Verrückte Geschäftsidee:Falsche Grüße aus dem Paradies

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Als Alibi oder nur als Lausbubenstreich: Ein Münchner Reisebüro bietet einen Postkarten-Service für Urlaubsschummler an.

Wolf Schmidt

Nicht selten dienen Postkarten ja nur dem Zweck, Kollegen, Nachbarn oder Freunde neidisch zu machen: Schaut her, wo ich in Urlaub bin! New York, Rio, Tokio! Was für eine Schmach für diejenigen, die ihre Sommerferien nur am heimischen Baggersee verbringen können.

Ein Münchner Reisebüro ermöglicht diesen Daheimgebliebenen süße Rache. Über das Internetportal Postcards4You können sie Ansichtskarten aus Dubai, Mauritius oder vom Kap der Guten Hoffnung verschicken lassen - ohne je selbst dort gewesen zu sein.

Die falschen Feriengrüße kosten zwischen 2,99 Euro und 14,49 Euro - je nach Entfernung. Obendrauf kommen noch 3,50 Euro Porto. Angebot des Monats im Juli: Eine Postkarte mit Windradmotiv auf Mallorca für 7,99 Euro.

Von einer echten Karte nicht zu unterscheiden

"Die meisten unserer Kunden wollen einfach nur jemanden veräppeln", sagt Firmenchefin Sabine Götz. "Oder mit einem Urlaub angeben, den sie sich sonst nie leisten könnten." Dass dabei gelogen wird, stört sie nicht. Das müsse jeder mit sich selbst ausmachen.

Götz' Postkarten-Service funktioniert folgendermaßen: Im Internet können die Kunden ein Motiv auswählen und bekommen die Postkarte nach Hause geschickt. Darauf werden dann in eigener Handschrift die Urlaubsgrüße geschrieben und die Karte geht per Rückumschlag wieder zurück an das Reisebüro.

Von dort aus nehmen Kuriere - Geschäftsreisende, Stewardessen oder Bekannte von Firmenchefin Sabine Götz - die Postkarte schließlich in das Urlaubsland mit und werfen sie dort in einen Briefkasten.

Zu Beginn wollte Götz den Postkartenservice eigentlich nur als Werbegag für die Stammkunden ihres Reisebüros anbieten. Die Idee kam an, seit über einem Jahr wickelt sie ihr Geschäft für jedermann zugänglich übers Internet ab.

Mittlerweile bestellten mehrere hundert Kunden monatlich bei ihr falsche Urlaubsgrüße, so Götz. "Es rechnet sich. Sonst würde ich es nicht machen", sagt die 36-Jährige.

Textvorschläge für die falschen Karten

Damit die Schummelei noch echter wirkt, hat Götz noch den ein oder anderen Zusatzservice im Angebot. Auf Wunsch liefert sie ihren Kunden Sand von den Malediven, einen abgegriffen New-York-Reiseführer oder Münzgeld aus Australien.

Und für unkreative Kartenschreiber hat Götz auf ihrer Homepage Textvorschläge parat. Um die Vorgesetzten zu ärgern, empfiehlt sie: "Hallo Chef. Alles Gute vom Strand in Sydney. Ich bin mal eben nach Australien gedüst. Um den Stapel Akten kümmere ich mich dann nächste Woche."

Kritisch könnte es allerdings werden, wenn der der Chef oder die Kollegen nach Bildern aus dem Urlaub fragen. Denn falsche Fotos hat der Urlaubsschummelservice noch nicht im Sortiment. "Wir haben das schon mal ausprobiert", sagt Götz. "Aber es wirkt einfach nicht echt, wenn man die Leute vor den Eiffelturm oder die Pyramiden von Gizeh montiert."

© SZ vom 27.07.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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