Three Cities:Wie Glieder einer Hand

Lesezeit: 2 min

Typisch Malta: Die Orte Senglea, Vittoriosa und Cospicua erzählen dem Besucher über die Traditionen, die Ritterorden und die vielen Eroberer, die auf die Insel gekommen und wieder gegangen sind.

Von Viktoria Großmann

Ein Ohr, ein Auge, einen Pelikan - das alles braucht es mindestens, um auf den Feind vorbereitet zu sein. In Malta gehörte oft genug viel Opferbereitschaft dazu, die Inseln zu verteidigen. Dafür steht der Pelikan. Seit Jahrhunderten erinnern daran die Symbole an der Gardjola, dem Wachposten in Senglea, hoch über dem Grand Harbour. Senglea ist eine der drei Festungsstädte, die von den Rittern im 16. Jahrhundert zur Abwehr gegen die Osmanen angelegt wurden. Türken kommen heute allenfalls mit Kreuzfahrtschiffen, die sich regelmäßig in das natürliche Hafenbecken quetschen, um das herum die sogenannten Three Cities und Valletta errichtet wurden.

Wie eine Hand schließen sich die Städte um den großen Hafen, sagen die Malteser. Der linke Daumen wäre die Hauptstadt Valletta, die gegenüberliegenden Landzungen mit ihren Verteidigungsforts wären die nach innen gekrümmten vier Finger. Einen ersten Blick auf Senglea und Vittoriosa bekommen Reisende meist von den Upper Barakka Gardens in Valletta aus. Es wäre schade, es beim Ausblick zu belassen. Die Städte gehören zu den schönsten auf der Insel und haben außerdem gute Restaurants zu bieten.

Geprägt sind sie wie Valletta von schmalen und steilen Gassen, die man zum Teil über viele Stufen erklettern muss. Die Pflastersteine sind gelb, die Häuserwände sind gelb, die Felsen, auf denen sie stehen auch. Farbe bringen die in Blau, Grün oder Rot gestrichenen Balkone in die Straßen - und die Durchblicke zum blauen Himmel und zum blauen Meer. An den Straßenrändern werden nicht nur Autos, sondern auch schon mal Boote abgestellt. Die Städte sind das ideale Ziel für jene, die nicht genug von der Schönheit Vallettas bekommen können, die sich in Senglea und Vittoriosa in ruhigerer Form spiegelt. Die dritte der Städte, Cospicua, verbindet die beiden Halbinseln auf der anderen Landseite. In Vittoriosa kann man zudem den Inquisitorenpalast besichtigen und - nur von außen - die Herbergen der verschiedenen Zungen. Das sind die Wohnhäuser der Ritter aus den unterschiedlichen Ländern: Frankreich, Italien, Portugal, Deutschland, England.

Noch romantischer wird Vittoriosa immer am ersten Oktoberwochenende: Die Stadt wird dann an den Abenden ganz von Kerzen erleuchtet. Birgufest heißt dieses große Leuchten, denn die Stadt hat zwei Namen. Die Malteser nennen sie bis heute in ihrer Sprache Birgu, was auch nichts weiter heißt als Festung. Vittoriosa, die Siegreiche, nannten die Ritter vom Orden des Heiligen Johannes die Stadt, nachdem sie 1565 die Türken in die Flucht geschlagen hatten. Auch Senglea und Valletta haben zwei Namen. Beide sind nach den Großmeistern Claude de la Sengle und Jean de la Vallette benannt, die sie in ihrer heutigen Form erbaut haben. Die Malteser nennen die Städte Isla und Belt. Schließlich zogen der Ritterorden erst 1530 nach Malta, besiedelt sind die Inseln seit etwa 7000 Jahren.

Es ist bezeichnend für Malta und seine Einwohner, dass sie die neuen Städtenamen akzeptiert, über alle Jahrhunderte hinweg aber auch ihre eigenen Ortsbezeichnungen in der maltesischen Sprache erhalten haben. Wie diese Sprache klingt, kann man sich beispielsweise bei einem Kaffee oder einem Kinnie, der maltesischen Limonade aus Bitterorange und Kräutern, auf dem Marktplatz in Vittoriosa anhören. Hier im Zentrum steht das prachtvolle Haus des örtlichen Musikvereins, der Banda. Gleich daneben befindet sich das Lokal der Labour Party Maltas. Zwei typisch maltesische Lokalitäten gleich nebeneinander, wie so häufig in den Ortschaften. Die Bandas haben ihre großen Auftritte bei den aufwendigen Festas für die Heiligen, die im ganzen Land den Sommer über mit Umzügen und Feuerwerk gefeiert werden.

Eine andere Art der Landeskunde kann man in Vittoriosa im Tal-Petut pflegen. Das kleine Lokal in der Triq Pacifiku Scicluna bietet maltesische Gerichte nach Saison und Laune des Kochs, der gerne seine Zutaten erklärt.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: