Tagebuch aus der Karibik (7):Musik, Maiskolben und Mangosaft

Lesezeit: 2 min

Die Menschen auf Tobago finden immer einen Grund zum Feiern. Ihre Königsdisziplin ist der Karneval.

Von Jutta Reinke

Nach Rio, soll Trinidad das weltweit größte Spektakel veranstalten. Auf Tobago geht es etwas ruhiger zu. Etwas! Und weil's so schön ist, feiert man gleich zweimal im Jahr.

Wohin reitet die kleine Himmelstürmerin in farbenfroher Kleidung? (Foto: Foto: Reinke)

Am vergangenen Wochenende ging es in besagte zweite Runde. Im Rahmen des Heritage Festivals, einem jährlichen 14-tägigen Kultur-Event in Plymouth an der Südwestküste Tobago, stand Ole Time Carnival auf dem Programm.

"You go J'ouvert?" ist die Frage der Woche. Ob man beim Jour Ouvert, dem Eröffnungstag, dabei ist. Das heißt: Ab vier Uhr, Samstagmorgen, strömt das feierfreudige Völkchen auf die Straßen und in die Rum Shops von Plymouth.

Liebevolle Handgreiflichkeiten

Im Jahr 1628 waren es die Niederländer, die hier eine erste europäische Ansiedlung versuchten. Heute wird hier getanzt, getrunken, vor Freude gehüpft. Liebevolle Handgreiflichkeiten und eindeutig zweideutige Antanzversuche gehören dazu. Genau wie Rum mit Coconut Water und Bier bis die Sonne knallt und der Kopf dröhnt.

Nach Schlaf- und Schwimmpause geht es dann weiter zur Ole Time Carnival Show. Show-Time soll 15 Uhr sein. Doch die riesige Bühne im örtlichen Stadion gehört bis 17 Uhr den Kabelverlegern, Soundcheckern und Stühlerückern.

Ingwerbier und Gelassenheit

Mit gekochten Maiskolben, Mangosaft und Ingwerbier klettern mein Sohn David und ich auf die Tribüne. Essen. Sitzen. Gucken. So wie die Tobis um uns herum. Keine Aufregung, kein genervtes "Wann geht's denn jetzt endlich los?". Es ist noch nicht mal eine Wartestimmung. Man ist einfach da.

Und dann stürmt sie herein, die Parade der Akteure! Die Musik-Bands, sowie die Veteranen des J'ouvert-Morning. Steelbands auf klapprigen Lastwagen trommeln, was das Ölfass hält. Ein Feuerwerk der Farben, der Lebensfreude. Niemand bleibt am Stuhl kleben.

In den nächsten drei Stunden präsentieren Gruppen aus Tobago, Trinidad oder auch St. Kitts, die Geschichte des tobagonischen und karibischen Karnevals.

Und damit die Meilensteine der Entwicklung. Denn auch hier ist der Karneval ein Abbild der Gesellschaft: der Meilensteine und Krisen. Das Leben der Arawaks, der indianischen Ureinwohner, die Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1838, Freud und Leid der Fischer und Seeleute.

Ehrensache

Ann-Marie, eine Nachbarin aus Black Rock, zwinkert mir im Matrosenkostüm von der Bühne zu. Ehrensache sei es für sie, die Traditionen im dörflichen Verbund aufrecht zu erhalten, erklärt sie später.

Die Kostüme sind umwerfend: phantasievoll und farbentrunken. Und natürlich betritt immer wieder eine neue Musikband die Bühne. Die Royal Sweet Fingers scheinen Kollegen des kubanischen Buena Vista Social Clubs. Fünf altehrwürdige Herren spielen traditionelle Tambourine Musik. Die Geige etwas schräg, aber irgendwie passt auch sie ins Bild bzw. in die Ohren.

Nur noch gut vier Monate, dann startet die lange Karnevalssaison 2006. Denn bereits ab Dezember feiert man sich hier warm. Wenn die Tobis am 27. Februar 2006 Rosenmontag zelebrieren, heißt es auf Tobago: J'ouvert...

Hier gibt es Infos zu Tobago: Trinidad & Tobago Tourist Office Bahnhofplatz 4, 55116 Mainz Tel: 06131-73337 Fax: 06131-73307 info@visittnt.de www.visitTNT.de

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: