Tourismus:Die Branche nach der Terrorwelle

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Die Welt Tourismus Organisation (WTO) korrigiert ihre Prognose für 2001 deutlich nach unten. Der Tourismus wachse in diesem Jahr weltweit nur noch um 1,5 bis zwei Prozent.

Vor den Anschlägen ging die Welt Tourismus Organisation noch von einem Wachstum von 4,1 Prozent aus. Wegen der schwachen Konjunktur erschien das Ziel zu diesem Zeitpunkt jedoch schon nicht mehr realistisch. Bereits Ende August zeichnete sich nur noch ein Plus von 2,5 bis drei Prozent Wachstum ab.

Die Reisebranche sieht riesigen Verusten entgegen. (Foto: Collage: sueddeutsche.de/dpa)

Nach den Attentaten von New York und Washington stehen Veranstaltern und Airlines Einbußen und Kosten in Milliardenhöhe durch Stornierungen und Flugausfälle ins Haus - ein weiterer Schlag für das ohnehin schwache Geschäft.

Flugausfälle

Allein die Deutsche Lufthansa musste am Tag nach der Katastrophe insgesamt 54 Flüge in die USA oder zurück mit 16.000 gebuchten Passagieren annullieren.

Auch United Airlines, British Airways und die niederländische KLM strichen mehrere Tage lang alle Flüge von Europa in die USA.

Stornowelle

Die Reisebuchungen sind bei führenden Unternehmen in Deutschland eingebrochen.

"Wir haben 25 Prozent Stornierungen und Umbuchungen bei den USA-Reisen für die vergangenen 14 Tage, vor allem an der Ostküste", sagte Dertour-Geschäftsführer Peter Landsberger der Bild am Sonntag. "Bei den Neubuchungen verzeichnen wir, alle Ziele betreffend, einen Rückgang um durchschnittlich 20 Prozent." Landsberger kann sich vorstellen, dass Flugreisen durch die gesunkene Nachfrage billiger werden.

Hotels, Autoverleihfirmen und die gesamte Reisebranche wurden ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen.

Zahllose Stornierungen in der Türkei

Islamischen Reisezielen droht nach der Terrorwelle in USA eine Besucherbaisse. Es könne sein, "dass die Leute islamische Länder meiden", sagt Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV).

Laut Laepple kommt es nun zu "gewissen Umorientierungen". Reisende wählten verstärkt Balearen oder Kanaren als Ziel. Bereits während des Golfkrieges sei dies so gewesen.

Nach Angaben der Zeitung Hürriyet haben bereits zahlreiche Touristen ihren Türkei-Urlaub abgesagt, Veranstalter hätten Stornoquoten von bis zu fünf Prozent.

Grund sei, dass die US-Regierung die Türkei zu jenen Ländern zähle, in denen Amerikaner nach den Anschlägen gefährdet seien. Absagen gebe es aber auch aus Europa, Kanada und Asien.

Harter Schlag für Italien

Besonders Italien rechnet mit schweren Einbrüchen im Tourismus. Jeden Tag würden Hunderte Amerikaner ihre Italien-Reisen absagen.

"Das ist ein harter Schlag für uns", sagte ein Sprecher des Verbandes der italienischen Reiseveranstalter. Man befürchte, dass bis zu 80 Prozent der Amerikaner ihre für September geplante Reisen absagen. Der September ist Hochsaison für Italien-Urlauber aus den USA.

Luft-Marschalls fliegen mit

Die Fluglinien haben die Überprüfungen von Passagieren und Gepäck an deutschen Flughäfen verschärft. USA-Reisende müssen sich drei Sicherheits-Kontrollen gefallen lassen. Spitze und scharfe Gegenstände wie Scheren und Nagelfeilen dürfen nicht mehr im Handgepäck transportiert werden.

Lufthansa will ab sofort "Luft-Marschalls" einsetzen, wenn es die Sicherheitslage erfordert. Zudem habe das Unternehmen den Einbau verstärkter Türen zum Cockpit in Auftrag gegeben.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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