung der Bundesrepublik, dass in den Krisen 'der Gürtel enger geschnallt' wird - auf dass in guten Zeiten jeder seinen Anteil erhält. Dieses ideologische Fundament gerät nun ins Rutschen. Inzwischen ist nur noch die Hälfte der Bundesbürger von der sozialen Marktwirtschaft überzeugt. Gleichzeitig sind Dreiviertel der Bevölkerung der Meinung, dass es in Deutschland ungerecht zugeht. Und sie täuschen sich nicht, wie die neueste DIW-Studie zeigt."

© sueddeutsche.de/agfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: