Yachtfeeling mit Hotelkomfort:Luxushotels auf dem Meer

Lesezeit: 2 min

Schwimmendes Luxushotel, wie Ritz-Carlton es sich vorstellt. (Foto: Ritz-Carlton)

Ritz-Carlton baut eine Flotte exklusiver Großyachten. Sie soll bis zu möglicherweise acht Schiffen umfassen. Auftrag der Designer und Schiffsbauer ist es, an das Image und den Komfort der Häuser an Land anzuknüpfen.

Von Michael Wolf

Dass Luxushotels ihren Gästen Ausflüge aufs Wasser anbieten, gab es eigentlich schon immer. Da sind die hauseigenen Barken der Anantara-Häuser, die ihre maximal acht Gäste zur alten Königsstadt im Norden von Bangkok schaukeln. Oder die Steigenberger-Flussschiffe auf dem Nil, die noble Alila Purnama der Alila-Hotels in Indonesien und natürlich die legendäre Road to Mandalay der Belmond-Kette in Myanmar. Aber dass man unter dem Label eines amerikanischen Luxushotels in Kürze auf mehreren Hochseejachten die Meere der Welt beschippern kann, hat die Branche aufhorchen lassen.

Die Marriott-Kette, Mutterfirma von Ritz-Carlton, hatte sich schon seit etwa 25 Jahren mit Kreuzfahrtplänen beschäftigt. Konkret wurde es vor etwa sechs Jahren, als - erst weitgehend unbemerkt - die Ritz -Carlton Yacht Collection gegründet wurde. Das unglaubliche Wachstum des Kreuzfahrtmarktes auch im Luxussegment hat die Entwicklung dann sicher beschleunigt.

Am vergangenen Dienstag fand in Vigo in Nordspanien auf der Werft Hijos de J. Barreras (HJB) der Stapellauf des ersten Schiffes der möglicherweise bis zu acht Schiffe großen Flotte der The Ritz-Carlton Yacht Collection statt. Zum ersten Mal wurden auch einige Mustersuiten vorgestellt. Die schwedische Firma Tillberg Design gestaltete sie in hellen und grauen Farben, modern, elegant, praktisch.

Douglas Prothero, CEO von The Ritz-Carlton Yacht Collection, war von Anfang an in die Planung eingebunden. "Wichtig war es für uns, die richtige Größe der Schiffe zu bestimmen. Im Luxusbereich sollten das wie bei einem Boutiquehotel nicht mehr als 150 Zimmer sein." Diese "Zimmer" setzen interessante Maßstäbe im Bereich der kleinen Luxuskreuzfahrtschiffe: Die Größen der 149 Suiten liegen zwischen 29 und 56 Quadratmetern, zwei sogenannte "Owner"-Suiten haben je 102 Quadratmeter Wohnfläche plus 55 Quadratmeter privaten Balkon. Die maximal 298 Gäste werden dabei von 246 Besatzungsmitgliedern betreut - eine in der Branche seltene Quote.

Neben einer großen Wassersportmarina und zwei Pools sollen die mit der Bruttoraumzahl BRZ von 25 600 vermessenen und 192 Meter langen Schiffe viel Raum in mehreren großen Lounges bieten. Die Gäste können unter fünf Restaurants wählen, von denen eines vom Deutschen Koch Sven Elverfeld betreut wird, der im Wolfsburger Ritz-Carlton-Hotel arbeitet. Bemerkenswert für ein US-Schiff ist, dass an Bord kein Casino und auch keine Shows vorgesehen sind. Eher will man lokale Künstler und Musiker an Bord bitten, darunter auch Dichter und Literaten. Dazu setzt man auf Liegezeiten über Nacht auch in kleineren Häfen.

Die neuen Gäste sind schon anvisiert: Die Mutterfirma Marriott Luxury verfügt über etwa vier Millionen Kundenadressen, aus denen ein großer Teil rekrutiert werden soll. Auch bei Ritz-Carlton gibt es nach eigenen Angaben etwa 400 000 Gäste, die cruisen und an den neuen Schiffen interessiert sind. Ein Datenschatz, von dem andere nur träumen können. Fast die Hälfte der potenziellen Gäste, die seit Mai 2018 buchen können, gehen zum ersten Mal auf eine Kreuzfahrt. Prothero: "Viele von ihnen sind wesentlich jünger als die typischen Kreuzfahrer. Wir bieten ja, wenn man so will, ein Hybridprodukt: klassische Kreuzfahrt, aber auch Yachtfeeling mit einem kulinarischen Konzept auf allerhöchstem Niveau."

Natürlich gibt es auch hier einen schiffserfahrenen Investor - Oaktree Capital ist in Deutschland auch bekannt durch das frühere Engagement bei Beluga Shipping. Die Taufe des ersten noch namenlosen Schiffes soll im Februar 2020 in Miami gefeiert werden. Die ersten beiden Schiffe sollen im Mittelmeer, der Karibik, den USA inklusive der Großen Seen und Lateinamerika fahren und sind bereits gut gebucht. Auch preislich wollen sich die Manager nicht mit anderen Luxusreedereien vergleichen, vielmehr orientieren sie sich an den Angeboten einer Luxussafari an Land. Die siebentägige Mittelmeerkreuzfahrt wird derzeit mit 5900 Dollar pro Person angeboten, das entspricht einem Tagespreis von etwas über 800 Dollar.

Sicher ist, dass die jetzigen Platzhirsche im Luxuskreuzfahrtgeschäft die neue Firma mit ihren Produkten genauestens unter die Lupe nehmen werden.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: