Wörterbuch:Strichcode

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Chinesisch lesen, leicht gemacht: ShaoLan Hsueh und Noma Bar bringen eine Ordnung in die Schriftzeichen, die auch Europäer verstehen.

Von Stefan Fischer

Es gehe gar nicht anders, meint ShaoLan Hsueh: Ost und West müssten "ein Verständnis füreinander entwickeln". Nur so bleibe das weltweite Wirtschaftswachstum tragfähig. Es gebe aber, so die in Taiwan geborene und in England lebende Kalligrafin und Keramikkünstlerin, eine gewaltige Hürde, die eine tief greifende kulturelle Verbindung verhindere zwischen China einerseits sowie Europa und den USA andererseits: "die große Mauer der chinesischen Sprache".

Nun kann man sich natürlich leicht darüber amüsieren, wie mäßig viele Asiaten Englisch sprechen. Aber: Sie tun es; und sie können auch die für sie fremden Schriftzeichen lesen. Wir Westler reden uns damit heraus, dass es Zehntausende Schriftzeichen im Chinesischen gibt; die zu lernen sei aussichtslos, da lohne insofern nicht einmal ein zartes Beginnen. ShaoLan Hsueh widerspricht. Chinesisch lesen zu lernen, sei ganz einfach. "Chineasy" eben, wie sie ihr von Noma Bar anschaulich illustriertes Buch nennt.

Es ist ein Wörterbuch, eine Fibel, außerdem eine Einführung in Bildsprache und Ästhetik Chinas, dazu eine kleine Kulturgeschichte des Landes und schließlich ein nützlicher Reisebegleiter. Die Autorin und die Illustratorin kommen dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen - denn genauso funktioniert die chinesische Schrift. Sie ist deutlich bildhafter als das lateinische Alphabet. Und was in der Summe immer kompliziert aussieht, ist oft lediglich die Kombination von einigen wenigen Basiszeichen. Ein stilisierter Körper mit zwei Beinen bedeutet: Mensch. Drei dieser Zeichen bedeuten: Menschenmenge. Und zwei davon, die sich überschneiden, meinen das Verb folgen. Charmant an dem Buch sind die vielen Eselsbrücken, die kreativen Einfälle, um die abstrahierten Schriftzeichen auf ihren bildnerischen Ursprung zurückzuführen. ShaoLan Hsueh hat für "Chineasy" den Wallpaper Design Award gewonnen. Aber es geht in dem Buch um viel mehr als um den Look: Es dient als Leiter, die einem über eine ziemlich große Mauer hinweghelfen kann.

ShaoLan Hsueh : Chineasy. Chinesisch ganz easy. Mit Illustrationen von Noma Bar. Aus dem Englischen von Susanne Schmidt-Wussow. Edel Verlag, Hamburg 2014. 192 Seiten, 17,95 Euro.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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