Zwei Köche unterwegs:Entflammt

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Die beiden Schweizer Iwan Hediger und Yves Seeholzer haben in Australien und Neuseeland Rezepte für Camper kreiert. Ein gegrilltes Känguruh kommt dabei jedoch nicht auf den Tisch.

Interview von Moritz Schnorpfeil

Iwan Hediger und Yves Seeholzer waren ganz normale Köche und ganz normale Camper. Bis sie sich entschieden, beides zusammenzubringen: Im Frühjahr 2015 reisten die beiden Schweizer Köche entlang Australiens Westküste, um 50 Rezepte "on the road" in einem Kochbuch zu sammeln. Anfang dieses Jahres ging es nach Neuseeland für ihr zweites Buch. Die Jungköche mussten auf engstem Raum auskommen, die Gerichte unkompliziert sein. Iwan Hediger verrät seine wichtigsten Tipps.

Iwan Hediger und Yves Seeholzer bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Kochen. (Foto: Iwan Hediger/GU Verlag)

SZ: Wie kommt man dazu, ein Kochbuch für unterwegs zu schreiben?

Iwan Hediger: Uns waren zwei Dinge wichtig. Es gibt viele Kochbücher mit tollen Rezepten, die aber einfach nicht alltagstauglich sind. Das soll bei uns anders sein. Wir wollten außerdem eine gewisse Mentalität vermitteln, Neues zu probieren. Viele Anfängerköche trauen sich nicht, scheinbar unpassende Speisen zu kombinieren. Da hat man dann Leute, die tagsüber Vulkane erkunden, sich aber abends doch wieder nur Nudeln mit Tomatensoße zutrauen.

Es muss nicht immer Fleisch sein: Bohnen-Kichererbsen-Eintopf (Foto: Iwan Hediger/GU Verlag)

Den Mut sollen sie sich bei Ihnen anlesen?

Deshalb finden wir ja Australien und Neuseeland so toll: Die Leute dort sind total locker und offen für Neues. Viele Gerichte im Buch klingen kompliziert, zum Beispiel Buchweizen in Papaya-Grapefruit-Salat. Wenn man Buchweizen nicht wie Risotto macht, sondern wie Reis einfach abkocht, geht das aber sehr einfach. Die angegebene Kochzeit von 30 Minuten werden die meisten locker unterbieten.

Couscoussalat. Die Gerichte sollen nicht nur in Australien, sondern auch in Europa nachkochbar sein. (Foto: Iwan Hediger/GU Verlag)

Viele wird schon der exotische Name abschrecken.

Stimmt vielleicht. Aber auch die sollten das Kochen nicht ganz aufgeben. Es gibt zum Beispiel tolle Aufstriche und Dips, die zum Wandern echt praktisch sind.

Was ist das neuseeländische Nationalgericht?

Es ist vielleicht nicht das Nationalgericht, aber es gibt dort überall Cheese Scones, eine Art überbackenes Brötchen mit Käse.

Klingt aber nicht nach großer Kulinarik.

Die beiden Schweizer Köche bereiten nur Vegetarisches zu: Gebratener Reis mit Ananas. (Foto: Iwan Hediger/GU Verlag)

Die neuseeländische und die australische Küche kommen ursprünglich aus England, das erklärt so etwas vielleicht. Aber weil mittlerweile so viele Asiaten dort leben, hat sich eine coole Crossover-Küche entwickelt. Beim Frühstück gibt es neben Bohnen und Toast deshalb Avocado, Spinat und frische Salate. Gewürzt wird mit Zimt, Nelken oder Kaffirlimettenblättern. Ohnehin passt die Leichtigkeit der asiatischen Küche super zu uns. Das Kochen im Wok zum Beispiel ist fürs Campen ja ideal.

Wo haben Sie Ihre Zutaten eingekauft?

Ach, das ist gar nicht so kompliziert. Alles, was man lange lagern kann, zum Beispiel Reis und Linsen, haben wir am Anfang gekauft. Frisches Gemüse gibt es dann eigentlich überall, wo Menschen leben.

Was ist mit gekühlten Zutaten?

Da kann es schon mal schwieriger werden. Viele Camper haben keinen oder einen kleinen Kühlschrank. Uns ist da auch ständig der Platz ausgegangen. Wir haben dann Kühltüten gekauft und uns die kältesten Ecken im Van gesucht. Mikrowellen sind zum Beispiel erstaunlich gut isoliert.

Welche Ausrüstung sollte man als Camping-Koch unbedingt dabeihaben?

Viele Wagen sind sehr gut ausgestattet. Zusätzlich kann man einen Outdoor-Grill kaufen, wenn es beim Kochen drinnen zu heiß wird. Dabei sollte man auch nicht zu sehr sparen. In Neuseeland ist zum Beispiel die ganze Zeit Wind, da muss ein Grill gut windgeschützt sein. Auch bei Pfannen sollte man darauf achten, was man kauft. Manche wollen ihre Pfannen aufs offene Feuer legen. Viele Pfannen haben aber eine unsichtbare Beschichtung, mit der das nicht geht. Uns ist das auch passiert: Wir haben eine Pfanne in die Flammen gelegt, die dann einfach Feuer gefangen hat.

Die Pfanne war zu billig?

Vielleicht. Aber wir hatten auch Pfannen für 15 Euro, die das Feuer gut ausgehalten haben.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kochen auf Reisen und daheim?

Neben dem Platzaspekt vor allem das Abenteuer. Daheim kann beim Kochen ja nichts groß schiefgehen. Unterwegs schon. Wir hatten Camping-Spots voller Fliegen, manchmal konnten wir mittags gar nicht kochen, weil es ohne Dunstabzugshaube so heiß war, oder der Wind hat uns die Spaghetti um die Ohren geblasen. Aber gerade das macht es ja auch interessant.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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